Ein Tiefdruckwirbel mit Kern über Italien dreht sich über die Ostalpen nach Oberösterreich herein und beschert uns "Allerheiligenwetter" im September: Gestern schneite es bis auf 1500 Meter, oberhalb von 1800 Metern bildete sich eine bis zu 50 Zentimeter hohe Schneedecke. Die Wanderschuhe muss man aber nur vorübergehend an den Nagel hängen: Freitag und Samstag werden schon wieder Outdoor-tauglich, und kommende Woche sollte sich stabiles Hochdruckwetter einstellen, sagt ZAMG-Meteorologe Bernhard Niedermoser.
"Nach einem kurzen Zwischenspiel mit Regen, Schnee und Kälte wird es also doch noch ein Herbst zum Wandern", freut sich Thomas Scholl, Direktor des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel. Er erwartet für Anfang Oktober perfekte Bedingungen: "Wenn die Sonne scheint und oben glänzen die verschneiten Gipfel – was gibt es Schöneres für unsere Gäste!" Und weil die steinigen Wanderwege in der Region nach der Schlechtwetterphase rasch abtrocknen, ist beim Bergwandern auch Trittsicherheit garantiert.
Gestern schaute es freilich noch nicht danach aus. Mutterseelenallein war Marlene Kletzl (66) auf der ZAMG-Messstelle auf dem Feuerkogel, wo sich bei Schönwetter zahlreiche Wanderer tummeln. "Um 9 Uhr ist der Regen in dicke Flocken übergegangen", sagte sie im OÖN-Gespräch. Minus 1 Grad hatte es zu Mittag, dazu kam unangenehmer Nordwestwind und dichter Nebel. Da blieb selbst der Dohlenschwarm, der der früheren Wirtin der nahen Christophorus-Hütte sonst Gesellschaft leistet, lieber im Tal.
Dort blieb wegen des anhaltend schlechten Wetters auch Harry Höll, Wirt des Prielschutzhauses hoch über Hinterstoder.
Koch Thomas Putnoki hält in 1420 Meter Seehöhe die Stellung: "Ab 1500 Meter liegt bei uns schon der Schnee. Der Große Priel ist winterlich", sagte er gestern. 20 Zentimeter Neuschnee seien bis in die Mittagsstunden schon gefallen.
Durch noch mehr Flocken muss sich René Perhab kämpfen. Der 18-Jährige ist derzeit der Ersatzmann für seinen Papa auf dem Guttenberghaus im Dachsteingebirge. "Bei uns auf 2100 Metern liegen 40 Zentimeter, weiter oben ist ein Meter Neuschnee gefallen", sagte der Nachwuchshüttenwirt.
Ein Grund zum Jammern sei das aber nicht. "Durchschnaufen schadet nicht. Heuer wird sich kein Wirt über die Saison beschweren. Außerdem wird’s ja nächste Woche eh schon wieder schön."
Ein Adria-Tief hat Montagnacht Österreich erreicht und vor allem in der Südsteiermark und in Kärnten gewaltige Regenmengen und starken Schneefall gebracht.
Bis in die Nachtstunden fielen dort mehr als 70 Liter pro Quadratmeter. Schnee fiel sogar bis unter 1200 Meter Seehöhe. In der Steiermark kam es wegen Aquaplanings bereits am Sonntag zu schweren Verkehrsunfällen. Die Verhältnisse auf den Berg- und Passstraßen bleiben bis Donnerstag angespannt.
Die Feuerwehr ist wegen der Hochwassergefahr in Alarmbereitschaft.
In Kärnten ist gestern wegen des Starkregens eine Fichte auf die Oberleitung der Südbahn gefallen. Der Zugsverkehr war für eine Stunde lang unterbrochen.
In Oberösterreich ist die Lage entspannter. Wetterwarnungen gab es vor allem für die Bezirke Kirchdorf und Steyr-Land.
Regen, Schnee und Kälte – ans Bergwandern ist derzeit nicht zu denken. Aber nicht verzagen: „Kommende Woche wird es deutlich besser“, sagt der ZAMG-Meteorologe. Dann sollte sich eine überdurchschnittlich warme Phase einstellen.