Was kostet das Land?
Der ORF hat ein neues Format: Wie viel kostet ein Bundesland? Der Kabarett-Kaiser Robert Heinrich I. alias Robert Palfrader hat sein Reich in so tiefe Schulden gestürzt, dass er das Heil im Verkauf eines seiner Länder suchen muss.
Das hat durchaus reale Vorbilder. Der junge Kaiser Franz Joseph hatte durch Misswirtschaft und verlorene Kriege die Habsburgermonarchie in eine schwere Budgetkrise gestürzt. Es war die Zeit, als Staaten Länder eroberten und Territorien zum Verkauf auf den Markt warfen: 1867 überließ Zar Alexander II. Alaska den USA um sieben Millionen Dollar. Ein Schnäppchen, wie sich im bald darauf ausbrechenden Goldrausch rasch herausstellte. Doch für Russland war die Gefahr greifbar nahe, dass sich die Briten oder Amerikaner das Landstück ohne viel Aufwand militärisch einverleibt hätten.
Bismarck hatte schon 1865 Österreich vorgeschlagen, das im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 eroberte Holstein an Preußen zu verkaufen, oder besser gleich auch noch Venetien an Italien, dann habe es nicht nur die Kriegsgefahr gebannt, sondern auch seine Schulden los. Die Rothschilds als mächtigste Bankiers der Zeit rieten dazu, auch wenn sie Bismarck keineswegs trauten. Aber auf solch einen Länderschacher wollte Kaiser Franz Joseph auf keinen Fall eingehen. Doch war ein Verkauf, abgesehen davon, dass er mit Franz Josephs Ehrbegriffen sicher nicht vereinbar war, überhaupt realistisch?
Sowohl Preußen als auch Italien fehlte in jedem Fall das Geld dafür. Die Rothschilds hätten es zwar vorstrecken können. Aber würde eine entsprechende Anleihe tatsächlich in einen friedlichen Zweck fließen statt in Kriegsvorbereitungen? Und wie hoch müsste der Kaufpreis sein?
"Dick müsste die Summe sein", meinten die Rothschilds. Preußen dachte an 40 Millionen Gulden, was für Österreichs Situation nicht viel mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein bedeutet hätte. Franz Josephs Randbemerkung auf ein entsprechendes Ansinnen: "Davon kann nie die Rede sein."
Österreich dachte eher an einen Abtausch gegen ein größeres Stück Schlesien. Aber im Grunde hatte Österreich gar keine Strategie und gegen den mit allen Wassern gewaschenen Bismarck, der an sich auch kein Geld hatte, schlechte Karten. Im Endeffekt war für Preußen und Italien eine kriegerische Lösung verlockender, auch wenn Preußens militärische Überlegenheit 1866 nicht so klar war, wie es im Nachhinein erscheinen mochte. Österreich hatte Venetien und Holstein verloren, ohne auch nur einen Gulden dafür erhalten zu haben. Stattdessen zahlte man Kriegskosten und Reparationen.
Die Zeiten haben sich geändert. Niemand würde ein Bundesland verkaufen oder kaufen wollen, und militärisches Eroberungs- und Besitzdenken haben wir hoffentlich für alle Zeiten überwunden.
Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz.
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