Welser Stadtkindergärten: Drei Viertel der Kinder bekommen Sprachförderung

Von (fam/hip/viel)   09.November 2018

Nur jedes dritte Kind, das einen der 55 städtischen Linzer Kindergärten besucht, hat Deutsch als Muttersprache. In Wels benötigen gar drei Viertel der Kinder in städtischen Kindergärten Sprachförderung, heißt es aus der Messestadt.

24 Pädagoginnen hat die Stadt Wels abgestellt, um sprachliche Barrieren abzubauen. Laut der zuständigen Stadträtin Margarete Josseck-Herdt (FP) benötigen in der Messestadt 1000 von 1307 Kindern in städtischen Kindergärten eine Sprachförderung. Das sind exakt 76,5 Prozent. Klammert man die Dreijährigen aus, sind es sogar 83,6 Prozent. Eine aktuelle Zahl von Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache gebe es zwar nicht, laut Josseck-Herdt entspreche der oben angeführte Prozentsatz aber fast exakt dem Anteil von Migrantenkindern.

Josseck-Herdt: "Die Kinder, bei denen sich die Eltern einbringen, machen die notwendigen Fortschritte. Etwa ein Drittel der Eltern erkennen die Bedeutung, Deutsch zu lernen, nicht. Das ist unser Wermutstropfen bei dem Ganzen."

In Linz gibt es etwas mehr als 6000 Kindergartenkinder. 2000 davon besuchen private Kindergärten oder Einrichtungen der Caritas, 4000 Buben und Mädchen werden in 55 städtischen Kindergärten betreut. Bei Letzteren haben knapp zwei Drittel der Vier- und Fünfjähren, nämlich 63 Prozent, Deutsch nicht als Muttersprache, wie VP-Klubchef Martin Hajart darlegt.

Josef Kobler, Direktor des Kinder- und Jugendservices der Stadt Linz, relativiert: "Wir haben sehr strenge Kriterien, weil wir sicherstellen wollen, dass jedes Kind, das nur irgendwie für Sprachförderung in Frage kommt, diese auch bekommt."

So wird bei Kindern, bei denen ein Elternteil aus dem Ausland und eines aus Österreich kommt, automatisch Deutsch als Zweitsprache und nicht als Muttersprache geführt.

Sprachförderung schnell starten

"Oft ist es so, dass die Buben oder Mädchen schon nach einem Jahr eine Sprachförderung nicht mehr brauchen." Ähnlich argumentiert die zuständige Linzer Stadträtin Eva Schobesberger (Grüne): "Wir schauen, dass die Kinder möglichst schnell Sprachförderung bekommen. Wenn das soziale Umfeld stimmt, lernen sie auch schnell – da spielt die örtliche Herkunft keine Rolle." Die Stadt Steyr stellte gestern keine Daten zur Verfügung. Oberösterreichweit haben laut Landesstatistik 23,5 Prozent der Kindergartenkinder Deutsch nicht als Muttersprache. Die Tendenz ist steigend.

Die Welser Referentin Josseck-Herdt sagt, dass Sprachförderung nicht alle Probleme lösen kann, vor allem, weil es oft an Unterstützung in der Familie fehlt: "Manche Mütter können nicht Deutsch, dazu sind nicht wenige Analphabetinnen. Dazu sind die Väter beruflich eingespannt. Diese Familien können ihre Kinder nicht unterstützen." 

Kinderbetreuung - Zahlen und Fakten

42.271 Kindergartenkinder gab es laut Statistik der Landesregierung im Kindergartenjahr 2016/17 in Oberösterreich. Insgesamt gibt es im Land 723 Kindergärten.

Zu beobachten ist ein Stadt-Land-Gefälle bei jenen Kindern, die Deutsch nicht als Muttersprache haben. So haben in Wels (siehe nebenstehenden Bericht) drei von vier Kinder Sprachförderungsbedarf (laut der zuständigen Referentin entspricht das auch fast exakt der Zahl von Kindern von Einwanderern), oberösterreichweit waren es 23,5 Prozent, die zuerst mit einer anderen Sprache in Kontakt gekommen sind.

Tendenz steigend: Letztere Zahl ist steigend. Im Jahr 2014 waren es 21,7 Prozent der Kinder, die Deutsch nicht zur Muttersprache hatten. Ein Jahr später waren es 22,5 Prozent. Das heißt, pro Jahr ist der Anteil um etwa ein Prozent gestiegen.

Krabbelstuben wurden im Vorjahr landesweit von 4038 Kindern besucht, 80,6 Prozent der Mädchen und Buben sprachen davon Deutsch. Rund 8000 Kinder wurden in Horten betreut, hier hatten fast 40 Prozent Deutsch nicht zur Muttersprache.