Tödliche Tiefe: Russischer Taucher wurde nach 15 Tagen gefunden

Von Elisabeth Ertl   07.Mai 2018

Eingebettet zwischen Schafberg und Höllengebirge, ist der Attersee seit vielen Jahren ein Paradies für Taucher. Die Tiefe, das klare Wasser und der große Fisch- und Pflanzenreichtum locken Jahr für Jahr tausende Touristen unter Wasser.

Nicht wenige haben den Rausch der Tiefe mit ihrem Leben bezahlt. Zuletzt ein 41-jähriger Russe, der am 20. April bei der Einstiegsstelle "Ofen" bei Steinbach am Attersee alleine einen Tauchgang unternommen hat (nachrichten.at berichtete). Die Hintergründe, warum der russische Urlauber nicht mehr an die Wasseroberfläche gekommen ist, sind noch unklar. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.

Fundort wurde markiert

15 Tage lang haben Wasserrettung und Feuerwehr immer wieder nach dem vermissten Taucher gesucht – und ihn schließlich am Samstagabend gefunden. Der Fundort der Leiche des 41-Jährigen wurde markiert und abgesperrt. Heute werden ihn Taucher des Einsatzkommandos Cobra bergen. Warum der Russe nicht unmittelbar nach seiner Auffindung geborgen wurde, weiß Walter Höllermann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Unterach. "Das hat in erster Linie ermittlungstechnische Gründe. Die Polizei muss sehen, in welcher Position der Verunglückte gefunden wurde, wie der Zustand der Sauerstoffflaschen ist und so weiter." Er selbst war zu Beginn der Suchaktion dabei. "Es wurde mindestens fünf oder sechs Mal nach dem Verunglückten gesucht. Am Tag mit Tauchern, in der Nacht mit Kameras, die hinter dem Boot befestigt sind. Das ist eine Art Rastersuche", erklärt Höllermann.

Die Suche nach dem 41-jährigen Urlauber gestaltete sich schwierig. Nicht zuletzt deshalb, weil er bei seinem Tauchgang einen Hüftmotor trug. "Dabei handelt es sich im Prinzip um ein kleines Motorboot, das die Taucher in die gewünschte Richtung zieht. Deshalb mussten wir auf Verdacht suchen. Hätte er den Hüftmotor nicht losgelassen, wäre er so lange weitergezogen worden, bis die Batterie leer gewesen wäre. Damit hätte er bis nach Seewalchen kommen können", sagt Höllermann.

Finanzieller Aufwand

Die aufwändigen und nicht ungefährlichen Suchaktionen haben auch einen finanziellen Aspekt. Denn nicht immer deckt beziehungsweise übernimmt die Versicherung die Kosten für derartige Suchaktionen. "Es ist schon häufiger vorgekommen, dass wir auf offenen Rechnungen sitzengeblieben sind. Das ist wirklich schade, denn wir gehen alle arbeiten und investieren ehrenamtlich unsere Freizeit", sagt Walter Höllermann.

 

Rund 30 tödliche Tauchunfälle seit dem Jahr 2000

Rund 30 tödliche Tauchunfälle gab es seit dem Jahr 2000 am Attersee. Die steilen Ufer führen in Tiefen von über 170 Metern. Der Tauchplatz „Schwarze Brücke“ ist unter Sporttauchern ein beliebtes Ziel. Aber immer wieder kommt es hier zu schweren, teils tödlichen Unfällen.

Zwischen Februar und Ende Juli 2005 verunglückten insgesamt neun Taucher im Attersee, acht der Unfälle endeten tödlich.

Beim Tauchen im Attersee geriet im Juni 2006 ein damals 27-jähriger Welser in Panik. Seine beiden Kameraden konnten ihn nicht zurück an die Oberfläche bringen. Der Mann ertrank hilflos.

Für zwei Taucher kam im April 2008 jede Hilfe zu spät. Sie erreichten bei der „Schwarzen Brücke“ in Steinbach eine Tiefe von 105 Metern, gerieten aber beim Aufstieg in Schwierigkeiten.

Ein Tauchlehrer aus Linz verunglückte im September 2013 im Attersee tödlich. Ihm versagten in einer Tiefe von 30 Metern sämtliche Atemregler aufgrund sogenannter „Vereiser“.

Im Mai 2014 kam es binnen einer Woche zu zwei tödlichen Tauchunfällen im Attersee. Unter anderem starb ein 62-jähriger Bayer.