Sára Bereczki: Sie ist in der Wissenschaft angekommen

Von Martin Roithner   25.März 2016

Gewöhnliche Wege sind Sára Bereczki fremd. Mit ihrer Idee, eine Doktorarbeit zum Thema Sprachspiel zu verfassen, hat die 35-jährige Studentin aus Goldwörth (Bezirk Urfahr-Umgebung) Zweifler auf den Plan gerufen. Bereczki blieb sich ihrer Linie treu. Das hat sich ausgezahlt.

Vor kurzem wurde sie von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit einem Stipendium für "exzellente Grundlagenforschung mit gesamtgesellschaftlicher Verantwortung" ausgezeichnet. In der Wissenschaft gilt das als Ritterschlag. "Natürlich ist diese Auszeichnung eine Ehre für mich. Nicht viele bekommen sie", sagt die gebürtige Ungarin.

Ihre Doktorarbeit, die derzeit 186 Seiten umfasst, wird die Studentin der Katholischen Privatuni Linz noch die kommenden zwei Jahre beschäftigen. Darin untersucht sie die Spieltheorie des Philosophen Ludwig Wittgenstein. Dieser beschrieb, dass Sprache oder so genannte Sprachspiele nur dann Sinn ergeben, wenn sie zum Zweck verwendet werden, also eine Funktion haben.

Laut Bereczki sind auch Wirtschaft und Spiel untrennbar miteinander verbunden. "Das Problem ist, dass sich das spielerische Verständnis auf das wirtschaftliche Handeln übertragen hat. Viele Entscheidungsträger sind sich der Konsequenz ihrer Worte gar nicht bewusst", sagt die Doktorandin.

Das trifft auf Bereczki keinesfalls zu. Die angehende Philosophin weiß, welch hohe Wellen ihre Arbeit schlagen wird. Die Erwartungen an sie seien mit dieser Auszeichnung förmlich explodiert. "Vorher war ich bloß eine kleine Studentin, die niemand gekannt hat. Jetzt verändere ich vielleicht die Wirtschaftstheorie."

Bis es so weit ist, möchte Bereczki als Wissenschaftlerin Fuß fassen. Ihr schwebt vor, an einer Universität zu lehren und forschen, die sich mit "tatsächlichen Problemen des Lebens" befasst. Kraft dafür tankt sie beim Spazieren in der Natur, die besten Ideen fürs Schreiben kommen der Mühlviertler Frühaufsteherin beim Fensterputzen oder Staubsaugen.