Wenn der Boden unter den Füßen bricht
RAMSAU AM DACHSTEIN. Zwei Spaltenstürze an einem Tag: Warum die Gefahr auf Gletschern immer größer wird.
Es geht ganz schnell. Ein Schritt zum falschen Zeitpunkt, und schon ist es zu spät. Wenn die Hochsommersonne nicht nur das Herz, sondern auch den Schnee auf dem Gletscher zum Schmelzen bringt, steigt die Gefahr beim Aufstieg auf Oberösterreichs höchsten Berggipfel. Und die ist oft unsichtbar. Wie berichtet, stürzten am Montag gleich zwei Alpinisten im Bereich der Seethalerhütte auf dem Dachstein in ein und dieselbe Gletscherspalte.
Kein Ort für Einzelgänger
Für Christoph Preimesberger, Leiter der Bergrettung Oberösterreich, nur bedingt ein Zufall: "Die Entwicklung ist in den vergangenen Jahren leider extrem. Heuer kommt es auch in den flachen Bereichen zu ungewöhnlich vielen Stürzen." Schuld daran sei vor allem das Wetter. Schneearmen Wintern folgen meist heiße Sommer. "Früher haben wir heroben auf dem Dachstein im Winter zehn Meter Schnee gehabt. Jetzt sind es nur noch vier. Und der schmilzt viel schneller, als er sollte", sagt Preimesberger. Dann brechen auch die Schneebrücken schnell.
Gefährlich werde es vor allem dann, wenn ein kurzer Wintereinbruch Neuschnee über die offenen Gletscherspalten weht. Wie bei den beiden Stürzen Anfang der Woche. "Da reichen ein paar Zentimeter, und die Gefahr ist nicht mehr sichtbar", sagt Preimesberger. Umso wichtiger sei es dann, nicht alleine über den Gletscher zu steigen. Aber auch zu zweit am Seil ist das Risiko groß. Dass die Begleiterin des 43-jährigen Niederösterreichers den Sturz ihres Mannes vergangenen Montag halten konnte, sei laut Preimesberger eine "Heldentat".
In einer Zweierseilschaft muss der Partner alleine als Gegengewicht fungieren – bei großem Gewichtsunterschied durch die ruckartige Bewegung beinahe unmöglich. "Je mehr Leute, desto sicherer wird es", sagt der Bergrettungschef. "Tausendmal geht’s gut, und einmal passiert’s dann. Darauf sollte man vorbereitet sein." Im Falle des Falles hilft zumindest theoretisch das Wissen über die Spaltenbergung – wie es in jedem Hochtourenkurs der alpinen Vereine vermittelt wird.
Touristen neben der Spur
Die Bergrettung hat am Dachstein auch andere Probleme. Diese entstehen, wenn Besucher den gesicherten Pfad zwischen der Bergstation der Seilbahn und der Seethalerhütte verlassen. Bereits einen Meter abseits können sich große Spalten verbergen.
Es sei auch vorgekommen, dass Touristen durch die Schneeschmelze bis zum Bauch im Eiswasser stehen. Mit Turnschuhen.
Video: Großes Glück hat ein 61-jähriger Mann aus Schladming am Montag bei einem Absturz in eine Gletscherspalte am Dachstein gehabt. Er stürzte insgesamt 20 Meter in die Tiefe, erlitt aber nur eine Schulterverletzung.
... schadet den Trophäenjägern gar nicht, wenns sie es im Stadion aufs Hirn haut.