Web-Experte: „Viele Möglichkeiten, Zeit zu verschwenden“

Von Von Christina Tropper   15.April 2010

OÖN: Wie viel Geld geht Firmen verloren, wenn Mitarbeiter in der Arbeitszeit auf Facebook surfen?

Röthler: Alleine das Löschen von Spam-Mails kostet die US-Wirtschaft 22 Milliarden Dollar pro Jahr. Für Facebook gibt es keine Schätzungen. Fakt ist, wer seine Arbeitszeit vertrödeln will hat immer Möglichkeiten dazu.

OÖN: Ist es sinnvoll gewisse Internetseiten zu sperren?

Röthler: Überwachungsmaßnahmen in Unternehmen sind nie sinnvoll. Heute kann außerdem jeder per Handy ins Netz einsteigen. Jedes Unternehmen hat einen E-Mail-Account, also könnten theoretisch auch alle Mitarbeiter den ganzen Tag private Nachrichten schicken. Das macht ja auch niemand.

OÖN: Es geht hier also auch um Vertrauen des Arbeitgebers in den Arbeitnehmer?

Röthler: Eigenverantwortlichkeit ist sicher ein großes Stichwort. Restriktionen im Internet sind eine gesamtgesellschaftliche Frage. Was kommt als nächstes? Werden dann auch Zeitungen oder Nachschlagewerke und Lexika in Firmen verboten? Außerdem kann eine Firma sehr davon profitieren, wenn die Arbeitnehmer auf Facebook surfen.

OÖN: Wie das?

Röthler: Die Mitarbeiter könnten zu Botschaftern des Produkts oder der Dienstleistung des Arbeitgebers werden. Und das in ihren eigenen sozialen Netzwerken – bessere PR gibt es eigentlich gar nicht. Außerdem können die Arbeitnehmer beobachten, was die Konkurrenz macht, bzw. was Menschen über das eigene Unternehmen schreiben. Das revolutioniert die ganze PR-Branche.

OÖN: Gibt es Fälle, wo Menschen wegen ihrer privaten Facebook-Nutzung gekündigt wurden?

Röthler: In der Schweiz etwa wurde eine Mitarbeiterin fristlos entlassen, weil sie schlecht über die Firma geschrieben hat. Das ist im www eben leicht nachzuvollziehen.

OÖN: Surfen Sie privat in Ihrer Arbeitszeit?

Röthler: (lacht) Ich bin selbstständig. Es gehört zu meiner Arbeit dazu mich online zu informieren und zu kommunizieren. Privates und Berufliches vermischen sich bei mir, man kann das eine nicht vom anderen trennen.