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Schüsse auf Asylunterkunft: "Was hier passiert ist, ist ein Verbrechen"

Von Luise Walchshofer   29.August 2017

Die vergangenen zwei Nächte hat Khatuna T. nicht geschlafen. Die 37-jährige Georgierin lebt in jener Asylunterkunft in Rosenau am Hengstpaß, auf deren Eingangstür unbekannte Täter mit einem Schrotgewehr schossen. "Es gab einen Knall. Zweimal. Dann ist ein Auto weggefahren. Ich habe die Reifen gehört", erzählt sie.

Die Schüsse hatten die Glasscheibe der Türe durchschlagen, überall lagen Scherben. Jetzt hat Khatuna T. Angst, ebenso wie Zeba A. Die Afghanin macht sich vor allem Sorgen um ihre zwei Kinder. Seit zwei Jahren lebt sie mit ihrer Familie in der 700-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Kirchdorf. Niemand habe sich ihr gegenüber je feindlich gezeigt.

Das Quartier besteht aus zwei Häusern, die direkt an der Landesstraße liegen. In einem wohnen Familien mit Kindern, im anderen sind Männer untergebracht. Als die Unterkunft 2015 eröffnet wurde, lebten 30 Personen hier. Jetzt sind es nur noch zwölf, die meisten kommen aus Afghanistan und dem Irak.

"Sie sind Freunde geworden"

Auf der anderen Straßenseite befindet sich der Rosenauer Ortsteil Dambach. Einfamilienhäuser mit liebevoll gepflegten Gärten sind einen Hang hinauf gebaut. In einem davon wohnt Martha Dornauer. Sie war in der Nacht auf Sonntag mit ihrem Urenkel alleine zu Hause. Als sie die Schüsse hörte, erschrak sie, dachte aber zunächst, dass vielleicht Burschen Raketen abgefeuert hätten. Am nächsten Tag hörte sie, was geschehen war. "Ich bin schockiert, dass so etwas bei uns in der Siedlung passiert", sagt die 70-Jährige. Ihr Sohn Martin Dornauer (47) geht manchmal ins Quartier und plaudert mit den Flüchtlingen. "Das sind sehr nette Leute", sagt er.

Für Walter Kimmersdorfer sind sie mehr als das. "Sie sind Freunde geworden", sagt der 66-Jährige, der seit zwei Jahren ehrenamtlich Flüchtlingen Deutschunterricht gibt und sie bei Behördenwegen unterstützt. Es gebe auch in Rosenau Bewohner, die gegen Flüchtlinge seien. "Leider fallen viele Leute auf die Parolen von Hetzern herein", sagt er.

Sie würden den Flüchtlingen die Unterstützung neiden. "Dabei erhalten sie 180 Euro Grundversorgung im Monat und dürfen nicht arbeiten. Und diese Menschen haben ihre Heimat verloren. Was hier passiert ist, ist ein Verbrechen."

Auch Greta (89) und Rudolf Stanzel (90) haben guten Kontakt zu den Asylwerbern. "Wir haben ihnen am Anfang Geschirr und Besteck und ein Fahrrad gebracht", sagt Greta Stanzel. "Sie hatten ja nichts."

Weder habe es jemals Probleme gegeben, noch hätten sie gehört, dass sich jemand über die Flüchtlinge beschwert habe. "Dass jemand auf ihr Haus geschossen hat, finden wir erschütternd."

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18. April 2024