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„Plagiate gelten nur als Kavaliersdelikte“

Von Philipp Hirsch   23.Februar 2011

Seines oder nicht Seines? Das ist nicht nur bei der Dissertation des deutschen Verteidigungsministers Guttenberg die Frage.

„Unter Studenten gilt der Raub von geistigem Eigentum oftmals nur als Kavaliersdelikt. Diese Einstellung wird in der Schule sogar oft noch gefördert“, sagt Kurt Rosivatz, Leiter der Studienabteilung an der Linzer JKU. Seit etwa vier Jahren gibt es auch an der Linzer Universität eine Ombudsstelle für Plagiate. Drei pensionierte Universitätsprofessoren stehen bereit, um bei Verdachtsfällen zu prüfen, ob widerrechtlich abgeschrieben wurde oder nicht. Mögliche Plagiate werden zuerst von Computerprogrammen überprüft. Diese suchen in Datenbanken nach ähnlichen oder identische Sätzen.

„Momentan steht eine Dissertation unter dem Verdacht, dass in ihr massiv plagiiert wurde. Von wem die Arbeit stammt, ist geheim,“ sagt Rosivatz. Die beanstandete Doktorarbeit ist der erste Fall, mit dem sich die Linzer Ombudsstelle nun auseinandersetzen muss. Das heißt aber keineswegs, dass wenig abgeschrieben wird. Die Ombudsstelle wird nur in gravierenden Fällen aktiv, sprich, wenn bei Doktorarbeiten oder Veröffentlichungen von Professoren abgekupfert wurde.

„Es gibt viele Studenten, die einfach Teile einer Seminararbeit von Google kopieren. Solche plumpen Abschreibversuche fallen aber meistens sehr schnell auf“, sagt Rosivatz. Für den Salzburger Medienwissenschaftler und Plagiatsjäger Stefan Weber liegt das Problem bei den neuen Medien: „Google und Wikipedia ruinieren über weite Strecken unsere Lern- und Wissenskultur.“

Vorwürfe gegen Minister

Vor knapp drei Jahren sah sich auch der damalige österreichische Wissenschaftsminister Johannes Hahn mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Damals entschied die Universität Wien, gestützt auf ein Gutachten der Plagiats-Ombudsstelle der Universität Zürich, kein Verfahren gegen Hahn zu eröffnen. Ihm wurde vorgeworfen, in seiner Dissertation seitenweise aus einem Buch des Philosophen Leopold Kohr abgeschrieben zu haben. Die Schweizer räumten zwar damals ein: „Man hätte sicherlich öfter und besser zitieren können“, entschieden aber trotzdem, dass der spätere Minister an keiner Stelle verschleiern wollte, dass er über einen Text Kohrs spricht.

Was ist ein Plagiat?

Ein Plagiat ist, laut der Online Enzyklopädie Wikipedia, das bewusste Aneignen fremder geistiger Leistungen. Es gibt Plagiate in der Literatur, Musik, Wissenschaft oder im Journalismus. Zitate haben eine Sonderstellung, solange deutlich und unmissverständlich auf den Urheber hingewiesen wird. Die genauen Grenzen eines Plagiates sind umstritten. Am verbreitetsten ist wohl die Auffassung, dass es sich bei einem Plagiat um die Unterlassung der Quellenangabe handelt.

Plagiatsjäger

„Oft entdecken wir Plagiate dadurch, das etwas zu gut ist“, sagt Kurt Rosivatz, Leiter der Studienabteilung an der Linzer JKU. Wenn es einen Verdachtsfall gibt, kommen auf immer mehr Universitäten sogenannte Plagiats-Scanner zum Einsatz. Diese Programme erkennen vor allem Copy&Paste- Plagiate sehr gut, also Fälle, in denen einfach ganze Textpassagen beispielsweise aus dem Internet kopiert wurden. Schwieriger wird es, wenn es sich um die Übersetzung einer fremdsprachigen Quelle handelt.

Welche Strafen drohen

Plagiate können zum Beispiel gegen das Urheberrecht verstoßen, wenn das abgeschriebene Werk urheberrechtlich geschützt ist. Manche Plagiatoren mussten sich auch schon wegen Betruges verantworten.
In den meisten Fällen verstoßen die Abschreiber aber gegen die Bestimmungen von Schulen und Universitäten. Dort kann das Plagiat, je nach Hausregeln der Institution, zu einer schlechten Note oder zum Ausschluss führen.

Unter Plagiatsverdacht

Johannes Hahn:

Im Frühling 2008 erhob „Plagiatsjäger“ Stefan Weber Anschuldigungen gegen Wissenschaftsminister Johannes Hahn. In seiner Dissertation mit dem Titel: „Perspektiven der Philosophie heute – dargestellt am Phänomen Stadt“ soll er seitenweise aus Leopold Kohrs „Die überentwickelte Nation“ abgeschrieben haben. Der Verdacht bestätigte sich nicht

Geroge W. Bush:

Der ehemalige US-Präsident ist wohl der prominenteste Plagiats-Sünder. Er soll in seinen Memoiren „Decision Points“ massiv abgeschrieben haben. Bush sah in der Übereinstimmung zu anderen Autoren einen Beweis für seine „Genauigkeit.“ Journalist und Plagiatsjäger Ryan Grim unterstellte ihm schlicht „Faulheit.“

J. K. Rowling:

Die amerikanische Kinderbuchautorin Nancy Stoufler warf ihrer britischen Kollegin vor, bei ihr abgekupfert zu haben.
Bereits in den achtziger Jahren habe sie ein Buch über einen Zauberschüler namens „Larry Potter“ geschrieben. Die Richter glaubten der Amerikanerin nicht. Sie wurde zu 50.000 Dollar Strafe wegen Betruges verurteilt.

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