Streit um gefangenen Luchs

26.Oktober 2009

LINZ. Der Streit um einen Luchs, der seit neun Monaten im Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich mit Sendehalsband unterwegs ist, geht weiter. Am Freitag haben Jäger das Tier betäubt und eingefangen. Grund sei ein Batteriewechsel beim Halsband. Nationalpark-Direktor Erich Mayrhofer bezweifelte dies am Montag via Presseaussendung. Im Gespräch bezeichnete er die Gefangennahme "gesetzeswidrig" und als einen "Akt von Tierquälerei".

Die Entscheidung zum Einfangen der Wildkatze sei über den Köpfen der zuständigen Forschungs-Arbeitsgruppe "LUKA" und der Nationalpark-Direktion erfolgt. "In einer Besprechung am Freitag hat man uns vor vollendete Tatsachen gestellt", kritisierte Mayrhofer. Da das Tier auch nicht auf dem Gebiet des Nationalparks gefangen worden ist, wäre er auch machtlos gegen diese Entscheidung gewesen. Den angeführten Batteriewechsel bezeichnete Mayrhofer in der Aussendung als "Vorwand". Erst in eineinhalb bis zwei Monaten wäre es wirklich soweit gewesen, erklärte er.

Ob der rund dreijährige "Pankratz" aus dem Gehege des Tierparks Enghagen bei Windischgarsten entlassen werde oder nicht, würde am Mittwoch entschieden. Für den Direktor ist die Haltung des Luchses als "sehr bedrohte Säugetierart" für vorläufig fünf Tage "gesetzeswidrig". Der Batterietausch und veterinärmedizinische Untersuchungen würden maximal ein bis zwei Stunden dauern. "Eine so lange Zeit in Gefangenschaft zieht nach sich, dass das Tier domestiziert wird und sich an die Menschen gewöhnt", lautet seine Kritik. Eine spätere Freilassung würde so unmöglich gemacht. "Daher ist diese Gefangenschaft in meinen Augen ein Akt von Tierquälerei", erklärte der Direktor.

Gleichzeitig zog der Nationalpark-Direktor in seiner Aussendung eine "überwiegend positive Zwischenbilanz des bisherigen Monitorings": Das Wildtier entwickle sich gut, Blutanalysen bewiesen die gute Gesundheit des Tieres. "Pankratz" habe in den neun Monaten seines Nationalpark-Aufenthaltes schon acht Kilogramm zugelegt, als Nahrung dienen ihm Rehe, Hirsche und Marder. Damit verhalte er sich artgerecht, mache sich aber eben nicht sehr bei der Jägerschaft beliebt.

Seit Ende April läuft im oberösterreichischen Nationalpark Kalkalpen das österreichweit größte Luchs-Forschungsprogramm. Im Nationalpark gehe man derzeit von drei Luchsen aus. Die Existenz weiterer Tiere wolle man prüfen. Probleme hätte es bis dato nie mit den Wildkatzen gegeben.