Serie 1918: Ein siebenfacher Mord in Kefermarkt
Raubüberfälle auf einsame Bauernhöfe versetzen das Mühlviertel in Angst und Schrecken
Es war ein abscheuliches Verbrechen, über das selbst internationale Zeitungen berichteten. In der Nacht auf Montag, den 11. November 1918, töteten Einbrecher auf einem Bauernhof in Freidorf, Gemeinde Kefermarkt, die 48-jährige verwitwete Bäuerin Maria P. sowie sechs ihrer neun Kinder im Alter zwischen 14 und 29 Jahren.
Nur drei Mitglieder der Familie überlebten: die zwölfjährige Christina, die sich nach Schlägen auf den Kopf tot gestellt hatte, der 15-jährige Josef, der sich rechtzeitig unter dem Bett verstecken konnte, und der 16-jährige Alois, der in dieser Nacht auf einem anderen Hof übernachtet hatte.
Die Täter waren mit äußerster Brutalität vorgegangen, wie Christina später der Polizei berichtete. Eine ihrer Schwestern – Anna – hatten sie zunächst am Leben gelassen. Nachdem sie das Erdgeschoss durchsucht hatten, kamen sie zurück und befragten das Mädchen nach Wertgegeständen. Als Anna mit „Ich weiß nicht“ antwortete, wurde auch sie erschlagen.
Gefunden wurden die Täter vorerst nicht. „Verdächtig sind zwei Soldaten mit Ledergamaschen und zwei Männer in Zivil“, schreibt die Tages-Post, die Vorgängerzeitung der OÖNachrichten am 12. November.
Vier Tage zuvor, in der Nacht auf Freitag, den 8. November, waren in der Ortschaft Pitretsberg, Gemeinde Oepping, ein Bauer und dessen Bruder erschlagen worden. Die Kinder der Familie, die ebenfalls im Haus waren, überlebten das Massaker, die Bäuerin war in Linz im Spital. Ein Mädchen, „dass sich unter einer Tuchent versteckt hatte“, wie die Tages-Post schrieb, sagte aus, sie habe nach dem Mord an ihrem Vater drei Männer gesehen, die am Tisch saßen und Geld zählten.
Die brutalen Überfälle gingen weiter: Zwei Tote in Allersdorf, Gemeinde Niederwaldkirchen, eine Tote in Engerwitzdorf, drei Tote am Dallingergut in Wimm, Gemeinde Pram. Das Muster glich sich: Stets handelte es sich um einsame, abseits gelegene Gehöfte. Immer stiegen die Täter ein, indem sie ein Fensterkreuz aushingen. Die Opfer wurden meist erschlagen.
Russische Kriegsgefangene
Auf die Spur kam die Polizei den Tätern durch Zufall. Im Gasthof „Zum Schwarzen Bock“ in der Linzer Altstadt (dort, wo sich heute das Lokal „Aquarium“ befindet) fielen Polizeiagent Sommer am 24. November vier Männer auf, die mit Geld prassten. Er ließ ihre Taschen durchsuchen. Darin gefundene Gegenstände stammten aus den Raubüberfällen im Mühlviertel. Bei den vier Männern handelte es sich um ehemalige russische Kriegsgefangene, die während des Krieges in Linz interniert gewesen waren.
Sie wurden verhaftet. Im Mai 1919 wurde ihnen in Linz der Prozess gemacht. Insgesamt 14 Morde wurden ihnen zur Last gelegt. Drei Angeklagte wurden zu lebenslanger Haft, der vierte - dem keine Beteiligung an einem Mord nachgewiesen werden konnte – wegen Raubes zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Angeklagten nahmen das Urteil „ganz bestürzt entgegen“, berichtete die Tages-Post.
Nächster Teil der Serie am Freitag, alle Teile zum Nachlesen auf nachrichten.at/1918
Bitte mich jetzt nicht gleich als Nazi oder Ähnliches zu nennen.
Die Bevölkerung hat diese Morde, besonders in abgelegenen Bauernhöfen, nicht vergessen und als sie 1945 vom Ausbruch russischer Kriegsgefangener aus Mauthausen informiert wurden hatten sie natürlich Angst. Diese Morde 1918 trugen so in gewisser Weise zu den Gräueltaten bei der "Mühlviertler Hasenjagd" bei.
Auch früher waren die Täter meist keine Einheimischen.
Ja ,ja, früher war halt alles besser. Angeblich waren gab es ja kaum Kriminalität und die Menschen waren nur lieb zueinander.
Wozu es dann an allen Häusern die stählernen Fenstergitter gab ? Sicher nur zur Dekoration um die Häuschen zu verschönern.