Rettung aus elf Grad kaltem Attersee „Ich wär’ auch nackt reingesprungen“

Von Manuela Kaltenreiner   25.Mai 2013

Oliver Forisch hat keine Sekunde gezögert. Der Feuerwehrmann aus Unterach zog sich bis auf die Unterhose aus und sprang in den elf Grad kalten Attersee, um einen verunglückten Autofahrer zu retten.

Der 43-Jährige war am Freitag kurz vor Mittag auf dem Heimweg, als er zu der Unfallstelle zwischen Unterach und Weißenbach kam. „Mitarbeiter der Straßenmeisterei waren schon dort und wir haben die Gurte von meinem Anhänger abgeschnitten“, sagt Forisch im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Auto schwamm wie Boot

Dann ging alles sehr schnell: Während die anderen Helfer die Gurte miteinander verknoteten, zog sich Forisch aus und sprang in den See. „Ich bin zu dem Auto hin, das 15 Meter vom Ufer entfernt wie ein Boot geschwommen ist. Zum Glück waren alle Türen zu und ich hab’ dem Mann auch immer wieder zugeschrien, er soll sie ja nicht öffnen.“ Der 43-Jährige befestigte den Gurt an einer Felge und die Helfer im Trockenen zogen das Auto bis ans Ufer. „Erst als wir den Gurt an der Leitschiene befestigt hatten, hab’ ich die Tür aufgemacht und den Mann rausgeholt. Er ist sogar am Oberkörper trocken geblieben“, sagt der Familienvater erleichtert, der seit vielen Jahren freiwillig bei der Feuerwehr und Wasserrettung aktiv ist.

Der 53-jährige Gerettete sei sichtlich erleichtert gewesen. „Er war zwar leicht von der Rolle und hat eigentlich im Auto nix mitbekommen, was rund um ihn so passiert ist, aber es freut mich für ihn, dass er alles gut überstanden hat.“ Während sich die übrigen Helfer um den Verunglückten kümmerten, zog sich Forisch wieder an. „Eine Haube hab’ ich mir auch noch aus dem Auto geholt, ein bisserl kalt war’s schon.“ Er rief noch seinen Feuerwehrkommandanten und die Wasserrettung an, „dann bin ich aber zu meiner Mutter auf die Baustelle zurückgefahren. Dort haben sie ja mit dem Essen auf mich gewartet.“

„Der Retter hat wirklich vorbildliche gehandelt, das muss erwähnt werden“, sagt ein Polizist. Wie sich herausstellte, ist dem 53-jährigen Autofahrer während der Fahrt schlecht geworden. Er habe keine Erinnerung an den Moment, als er in den See stürzte. Die Rettung brachte ihn zur Untersuchung ins Spital. „Er hatte echt noch Glück. Wenn Wasser in das Auto kommt und sinkt, dann geht’s da 30 bis 40 Meter runter“, sagt der Polizist.

 

3 Fragen an Oliver Forisch

Der Feuerwehrmann aus Unterach am Attersee kam zufällig an der Unfallstelle vorbei und sprang in den 11 Grad kalten See.

1 Herr Forisch, ist Ihnen schon wieder warm?
Es geht schon wieder. Ich bin froh, dass ich den Mann aus dem Auto holen konnte und in meiner langjährigen Laufbahn als freiwilliger Helfer einen Menschen retten durfte. Als Feuerwehrtaucher habe ich nur Leichen aus dem See geborgen.

2 Wie haben Sie den Verunfallten aus dem See geholt?
Das Auto schwamm 15 Meter vom Ufer entfernt. Zum Glück waren die Türen geschlossen. Ich hab’ Spanngurte von meinem Anhänger geholt, mich bis auf die Unterhose ausgezogen und bin rein ins Wasser. Die Gurte hab’ ich an der Felge eingehängt. Andere Helfer haben das Auto zum Ufer gezogen, dann konnte der Mann aussteigen.

3 Wie ging es dem Mann?
Er war leicht von der Rolle, hat eigentlich nichts mitbekommen im Auto. Die anderen haben sich gleich um ihn gekümmert, er stand ja unter Schock.