Schulbrüder schließen Stephaneum: „Aus sozialer Sicht eine Katastrophe“

Von Von Gary Sperrer   23.November 2010

„Es ist fix, dass wir zusperren“, sagt Stephaneum-Direktor Gerhard Reisinger. „Das Damoklesschwert der Rentabilität hängt über allen Privatschulen. Da sind wir keine Ausnahme.“ Betroffen sind 152 Schüler und 25 Lehrer.

„Es gibt umfangreiche Auflagen der Brandschutzbehörden“, so Johann Gassner, Provinzial der Schulbrüder. Dazu kämen anstehende Investitionen in Infrastruktur und Bausubstanz des mehr als 100 Jahre alten Gebäudes. All das ginge gewaltig ins Geld und könne am Standort, auch angesichts drastisch gesunkener Schülerzahlen, nicht mehr erwirtschaftet werden.

Für den Goiserer Bürgermeister Peter Ellmer (SP) ist die Schließung der Ganztagsschule mit Sportzweig und Internat eine „kleine Katastrophe“. „Ein Teil von Bad Goisern bricht uns da weg“, sagt der Ortschef. „Obwohl mir das natürlich ganz klar ist, dass eine Privatschule ins Strudeln kommt. Auch wir kämpfen bei den Schulen, bei denen wir als Gemeinde den Erhaltungsauftrag haben, mit den sinkenden Schülerzahlen.“

Für die Salzkammergut-Gemeinde bringe das Stephaneum-Aus wirtschaftlich und arbeitsplatzmäßig große Nachteile. „Auch aus sozialer Sicht ist es eine Katastrophe“, klagt der Bürgermeister. „Es sind Kinder an dieser Schule, die aus einem nicht so guten sozialen Umfeld kommen und die hier eine sehr gute Basis gefunden haben, aufgefangen und gut ausgebildet worden sind.“ Unterstützung könne er nur moralisch geben, sagt Ellmer. „Ich habe sonst keine anderen Möglichkeiten.“

Schüler und Eltern wollen sich gegen die Schließung wehren und haben eine Unterschriftenaktion gestartet. Wann der letzte Schultag am Stephaneum stattfindet, ist noch unklar. Direktor Reisinger hofft auf einen Betrieb bis Ende des Schuljahres 2011/2012.

109 Jahre Tradition

Der Grundstein für die von der Ordensgemeinschaft der Schulbrüder gegründeten Goiserer Schule wurde am 18. September 1901 gelegt. 1914 bekam sie ihr heutiges Aussehen. 1927 wurde das Gebäude erweitert und eine Hauptschule gegründet. Seit 1984 werden auch Mädchen aufgenommen.