Schüler wollen Lehrpläne entrümpeln: "Schule in das 21. Jahrhundert bringen"
LINZ. In Oberösterreich beginnt für 190.000 Schüler heute der Unterricht – Schülervertreter fordern weniger Lehrstoff, stattdessen mehr Praxisnähe und individuelle Schwerpunkte.
"Es ist notwendig, dass die Lehrpläne entrümpelt werden. Die Schule muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen", sagt Michael Gillesberger.
Der 17-jährige Gmundner ist Landesschulsprecher für die Gymnasien und startet mit Magdalena Bachinger, die für die Berufsbildenden höheren und mittleren Schulen spricht, und Martin Steiner, der als Sprachrohr für die Berufsschüler wiedergewählt wurde, mit dem heutigen Schulbeginn in das neue Amt. Insgesamt vertreten die drei mehr als 83.000 Schüler in Oberösterreich.
"Tablets oft nicht eingesetzt"
Allen drei ist wichtig, dass das, was in der Schule gelehrt wird, wieder aktueller wird. "Der Lehrplan ist in die Jahre gekommen", sagt Gillesberger. "Er ist viel zu dicht. Dadurch bleibt zu wenig Zeit, um in die Tiefe zu gehen oder individuelle Schwerpunkte zu setzen, wenn eine Klasse ein Thema besonders interessiert." Wichtig sei auch, die kritische Auseinandersetzung mit Themen zu lernen, sagt der Gymnasiast: "Das werden wir in Zukunft brauchen. Doch genau dafür bleibt oft keine Zeit."
Magdalena Bachinger fordert mehr Praxisbezug der Lehrinhalte. "Es wäre oft sinnvoller, nicht fünf Punkte auswendig lernen zu müssen, sondern zu erkennen, wie man sie anwendet", sagt die 18-Jährige aus Ried/Riedmark. "Dann versteht man die Dinge erst wirklich." Die Schule sei oft ein wenig lebensfremd, ist Martin Steiner überzeugt: "Das, was man im täglichen Leben braucht, lernt man meistens nicht in der Schule, sondern von Eltern oder Freunden."
Die geplante Digitalisierungsoffensive der Regierung stößt bei allen dreien auf einhellige Zustimmung. Allerdings mache die Regierung dabei den zweiten vor dem ersten Schritt: "Es ist toll, dass Schulen mit Tablets oder Notebooks ausgestattet werden sollen. Aber warum dürfen Schüler die Geräte, die sie ohnehin schon besitzen, vielfach nicht einsetzen?", fragt Gillesberger. So müssten Schüler noch immer darum kämpfen, mit ihrem eigenen Laptop im Unterricht mitschreiben zu dürfen. "Manche erhalten nur deswegen eine schlechtere Note", ergänzt Bachinger. Es geht aber auch andersrum, berichtet Steiner: "Es gibt Schulen, die sind super mit technischen Geräten ausgestattet. Eingesetzt werden sie aber kaum."
EU-Politiker-Diskussion geplant
Aktiv werden wollen die drei Landesschulsprecher aber auch im politischen Bereich. So planen sie für das Frühjahr, rechtzeitig vor der Europawahl, eine große Politiker-Diskussion vor Schülern. Um das Problem der teuren Nachhilfe zu lösen, will die Landesschülervertretung ab Dezember eine Nachhilfeplattform starten.
Schülerzahlen stabil, leichter Rückgang in den NMS
Für 189.647 Schüler geht heute in Oberösterreich der Unterricht nach den Ferien wieder los. Ihre Zahl stieg um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch Schulanfänger gibt es heuer mehr: Ihre Zahl erhöhte sich um 1,6 Prozent auf 14.628. Insgesamt gibt es heuer mehr Volksschüler (+1,3 Prozent), aber weniger Schüler in den Neuen Mittelschulen (–0,7 Prozent). In den höheren Schulen blieben die Zahlen gleich. Insgesamt starten heute 639.000 Schüler in Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg.
In Hallstatt gibt es unterdessen einen besonderen Brauch zu Schulbeginn: Bereits gestern wurden die neuen Schüler der HTL von ihren Lehrern in einem speziellen Boot in ihre neue Schule gerudert.
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Mathe, Physik, Chemie, Biologie wurden mir während der Schulzeit regelrecht vergällt.
Chemie war der Gegenstand, wo der Prof zwei Flüssigkeiten mischte und das Zeug plötzlich blau wurde. In Bio wusste man dass es ein-, zweihäusige Pflanzen gab. Dass es Paarhufer oder Einhufer gab. Lauter faszinierende Dinge. Physik hat eh niemand verstanden.
Später hab ich dann halbe Bibliotheken verschlungen, wo einem das auf interessante Art näher gebracht wurde.
Noch weniger Lehrstoff ind trotzdem Matura? Allgemeinbildung wird schrittweise abgeschafft.
Sehr vernünftige Vorschläge der Schülervertreter.
Die Politik wäre gut beraten, wenn sie diese "Stimmen aus der Realität" hört und berücksichtigt.
Lehrpläne wurden schon immer nach staatlichen Vorgaben gestaltet und nicht nach dem Intellekt eines Volkes
Auch die Historie wird immer der Zeit angepasst
Der Staat - sind wir nicht der Staat?
Rufi
ja richtig .
nur dürfen nicht ALLE mitreden und müssen das hinnehmen was ihnen vorgeschrieben und vorgesetzt wird, so alla Autokratur
pepo so schauts aus;M
viele können auch gar nicht dreinreden oder
sollten es nicht können.
andere wieder sind betriebsblind sic! da sollte schon ein Busserl …
Ja bitte, ein Wünsch-dir-was an Schulen unbedingt einführen. Man will die jungen Menschen ja optimal auf die spätere Berufslaufbahn vorbereiten... Freiwilligkeit wohin man blickt, jeder darf machen worauf er gerade Lust hat. SO SOLL ARBEIT! lol
Warum nicht?
(sollte herausfordern; nicht unbedingt, dass ich das Angesprochene hundertprozentig gutheisse)
Nicht die Lehrpläne müssen entrümpelt werden, sondern der pädagogisch-didaktische alt-68-er-Ballast.
Früher hat man den Schülern erklärt, was ein Genitiv ist, wie man ihn bildet und wofür man ihn braucht. Paar Beispiele, und gut war's. Dauer: 15 Minuten.
Heute muss alles kompetenzorientiert sein. Das heißt, die Schüler finden selber heraus, dass es sich um einen "wes-Fall" handelt, überlegen, wofür man ihn brauchen könnte und wie er eventuell gebildet wird. Dazu finden sie Beispiele, die zu 50 Prozent falsch sind. Am Ende können sie den Genitiv rückwärts tanzen.
Dauer: drei Einheiten.
Für sowas geht die meiste Zeit drauf, in den Lehrplänen ist nicht mehr viel enthalten, was man noch weglassen könnte!
Wann waren Sie zum letzten Mal in einer Schule?
In den Lehrplänen wird eine Menge Ballast mitgeschleppt und deswegen sind sie zu umfangreich, das ist richtig. Dieser Ballast und dieser Umfang hat sich angesammelt, weil man zwar neue Dinge, die auch notwendig waren, hineingepackt hat, aber nichts enfernt hat, was nicht mehr notwendig und überflüssig war. Das ist übrigens auch an vielen Unis so. Warum das so ist, das ist leicht erklärbar. Die, die nicht mehr Notwendiges lehren, die verteidigen ihren Besitzstand und die anderen gehen mit ihnen eine Allianz ein, weil eine Krähe der anderen bekanntlich kein Auge aushackt. Es liegt allerdings ganz sicher nicht an den SchülerInnen oder StudentInnen festzuelgen, wie die Lehrpläne nun aussehen sollten. Und ie Lehranstalten selbst haben keine Reformkraft. Es gehört unter Einbindung von Arbeitgebern und anderen reformwilligen und geeigneten Personen und Stellen eine Reformkommission ohne BlockiererInnen her, die dieses Werk in Angriff nimmt und in absehbarer Zeit vorschläge macht.
Stimmt. Meiner Meinung nach sind sowas wie Schülervertreter sowieso für die Katz - auch Studentenvertreter. Scheindemokratie. Weil sie keiner ernst nimmt. Und sie oft auch nicht ernstzunehmen sind, weil zu jung und unerfahren, zu leicht beeinflussbar, gerne wiederkäuend was entweder ihrer mangelnden Erfahrung oder aber erwachsenen Einflüsterern entspringt.
Dasselbe mit dem Wahlrecht. Wahlrecht für 16-jährige kann nur Vollidioten eingefallen sein. Ich würde im Gegensatz zu dem wie es heute läuft auch noch einen Mindest-IQ und soziale Mindestkompetenz verlangen, nicht bloß Volljährigkeit, bevor ich jemanden mitbestimmen lasse. Meinung äußern gern, aber mitbestimmen nur bei ernstzunehmenden geistigen Fähigkeiten.
Die Allerintelligentesten finden dennoch einen Weg, die weniger Intelligenten so beeinflussen, dass das Ergebnis passt.
Also wollen in Zukunft die Schüler bestimmen, was - und ob überhaupt - sie zu lernen gewillt sind.
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Frühbeginn der "Life-balance".
@mitreden: Sie wollen auch festlegen, womit der Lehrstoff vermittelt werden soll.
Tafel mit Kreide-Beschriftung, Overhead-Projektor-Folien, Computer mit ppt-Folie auf die Wand projiziert sind "out", am Handy oder Tablet irgend etwas erwischen ist "in".
Warum noch lernen? Google findet alles und merkt sich auch noch ewig, was wir einmal wissen wollten!
Mittlerweile weiß Google schon vorher was ich finden will oder soll
Exzessive Nutzung von Google für eh alles hat meinen persönlichen KI-Bereich schon perfekt hingetrimmt.
Was ich nicht verstehe ist die Forderung nach angstfreiem Raum? Wann hat die Schule jemals Angst verbreitet? Eigentlich nur dann, wenn ich dumm goschert und unvorbereitet war. Ist das ein Fehler der schule?
Nicht die Schule, einzelne schlechte Lehrer verbreiten durchaus Angst.
Es gibt zuwenig gute Lehrer.
Schrecken, Angst und Dtress lassen nicht lernen und auch nicht das Gelernte wiedergeben (Vester).
Ich kenne es eigentlich nur von der anderen Seite her - also, dass Lehrer Angst verbreiten, nicht Schüler. War bei mir im Gym so und bei meiner Tochter heute ist es nicht anders.
Drei sehr fleißige und optimistische junge Menschen!
Schön, Idealismus und Engagement zu sehen. Weiter so!
@ Nachhilfe: wäre nicht notwendig, wenn es endlich eine Möglichkeit gäbe, die Kinder/Jugendlichen vor schlechten und faulen LehrerInnen zu schützen.
Eine Lehrkraft kann sich ja fast alles erlauben, fast unkündbar, egal was passiert (außer Mord u.a. schwere Delikte des StGB).
Es gibt viele ausgezeichnete, engagierte Lehrkräfte, aber die paar faulen/mobbenden/unfähigen, die ziehen eine ganze Berufsgruppe in den Dreck.
Kampf der Lehrergewerkschaft, die dieses schützt!
Trift‘s genau!
Estland macht es richtig. Auch bei Pisa ganz vorne. Bitte das nachmachen.
Ganztagsschulen. Alle Schulsachen gratis. Gesundes Mittagessen gratis. Schulräumlichkeiten auch privat nutzbar, z.B. für Kinder-Musikgruppen. Schule als Wohlfühlort. Individuelle Lehrpläne je nach Bedarf des Kindes. Selbständiges Lernen, Lehrer als Begleiter und Freunde. Digitale Plattformen zur individuellen Nutzung. Musik und Kunst wichtig, nicht nur Wirtschaft und Technik. Jedes Kind lernt ein Instrument in der Schule. Prüfungen und Noten erst für ältere Teenager/Schulabgänger.
Dann bitte aber auch beim Steuersystem!
aus wiki
"Nach der Unabhängigkeit 1991 galt in Estland für Personen eine progressive Besteuerung mit 16, 24 und 33 Prozent. Das Steuersystem wurde 1994 reformiert, und als erstes europäisches Land führte Estland im selben Jahr eine Einheitssteuer ein, deren Satz damals bei 26 % lag. Im Januar 2005 wurde dieser Satz auf 24 % reduziert und eine weitere Senkung in jährlichen 1-%-Punkt-Schritten beschlossen. Seit dem 1. Januar 2008 liegt der Einkommenssteuersatz dieser Einheitssteuer bei 21 %. Seit dem 1. Januar 2015 liegt der Steuersatz bei 20 %. Unternehmen zahlen für nicht entnommene Gewinne keine Steuern. Nur die entnommenen Gewinne werden mit der Flat Tax von 20 % besteuert (Berechnung 20/80 %) und gelten bei den Gesellschaftern bereits als endbesteuert und müssen nicht nochmals einer Besteuerung unterworfen werden."
Individuelle Schwerpunkte sind optimal hinsichtlich der Zentralmatura. Gute Idee, Herr Schülervertreter!
Es ist ja nicht jeder der Meinung, dass Zentralmatura eine gute Idee ist...
Überhaupt Matura und permanentes Letrnen für den jeweils nächsten Test, damit brav oft nichtssagende Noten vergeben werden können. Das geht nämlich in Wahrheit am Leben vorbei und zerstört das wofür Schule eigentlich da ist - sich in vernünftigem Rahmen angstfrei und motiviert Wissen anzueignen.
Ironie?
Was sonst?
Dann muss eben die Zentralmatura zumindest teilweise an individuelle Schwerpunkte angepasst werden.
Die Schüler sind wichtiger als die Vorschriften.
Schade , dass ich nicht mehr in die Schule gehen Kann: Mathe Latein Deutsch Englisch weg, Ferien von Oktober bis Mai und dann individuelle Prüfungen auf I Pad Smartphone mit der Frage: wie schreibt man Schule!! Super!!
Es ändert sich Alles , Menschen und Schüler/innen
tacitus :
du als ehemaliger Schuldirektor wirst es schon wissen , aber die Schüler/Innen NOCH NICHT , es kommt erst später wenn's zu spät ist !
Es ändert sich Alles , Menschen und Schüler/innen
tacitus :
du als ehemaliger Schuldirektor wirst es schon wissen , aber die Schüler/Innen NOCH NICHT , es kommt erst später wenn's zu spät ist !
+
zu spät oder fast zu spät
gerade "das nutzlose" ist das wertvolle.altgriechisch,Latein,Geschichte Handwerk,Singen, Zeichnen, Malen, Religion, Philosophie, Bewegung??? wollen wir lauter digitale Fachidioten.??
tac volle Zustimmung;
im Kleinen, das ich selbst erfuhr: Englisch und Geografie wurden bei uns „natürlich“ als nebensächlich und beinahe unnötig eingestuft, Englischkenntnisse waren im Beruf dann das Wichtigste.
So kann man sich täuschen.
Die Sinnhaftigkeit von Altgriechisch und Latein darf man aber hoffentlich schon hinterfragen. Wobei Latein noch ein wenig mehr Berechtigung haben kann.
Klar darf man! Man darf auch deinen Intellekt hinterfragen.
Was wollen die denn entrümpeln??
Wenn man bedenkt, was in den letzten Jahren schon so gestrichen worden ist --> entrümpeln bis nichts mehr übrig bleibt ...
tarantino vielleicht die Methoden?
im Unterricht weniger hineinpressen und
mehr selbständig erarbeiten lassen.
was trotzdem bleiben muß: Freiraum. Woher dann nehmen, ich weiß es nicht.