Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

"Sauerei, wenn man Kindern Lust am Lernen raubt"

Von Herbert Schorn   11.März 2016

Einen radikalen Umbruch im Schulsystem fordert der Neurobiologe Gerald Hüther. Er forscht an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen (Deutschland) unter anderem darüber, was im Gehirn beim Lernen passiert.

Eine seiner zentralen Thesen lautet: Der Mensch lernt auf Dauer nichts, das für ihn bedeutungslos ist. "Lernen ist identisch mit Leben. Wer nichts mehr lernen will, ist tot", sagt der Forscher im OÖN-Gespräch. Lernen sei dagegen Ausdruck von Lebendigkeit. Eltern müssten an die Schule nur eine einzige Forderung stellen: die Lust am Lernen zu erhalten. "Es ist eine Sauerei, wenn man Kindern die Lust am Lernen raubt. So raubt man ihnen die Lust am Leben."

Grundvoraussetzung für eine innere Lernmotivation ist laut Hüther, dass Schüler ihre Lernprozesse selbstständig gestalten können. "Das ist bei kleinen Kindern zu beobachten, wenn sie gehen oder sprechen lernen." Wenn aber in der Schule mit Druck Wissen vermittelt wird, verwandle sich die Lernlust in Lernfrust: "Wir wissen aus der Psychologie und Hirnforschung: Wenn man von außen drückt, wächst von innen nichts mehr." Lernen sei ein aktiver Prozess, Lehrer sollten ermuntern, einladen, inspirieren. "Aber in der Schule werden die Kinder oft zu Objekten von Bewertung, Bestrafung, Belohnung." Kinder würden zu passiven Objekten statt zu aktiven Subjekten.

Daher sei das herkömmliche Modell von Schule zwar "gut für die Abrichtung, aber für die Entfaltung von Talenten katastrophal". Die Gesellschaft stehe am Scheideweg: "Wir müssen uns entscheiden, ob Schule eher eine Einrichtung sein soll, wo Kinder zu Objekten gemacht werden, oder zu Subjekten, die das Lernen selbst gestalten."

Lehrgang: So tickt das Hirn

Die Erkenntnisse der Hirnforschung finden in Oberösterreich an der Pädagogischen Hochschule der Diözese besondere Beachtung. Ab Herbst gibt es dort einen neuen Masterlehrgang unter dem Titel "Neurowissenschaften und Bildung", der von einem Team rund um Ex-Rektor Hans Schachl, Gabriele Zehetner und Albin Waid entwickelt wurde.

Der Lehrgang richtet sich vor allem an Lehrer und Erwachsenenbildner. Er ist der erste dieser Art im deutschen Sprachraum. Vermittelt wird dabei ein Basiswissen über die Funktionsweisen des menschlichen Gehirns. Waid: "Wer weiß, wie das Hirn funktioniert, kann Schüler besser begleiten."

 

Vortrag: Gerald Hüther spricht am 15. März um 17 Uhr in der Linzer Pädagogischen Hochschule der Diözese, Salesianumweg 3, zum Thema "Mit Freude lernen – ein Leben lang". Eine Anmeldung auf www.phdl.at ist nötig.

copyright  2024
25. April 2024