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Spionage-Fall: Ermittler sollen Beweisdatei manipuliert haben

Von Von Helmut Atteneder   23.Oktober 2010

Es ist eine kleine, heute kaum mehr gebräuchliche Datendiskette mit der Aufschrift „Lambo Motorschaden“, auf der Harald Sodnikar seine Zukunft aufbaut. Der 54-jährige Heeres-Unteroffizier wirkt gebrochen, obwohl seine Welt eigentlich längst wieder heil sein sollte. Am 11. Juni 2007 war das anders, apokalyptisch. Polizisten nahmen den Unteroffizier der Kaserne Hörsching in der Wohnung von Verwandten fest, das Haus des Mannes in Laakirchen wurde durchwühlt. Der Vorwurf: Sodnikar soll als Spion gearbeitet und geheime Daten an einen russischen Agenten weitergegeben haben. Sodnikar selbst kam in Untersuchungshaft, wo er bis zum 25. Juni blieb.

Das ist ein wichtiges Datum. Damals wie heute – obwohl das Verfahren gegen ihn längst eingestellt worden ist.

Denn jetzt, nach monatelangem Urgieren, hat Sodnikar endlich die beschlagnahmten Dokumente und Datenträger von der Staatsanwaltschaft zurückbekommen. Und da ist ihm etwas aufgefallen, das er und sein Anwalt Erwin Wartecker bei der Staatsanwaltschaft angezeigt haben. Die Daten auf der Lambo-Diskette wurden nachweislich manipuliert, wie der Linzer Datenforensiker Uwe Sailer in einem Gutachten (siehe Faksimile) befunden hat. Und zwar am 21. und 22. Juni 2007. Sodnikar kann das nicht gewesen sein, er saß zu der Zeit in Untersuchungshaft. Manche Dateien lauteten nicht mehr auf „Sodnikar“, sondern auf „bvtikar“. BVT steht für Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

Und: Eine nachträglich auf der Diskette erfasste Excel-Datei haben die BVT-Ermittler bei der Staatsanwaltschaft damals als Beweismittel vorgelegt. Auf dem Papier ging es um angebliche Zahlungen, die Sodnikar „von Moskau“ erhalten haben soll. Am Donnerstag haben Sodnikar und sein Anwalt die mögliche Datenmanipulation bei der Staatsanwaltschaft Wien angezeigt. Dort wird bereits seit Jänner gegen die BVT-Beamten ermittelt. Wegen Amtsmissbrauchs. Der Hauptvorwurf: Die Beamten sollen Ermittlungsergebnisse nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet haben.

Harald Sodnikar hofft, dass er nun, nach mehr als drei Jahren, endlich rehabilitiert wird: „Es gibt viele Gerüchte über mich, das ist fast nicht auszuhalten.“ Auch dienstrechtlich hatte die Spionage-Geschichte Auswirkungen: „Ich darf zwar wieder arbeiten, man hat mir aber die militärische Verlässlichkeit genommen.“

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25. April 2024