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Regenfälle: Das ganze Land ist in Alarmbereitschaft

Von Alfons Krieglsteiner   01.Juni 2013

Die Lage ist angespannt, die Angst vor überfluteten Straßen, vollgelaufenen Kellern und Murenabgängen steigt parallel zum Anstieg der Pegelstände: Gestern hat das Tiefbauamt Linz als Vorsichtsmaßnahme die erste Stufe des mobilen Hochwasserschutzdammes in Urfahr aufgestellt. Dort erreichte der Pegel der Donau am Nachmittag 4,80 Meter. Noch ein Meter, und es wird kritisch. Auch an der Donau in Perg (5,20 Meter) wurden die ersten mobilen Elemente installiert. Im ganzen Bundesland sind die Feuerwehren in Rufbereitschaft.

Ein hartnäckiges Tief

Zu Hochwassereinsätzen kam es gestern bereits in Ybbsitz und Neuhofen im Bezirk Amstetten, wo ganze Siedlungen mit Sandsäcken geschützt werden mussten. Im Bundesland Salzburg traten schon in der Nacht zum Freitag Bäche über die Ufer, im Flachgau standen die Feuerwehren im Dauereinsatz. Und es kommt noch schlimmer, sagt Meteorologe Alexander Ohms von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Denn der ausgedehnte Tiefdruckkomplex, der sich vergangene Woche unaufhaltsam von West- nach Mitteleuropa verlagert hat, erweist sich als äußerst hartnäckig. Er dreht sich munter über Österreich und Ungarn, führt zu einer „Hebung der Luftmassen“, so Ohms, und öffnet die Schleusen am Himmel immer weiter.

Heute, Samstag, ist uns eine kurze Atempause vergönnt – bis zum frühen Nachmittag. Dann geht’s erst richtig los. Es beginnt mit flächendeckendem Dauerregen, die Höchsttemperaturen liegen bei 15 Grad, der Wind kommt von West-Nordwest und frischt allmählich auf. Am Abend setzt dann vor allem im Innviertel und im südlichen Bergland Starkregen ein, der bis Sonntagfrüh anhält. Bis zu 80 Liter pro Quadratmeter werden übers Wochenende zusammenkommen. Es wird noch eine Spur kühler. Erst am Sonntag Nachmittag sollte sich die Situation entspannen.

Am Montag sind nur noch ein paar Schauer zu erwarten, am Dienstag bringt dann eine nördliche Strömung trockene Luft zu uns, und am Donnerstag könnte es frühsommerlich werden. Dann ist es mit dem „Dauergrau“ vorbei.

Noch keine Gefahr für Schärding

Vorerst verschont geblieben ist die Stadt Schärding. „Momentan besteht keine Gefahr. Wir machen alle sechs Stunden eine Kontrollfahrt. Die Bauhofmitarbeiter sind in Bereitschaft, ebenso einige Feuerwehrleute. Wenn die Vorhersagen für Sonntag total schlecht sind, werden wir am Samstag den ersten Teil des Hochwasserschutzes aufbauen. Das ist in zwei Stunden erledigt“, so Kommandant-Stellvertreter Markus Furtner.

Mühlviertel

Einer der ersten Feuerwehreinsätze nach Überflutungen fand gestern bei Magdalena Temper in Allerheiligen statt. Über einen Hohlweg hatte sich Oberflächenwasser aus benachbarten Grundstücken einen Weg zu ihrem Haus gebahnt, wo es in den Keller eindrang.
„Ich war in der Nacht nicht daheim und hatte schon ein mulmiges Gefühl, als ich die Türe aufsperrte. Dann habe ich es schon aus dem Keller herauf plätschern gehört“, sagt die Mühlviertlerin. In Waldhausen ging in der Nähe der Kläranlage Gloxwald eine Mure ab.

Steyr

In der einstigen Hochwasser-Metropole des Landes ist dank Hochwasserschutz die Lage (noch) ruhig. „Der Wasserstand der Enns hat sich bei 4,30 bis 4,50 Metern eingepegelt“, bestätigt Ernst Kronberger von der Feuerwehr Steyr. Bei 4,50 Metern werde Voralarm ausgelöst und der Ennskai für den Verkehr gesperrt. Durch den Schwellbetrieb zwischen den Kraftwerken im Ennstal konnte die Flut bislang abgewendet werden.

Ebensee

Im Salzkammergut sind die Menschen nicht nur mit Regen, sondern auch mit Schneefall konfrontiert. Alexander Neubacher vom 1600 Meter hoch gelegenen Berggasthof Edelweiß am Feuerkogel war gestern mit 25 Zentimeter Neuschnee und 100-km/h-Windböen in seinem Gastgarten konfrontiert. „Alle angemeldeten Gäste haben storniert, jetzt bin ich mit meiner Familie alleine“, sagt er – und nimmt es gelassen: „Ich nutze die Zeit für die Buchhaltung, und abends genießen wir mit den Kindern die Ruhe am Kachelofen.“

Waldhausen

Die Sarming-Landesstraße (L 575) im Ortschaftsbereich Gloxwald, Gemeinde Waldhausen im Strudengau, wurde gestern gegen 9.10 Uhr durch eine Schlammmure blockiert.
Durch die Regenfälle hatte sich die 30 Kubikmeter große Mure gelöst und war auf die Landesstraße gerollt. Sie riss mehrere Bäume mit sich. Die FF Waldhausen übernahm die Aufräumarbeiten. Um zwölf Uhr war die Straße wieder frei.

Vom Regen – und wie man Niederschlagsmengen misst

Vorhergesagte Regenmenge von Samstag früh bis Montag früh (in Liter pro Quadratmeter, Quelle: ZAMG)

Mondsee: 80 Liter
Gmunden: 70 Liter
Windischgarsten: 60 Liter
Ried/I: 60 Liter
Freistadt: 40 Liter
Steyr: 40 Liter
Linz: 30 Liter


So misst die ZAMG die Regenmengen

Ein Regenmessgerät ist eine simple Konstruktion. Ein Zylinder fängt den Regen auf. Im Inneren befindet sich eine Wippe, in der sich das Wasser sammelt. Jedesmal, wenn sie sich entleert, entspricht dies einer Menge von einem Liter pro Quadratmeter.

Regenmesser im Eigenbau

Schritt 1: Einen Topf oder eine aufgeschnittene Plastikflasche ins Freie stellen.
Schritt 2: Einen fixen Messzeitraum einhalten. Zum Beispiel 24 Stunden.
Schritt 3: Ein Millimeter Niederschlag auf einem Quadratmeter entspricht einer Regenmenge von einem Liter. Am Ende der Messperiode den Wasserstand im Gefäß abmessen. Steht das Wasser im Topf vier Zentimeter hoch, hat es 40 Liter pro Quadratmeter geregnet. Je größer die Oberfläche des Messbehälters ist, desto genauer wird die Messung. Einfacher geht das ganze mit einem Regenmesser aus dem Baumarkt. Diese haben derzeit Hochkonjunktur.

 

Wettervorschau: Kalt, nass, windig – Tiefs haben Mitteleuropa noch bis zum Montag fest im Griff

Trübe Aussichten: Bis Sonntag Abend ist vor allem entlang der Nordseite der Alpen mit Starkregen zu rechnen, sagen die Meteorologen der ZAMG voraus. Von Vorarlberg bis in die Obersteiermark können bis 150 Liter pro Quadratmeter niedergehen. Oberhalb von 1100 Metern kommt der Winter zurück. Ab Dienstag wird es wärmer und trockener.

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