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"Söhne bekommen gleich Blut, Töchter nicht immer"

Von Barbara Eidenberger   25.Juli 2014

Vor zwei Wochen ist der Bernhard Benka nach Hause gekommen. Acht Monate lang war er in Indien, um Leischmaniose zu bekämpfen. „Die Krankheit wird durch Sandmücken übertragen und ist unbehandelt tödlich“, erklärt der Mediziner. An sich wäre Leischmaniose einfach zu behandeln, man müsse nur rechtzeitig zum Arzt gehen und die teilweise bis zu einem Monat andauernde Behandlung durchziehen, erklärt Benka. Doch genau daran scheitert es oft: „Es ist schwierig die Patienten so lange bei der Stange zu halten. In Österreich würde man einfach anrufen. Das geht in Indien gerade noch, ist aber zum Beispiel in Afrika unmöglich.“

"Das Problem ist die Rückständigkeit mancherorts"

Wer dieser Tage Indien hört, denkt sofort an die vielen Meldungen über Vergewaltigungen und Mädchenmorde. „Wir waren genau in dem Bundesstaat stationiert, wo es zu vielen der Übergriffe gekommen ist“, sagt Benka, der betont dass man ein Milliardenvolk nicht einfach über einen Kamm scheren dürfte: „Jeder aufgeklärte Inder verurteilt diese Verbrechen genauso. Das Problem ist die enorme Rückständigkeit in manchen Gegenden.“ Dass Mädchen weniger wert seien, ist in vielen Köpfen fest verankert. Das hat Benka in seiner täglichen Arbeit immer wieder erlebt. „Leischmaniose löst Blutarmut aus, die Patienten brauchen dann eine Transfusion. Brauchte der Sohn Blut, war das kein Problem. Für die Tochter waren die Eltern seltener bereit zu spenden“, so der Arzt.

"Man sieht, dass man etwas bewegt"

Die Ärzte versuchten in solchen Situationen die Eltern oder die Blutbank – die Blut eigentlich nur in akut lebensbedrohlichen Situationen bereitstellt - zu überzeugen . Dies gelang auch oft, so der Linzer: „Das ist für mich dann auch der Mehrwert, denn ich aus diesen Einsätzen ziehe: Ich weiß, wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte dieses Kind kein Blut bekommen. Man sieht, dass man etwas bewegt.“ Das ist auch der Grundsatz von Ärzte ohne Grenzen: Alles zu tun um jedes Leben zu retten, unabhängig davon, wer der Patient ist. Generell sei Indien ein Land mit teils schwer fassbaren Diskrepanzen: „Einerseits schickt der Staat einen Satelliten zum Mars, andererseits haben viele Menschen nicht einmal eine Latrine hinter ihrem Haus.“

Bernhard Benka bei seinem Einsatz in Afrika.

"Die Arbeit geht uns ja leider nicht aus"

Dass er einen Job haben möchte, bei dem er die Welt sieht, war für Benka immer schon klar: „Schon als Kind bin ich mit meinen Eltern viel herumgereist. Ich habe Medizin studiert, weil ich wusste dass ich mit dieser Ausbildung ins Ausland gehen kann.“ Nach dem Studium und der Turnuszeit im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder bewarb sich Benka bei „Ärzte ohne Grenzen“. Nach einem zweitägigen Assessment Center wurde er angenommen und hat seitdem fünf Einsätze absolviert. Die Organisation ist auf der ganzen Welt im Einsatz. Wohin ihn sein nächster Einsatz führen wird, weiß Benka noch nicht: „Eigentlich wäre wieder Afrika an der Reihe, dort habe ich ja auch begonnen. Aber erfahren werde ich das nächste Woche.“ Wie lange er noch bei „Ärzte ohne Grenzen“ mitarbeiten möchte,  kann Benka noch nicht sagen: „So lange ich noch motiviert bin, denke ich. Die Arbeit geht uns ja leider nicht aus.“

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18. April 2024