Pöstlingbergbahn: Seit 120 Jahren eine Attraktion
LINZ. Der Altösterreicher Josef Urbanski hatte 1891 die Idee, eine Bahn auf den Linzer Pöstlingberg zu bauen. Von seinen Partnern, die über Geldgeber und Kontakte verfügten, wurde der Pionier in den Hintergrund gedrängt.
Festlich dekoriert mit Fahnen und Reisig startete heute vor 120 Jahren der offene Motorwagen Nummer IV um 7.36 Uhr früh bei miserablem Wetter von der Remise Urfahr: Der Betrieb der Linzer Pöstlingbergbahn hatte nach nur zehnmonatiger Bauzeit begonnen.
Dabei steht die Idee des 1846 im heutigen Polen geborenen Ingenieurs Josef Urbanski, eine dampfbetriebene Zahnradbahn auf den heutigen Hausberg der Linzer hinauf zu bauen, 1891 nicht gerade unter einem guten Stern. Die damals noch eigenständigen Städte Urfahr und Linz geben sich zugeknöpft. Ein Privatmann, "Realschul-Professor Stranik", muss 1892 finanziell aushelfen. Ein Jahr später beginnt ein Wiener Bauunternehmen mit den Vorarbeiten für die Trassenführung, die jedoch aus Geldmangel abgebrochen werden.
100 Gulden für eine geniale Idee
Mit seinem neuen Partner Gotthard Ritter von Ritschl meldet Urbanski an das k.u.k. Handelsministerium 1894, dass in seinem Projekt die Variante einer elektrischen Adhäsions-, also Schienenhaftungsbahn zu berücksichtigen sei. Das Ministerium fragt postwendend, woher der Strom dafür herkommen soll.
Ein weiterer "Partner" von Urbanski, Carl Beurle, gründet 1895 ein "Consortium zur Errichtung von elektrischen Anlagen in Linz", das Strom für die Straßenbahn, eine "Steilbahn" auf den Pöstlingberg und private Haushalte liefern soll. Ritschl und Beurle haben die Geldgeber und die noch junge Elektroindustrie hinter sich. Schließlich verändern sie Urbanskis Pläne immer weiter, bis als "Projectsverfasser" (sic!) Ritschls Ingenieur Hermann Danner bezeichnet wird.
1897 beginnen die Bauarbeiten für die Pöstlingbergbahn, der Erdaushub erfolgt von Hand. "Mit Ochsenkarren wurden das Baumaterial und die in Graz hergestellten Waggons vom Linzer Frachtenbahnhof nach Urfahr transportiert", sagt Robert Schrempf, der sich in seinem Buch "Pöstlingbergbahn Album" intensiv mit der Adhäsionsbahn beschäftigte (mehr hier).
Beim Bau der Pöstlingbergbahn 1897 dienten Ochsengespanne zum Transport der Turm- und Gerätewaggons.
Ein knappes Jahr vor der Eröffnung zieht Urbanski verzweifelt und enttäuscht aus Linz weg. Die Stadt Urfahr fertigt ihn mit der vergleichsweise geringen Summe von 100 Gulden "in Anerkennung der vielen Mühen, welche die Entwicklung des Projectes forderte", für die Trassierungskosten ab.
Bei der Eröffnung der Pöstlingbergbahn am Pfingstsonntag, 29. Mai 1898, wird Initiator Urbanski mit keinem Wort erwähnt. 1903 stirbt er verbittert in Wien.
Heute bezwingt der historische Motorwagen an Wochenenden im regulären Fahrbetrieb den Pöstlingberg.
Die Meilensteine der Pöstlingbergbahn vom 19. bis ins 21. Jahrhundert
1891: Josef Urbanski beantragt beim Handelsministerium Vorarbeiten zu einer Zahnradbahn mit zwei Dampflokomotiven von Urfahr auf den Pöstlingberg.
1894: Mit Gotthard Ritter von Ritschl, Inhaber einer Wiener Baufirma, ändert Urbanski das Ansuchen auf den Bau einer elektrischen Adhäsionsbahn.
1898: Eröffnung der Linzer Pöstlingbergbahn. Initiator Urbanski wird mit keinem Wort erwähnt. Die Stadt Urfahr fertigt ihn mit 100 Gulden ab.
1943: Rekord an Fahrgästen: 1,2 Millionen. Flugabwehrkanonen werden aufgestellt.
1950: Neubau des Fuhrparks in der Remise Urfahr. Mit der einsetzenden Motorisierung verliert der Pöstlingberg als Ausflugsziel an Bedeutung.
1990: Wegen eines Defizits von 1,3 Millionen Euro wird die Einstellung der Pöstlingbergbahn mit Busersatz angedacht.
2002: In einer Studie über die Zukunft der Pöstlingbergbahn schlägt Otfried Knoll deren Verlängerung zum Hauptplatz vor
2009: Im Linzer Kulturhauptstadtjahr wird die Pöstlingbergbahn an das Linzer Straßenbahnnetz angeschlossen und bis zum Hauptplatz verlängert. Die Spurweite wird dafür von 1000 auf 900 Millimeter verkleinert.
Die neuen Waggons sind ein Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne.
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Für alle Linzer und Pöstlingbergfans ein echter Gewinn. Die Anbindung zum Hauptplatz ist sehr angenehm und die Bahn bequem zum Sitzen. Gratulation!
Dass das eine Adhäsionsbahn ist und keine Zahnradbahn war zu meiner Schulzeit das Hauptthema und ist für mich immer noch suspekt, besonders talab: wenns ums Bremsen im Notfall geht.
die "Attraktion" ist eigentlich seit den zugebauten Hängen um den Pöstlingberg ein ganz normales Öffi ! leider mit extra Kosten
Für mich als Anrainer hat sich die Situation nur verschlechtert, längere Intervallzeiten, kein Fahrradtransport, ewige Wartezeiten bei der Mühlkreisbahn.
Vorher war es besser meine Herren!
Dieser Brückenschlag zur Moderne hat den Bewohnern des Berges nur Nachteile gebracht, ich konnte früher auch zum Hauptplatz fahren, musste halt dazwischen 100m gehen.
Und wozu wurde eigentlich die Ausweiche beim Schableder gebaut???????
Villeicht haben unsere Entscheidungsträger auch einmal Visionen und halten zumindest eine Trasse für die Weiterführung der Bergbahn nach Lichtenberg frei. Die Bautätigkeit ist hoch und der Strassenverkehr wird täglich mehr.....
Das wäre die eine sehr gute Möglichkeit, den Individualverkehr nach Linz zu reduzieren.
Ich habe diese Frage bereits der Stadt und der LinzAG gestellt, eh klar, keine Antwort.
Meisteral: nicht für den Fall, dass Dinos unterwegs sind, sondern für die Viertelstundenintervalle.
Vielleicht auch für zusätzliche Sonderzüge
Die schiefen Waggons sind wohl nicht geeignet für die waagrechten Geleise nach dem Berg. Und die Fangeinrichtungen gegen das Rutschen auf schlüpfrigen Geleisen auch nicht.
Unterschreibe ich alles. Wochentags war früher der Takt kürzer, und die neuen Wägen fand ich innen unbequemer. Und die Eiertreterei, wer nun mitfahren darf, anfangs nur Touristen, nicht mit normalen Tarifen…
An den Wagemut, die Energie und die Ausdauer der Erbauer darf und soll erinnert werden.
meinte den Leser [url=#posting2325570]› Leser[/url]
meinte den Leser › Leser
Schade um die alte, kaputtmodernisierte Bahn.
Die auf Retro gestylten Straßenbahnen haben längst nicht das Flair der geschichtsträchtigen alten Bahn mit ihrem Fahrplantakt-Fähnchen, den Rad- und Schlittentransport-Haken und den vielen technischen Besonderheiten von Keilschienen und Zangenbremsen...
Einziger Vorteil: Für Jahreskartenbesitzer ist sie nun ohne Aufpreis zu nutzen.
Reine Museumsbahnen können Sie dort betreiben wo ausschließlich Touristen sind. Und nicht wo Menschen wohnen. Mit der Bruckner Uni jetzt noch mehr - die Bahn ist ein öffentliches Nahverkehrsmittel und musste als solches behandelt werden. Praktisch wie gesetzlich, behindertengerechte Einstiege und alle anderen Anforderungen der Gegenwart inklusive.
Der Standort für die Bruckneruni ist schlichtweg eine Fehlplanung.