Stadt ließ die "Signatur" ihres Beamten im neuen Kopfsteinpflaster wieder entfernen

Von Hannes Fehringer   08.November 2018

Eilig knipsten gestern Schaulustige mit Handys und Fotoapparaten die im neuen Steyrer Kopfsteinpflaster versteckten Buchstaben, ehe der Pressluftbohrer knatterte. Bürgermeister Gerald Hackl (SP) ließ noch am Vormittag die Signatur mit dem Namenszug entfernen, die der Baustellenleiter am Magistrat und SP-Fraktionskollege des Rathauschefs, Franz-Michael Hingerl, im Zuge der Platzneugestaltung mit schwarzen und grauen Granitsteinen legen ließ – die OÖN berichteten exklusiv.

Bei den Passanten herrschte Kopfschütteln, welcher Teufel den Amtsmann geritten haben muss, dass er sich derartig wichtig genommen habe, um sich eigenmächtig im Pflaster verewigen zu lassen. Die Groteske rief ein halbes Dutzend TV-Teams auf den Platz vor dem Rathaus, deren Kameraleute noch versuchten, den einen oder anderen Buchstaben des im Pflaster versteckten Namens "Hingerl" zu filmen.

Bekannt geworden ist die Posse um den Magistratsbeamten, der wie ein alter Zunftgeselle seinen Namen in das Bauwerk einfügen wollte, durch einen Elektriker aus Steyr. Dieser hatte an dem Platz Leitungen zu verlegen, wobei er mehrere Buchstaben entdeckte und der Linie, auf der sie sich befanden, gefolgt war. Wie die OÖN in Erfahrung brachten, hätte Hingerl noch vier weitere Spezialaufträge für die Pflasterleger vorgehabt: Wie ein Künstler sein Werk signiert, wollte er den Schriftzug seines Namens mit der Jahreszahl "2018" abschließen. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen.

 

Hingerls eigenmächtiger Gestaltungsdrang führte zu einer Kopfwäsche beim Rathauschef. Bürgermeister Gerald Hackl (SP) verurteilte "die Aktion wie von einem Zwölfjährigen" scharf und ließ auch eine Ermahnung in Hingerls Personalakt eintragen. Einen Rücktrittsgrund für Hingerl als SP-Gemeinderat sah Hackl nicht: "Für diesen Blödsinn muss er jetzt ohnehin die Konsequenzen tragen. Eigentlich schade, weil er als Baustellenleiter eine ganz hervorragende Leistung erbracht hat, die er jetzt selber beschädigt hat."

"Selbstverständlich", so der Rathauschef, fordert die Stadt von Hingerl auch die Kosten für die Mehrarbeit der Pflasterer zurück, diese machten ein paar Hundert Euro aus. Dem Begehren einiger Fürsprecher, den Namenszug des Magistratsbeamten im Pflaster als kuriose Sehenswürdigkeit zu belassen, entsprach Hackl nicht: "Nein, wir wollen keine Pilgerstätte für eine misslungene Idee haben. Unsere Besucher sollen sich lieber an dem schönen neuen Platz erfreuen."

Franz-Michael Hingerl, der in seinem Umfeld durchaus reuig eingestand, eine große Eselei begangen zu haben, hielt gestern dem Rummel tapfer stand. Dass er einer der kreativen Köpfe im Rathaus ist, bewies er mit einer originellen Erklärung zu seinem Blackout. In einer E-Mail an Baureferent und Vizebürgermeister Helmut Zöttl (FP) entschuldigte er sich gleich am Morgen insbesondere bei den Stadtplatz-Anrainern "H"ohlrieder, "I"mperial, "N"anu, "G"röger, "E"-Banking-Oberbank, "R"athaus, "L"eopold für die von ihm verursachten Unannehmlichkeiten. Vizebürgermeister Helmut Zöttls Antwort beweist, dass niemand in der Affäre ein Unmensch sein soll: "Entschuldigung angenommen."