Ronald Baumgartner: Gmundens Lebkuchen-Herzkönig

Von Edmund Brandner   10.März 2018

Morgen ist es wieder so weit: Beim Liebstattsonntag Gmunden warten rund 20.000 Lebkuchenherzen darauf, die Besitzerin zu wechseln. 1641 statten die Gmundner erstmals am vierten Fastensonntag Liebe ab, indem sie arme Mitbürger verköstigten. Heute schenkt man einander Lebkuchenherzen mit zuckersüßen Sprüchen wie: „Du bist ums kena de schena.“

Für die Wirtschaft in der Traunseestadt ist der Liebstattsonntag aber viel mehr als nur Brauchtum. Vier Gmundner Konditoreien teilen sich die Produktion der Herzen untereinander auf. Die Fäden laufen bei Ronald Baumgartner zusammen. Seine gleichnamige Konditorei an der Esplanade ist im Sommer berühmt für ihre Eisspezialitäten. „Dank des Liebstattsonntags kann ich meine neun Mitarbeiter in der Backstube aber auch in den Wintermonaten beschäftigen“, sagt er. Denn Lebkuchen ist eine praktische Sache. Er ist mehr oder weniger unbegrenzt haltbar, und die Herzproduktion kann Monate vor dem Liebstattsonntag beginnen. Zugleich lassen sich die Herzen auch noch lange nach dem Liebstattsonntag an den Mann und die Frau bringen. Von den knapp 6000 Herzen, die Baumgartner heuer zum Liebstattsonntag beisteuert, sollte am Ende keines übrig bleiben.

„Aber ganz ehrlich: Ich bin froh, wenn ich schon ab Montag keine Lebkuchenherzen mehr sehe“, sagt der 55-jährige Konditormeister, der auch im ärgsten Rummel nie vergisst, seiner eigenen Frau ein Herz zu schenken.

Die Chancen, dass Baumgartner am Sonntagabend ausverkauft ist, stehen nicht einmal so schlecht. Noch vor einer Woche herrschte bittere Kälte, und am Traunsee konnte sich niemand vorstellen, wie der Liebstattsonntag, der heuer besonders früh stattfindet, überhaupt stattfinden kann. Doch jetzt sieht es witterungsmäßig nach einer Punktlandung aus. Glaubt man den Wetterprognosen, brechen morgen in ganz Oberösterreich Frühlingsgefühle aus. In Gmunden liegen die Herzen dazu bereit.