Vorläufer des Postings: Der Ebenseer Fetzenzug
EBENSEE. Mit dem berühmten Fetzenzug wurde in Ebensee gestern der Höhepunkt des Faschings gefeiert.
Hunderte Fetzen zogen wie jedes Jahr vom Ortsteil Kohlstatt an Tausenden Besuchern vorbei zum Rathaus. Dort wurde dann "ausgetadelt": Verborgen hinter ihren Lumpen und Holzmasken sagten die Fetzen mit verstellter Stimme den Passanten ihre Meinung – quasi eine frühe Form des Postings.
Der 2011 von der UNESCO zum Kulturerbe erklärte Brauch hatte in den vergangenen Jahren darunter gelitten, dass viele Pseudofetzen aus nördlich gelegenen Gemeinden anreisten. Meistens handelte es sich um junge Männer, die das Fest für Alkoholexzesse missbrauchten. Sogar zu sexuellen Belästigungen soll es mitunter gekommen sein. Dank des Einsatzes der Veranstalter hat der Fetzenzug inzwischen aber wieder zu seinem alten Charme zurückgefunden.
Nach dem Umzug feierten Teilnehmer und Zuschauer gemeinsam an den vielen Ausschank-Ständen, die Vereine überall im Ort betrieben. "Wir stehen die Nacht über mit sechs Leuten im Einsatz", sagte der Ebenseer Polizeikommandant Peter Traxl. "Ich rechne aber nicht mit Problemen. Der Fetzenzug ist in den vergangenen Jahren sehr angenehm geworden." So sah das auch Erwin Redl, dienstführender Sanitäter des Roten Kreuzes Ebensee.
Heiserer Bürgermeister
Im Unterschied zu anderen Ortspolitikern musste sich SP-Bürgermeister Markus Siller gestern übrigens nicht austadeln lassen. Der Grund: Er stand nicht am Straßenrand, sondern war selbst unerkannt im Fetzengewand unterwegs. "Seit 17 Jahren bin ich schon dabei", sagte er. Vom langen Faschingswochenende war seine Stimme bereits spürbar angeschlagen. "Heute Nacht gehe ich deshalb spätestens um drei Uhr nach Hause", so Siller.
Andere waren deutlich länger unterwegs. Nicht alle jedoch freiwillig – vor allem nicht die "Fetzen" von auswärts. Der erste Zug in Richtung Gmunden fuhr erst um 4.53 Uhr.
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