Sie lässt niemanden vor der Tür stehen

Von Gabriel Egger   05.Oktober 2017

Elisa Roth kennt das Gebäude mit der mattbraunen Fassade und den 26 Fenstern, die einen tristen Blick auf die vielbefahrene Ost-West-Tangente der Stadt offenbaren, seit 13 Jahren. „Schon damals war es ein Sanierungsfall“, sagt sie. Während ihrer Studienzeit war die 43-Jährige aus St. Georgen an der Gusen (Bezirk Perg) noch Wächterin über den Eingang des Flüchtlingswohnheims in der Linzer Rudolfstraße Nummer 64.

Als Nachtportierin ließ sie aber keinen Hilfesuchenden vor verschlossenen Türen stehen. Mittlerweile sitzt die studierte Erziehungswissenschafterin im Chefsessel.

Seit zweieinhalb Jahren leitet sie das Heim, das der Verein „SOS Menschenrechte“ seit 1996 betreibt, mit großer Motivation und einigen Sorgenfalten. „Wir haben immer wieder Rohrbrüche, Zimmer stehen unter Wasser, und der Strom fällt aus“, sagt Roth. Doch der Sanierungsplan scheiterte vorerst. Weder die Stadt Linz noch das Land Oberösterreich wollten sich an der Finanzierung beteiligen. „Also haben wir auf die Unterstützung der Bevölkerung gebaut“, erinnert sie sich. Mit Erfolg. 600.000 Euro wurden gespendet. Bereits in der kommenden Woche können die Bagger anrücken.

Für Roth ein Beweis, dass sich noch immer viele Menschen trotz der teils negativen Stimmung für einen gerechten Umgang mit Flüchtlingen einsetzen. „Ich bin eine, die bei Ungerechtigkeiten ganz genau hinschaut. Die Menschenrechte begleiten mich immer.“ Auch beim vergangenen Sommerurlaub in Rom und auf Sizilien. „Dort müssen die Asylwerber betteln. Ich habe da schon ein anderes Europa im Kopf“, sagt Roth.

Nach der Sanierung soll das Haus in der Rudolfstraße auch für Menschen offen sein, die finanziell „nur wenig Chancen“ haben. Zeit zum Durchschnaufen bleibt während der rund einjährigen Bauarbeiten kaum. „Die Freizeit verbringe ich beim Lesen, Tanzen und bei meiner Familie.“ Denn genauso wichtig wie ein Dach über dem Kopf sei ein stabiler Rückhalt.