Wenn Helfen zur Herausforderung wird

Von Robert Stammler   10.August 2018

Alle Menschen stöhnen derzeit unter der Hitze, doch für alte Leute und kleine Kinder können die Rekordtemperaturen auch gefährlich werden: Das weiß kaum jemand besser als Michael Weberbauer. Der 35-jährige gebürtige Kopfinger ist einer von 315 freiwilligen Notfallsanitätern im Dienste des Roten Kreuzes. Die Helfer müssen auch unter schweißtreibenden Bedingungen einen kühlen Kopf bewahren, vor allem wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen.

"Die gestaute Hitze in den Stadtwohnungen ist schon ein Problem, gerade für alte Menschen, die alleine leben und ihre Einkäufe und den Haushalt bewältigen müssen", sagt der Sanitäter, der seit 18 Jahren für das Rote Kreuz engagiert ist und seit acht Jahren in der Landeshauptstadt lebt und dort 400 Stunden pro Jahr unentgeltlich Notfalldienste leistet. Die Hitzewelle ist auch für die Rettungskräte selbst keine geringe Belastung. "Unsere Dienststellen, die Einsatzfahrzeuge und Spitäler sind klimatisiert. Der Einsatzort, wo der Patient liegt, natürlich nicht." Von der Kühle in die Hitze und retour: Eine Verkühlung im Hochsommer oder einen steifen Nacken nehmen die Sanitäter aber gerne in Kauf, sagt der studierte Soziologe und BWL-Absolvent.

"Der Lohn ist die Dankbarkeit zu spüren, wenn man Menschen geholfen hat", sagt der junge Vater, der mit seiner Frau, dem Sohn (3) und der fünf Monate alten Tochter in einer Dachgeschosswohnung auf dem Linzer Froschberg wohnt. In der Nacht gut durchlüften und so oft es geht mit den Kindern raus aus der Stadt: So lautet derzeit seine Devise.

Wie viele Leben der Notfallsanitäter schon gerettet hat, weiß er nicht. "Ich zähle nicht mit, genauso wenig wie bei den Menschen, die unter meinen Händen gestorben sind." Die üblen Szenen "versucht man nicht mit nachhause zu nehmen", sagt der 35-Jährige. Dazu hat Michael Weberbauer ein Ritual entwickelt: "Nach dem Dienst duschen und alles Schlimme rinnt damit einfach herunter und ist verschwunden."