Pilzsuche mit Handy-App: "Riskant und lückenhaft"

Von Gabriel Egger   10.Oktober 2017

Der große Korb, das scharfe Messer und die kleine Lupe reichen nicht mehr. Pilzsammler greifen auf der Suche nach dem schmackhaften Abendessen immer öfter auf ihr Smartphone zurück. Apps sollen bei der Bestimmung der Sorten helfen und vor einer bösen Überraschung beim Verzehr schützen.

Denn viele der beliebtesten Speisepilze haben gefährliche Doppelgänger. Rund 50 Österreicher kommen jedes Jahr mit Pilzvergiftung ins Spital. Tendenz steigend.

Geruch ist entscheidend

Für Otto Stoik, Obmann der österreichischen Pilzberater, nicht verwunderlich: "Das Suchen und Sammeln der Pilze steht leider in Verbindung mit einer gewissen Leichtsinnigkeit." Es werde zuerst gekostet, bevor kontrolliert werde. "Da geht es aber oft nicht um Bauchweh, sondern um eine tödliche Vergiftung", sagt Stoik. Den Handy-Apps kann der Pilzberater, der im Linzer Biologiezentrum tätig ist, nicht viel abgewinnen.

Die Tücke liege bei den Pilzen im Detail. "Es gibt 5000 Pilzsorten in Österreich. Bei diesen Apps sind oft nur 300 gelistet", sagt er. Viele Pilzsorten würden sich aber ohnehin nur über den Geruch definitiv bestimmen lassen. "Und riechen kann ein Handy ja noch nicht." Besonders gefährlich werde es, wenn Pilze ähnlich aussehen und noch dazu direkt nebeneinander wachsen. "Das Stockschwämmchen ist ein toller Speisepilz, wächst aber neben dem Gift-Häubling, der tödlich ist", sagt der Experte.

Sammler werden immer jünger

Die Schwammerlsuche erlebt derzeit eine Renaissance. "Es zeichnet sich ein Trend ab. Das Suchen und Sammeln wird immer beliebter, auch bei den Jüngeren", sagt Stoik. Laut Forstgesetz sind zwei Kilo pro Tag und Person erlaubt. Durch die Feuchtigkeit der vergangenen Wochen sprießen die Pilze derzeit in voller Pracht. "Bei unseren Wanderungen treffen wir teils auf 200 verschiedene Arten", sagt der Pilzberater. Wer dabei auf Nummer sicher gehen und sich dem Genuss eines echten Parasols hingeben will, kann sich im Biologiezentrum Linz informieren. Der nächste Pilzberatungsabend findet am 23. Oktober statt.

 

Fünf Tipps für die Suche

Beim Pilzesammeln gibt es einiges zu beachten. Tipps, wie Sie zum gesunden Abendessen kommen und wie Sie im Notfall reagieren sollten.

1. Nur frische Pilze sind für den Verzehr geeignet. Sind die Schwammerl zu weich oder bereits zerfressen, bilden sich durch Eiweißzersetzung leicht Giftstoffe. Zwei Kilo pro Tag und Person dürfen laut Forstgesetz gesammelt werden.

2. Für die Erkennung ist es ratsamer, die Pilze nicht abzuschneiden. Ist man im Zweifel, um welchen Pilz es sich handelt, sollte man ihn mitsamt dem Stiel herausdrehen. Ist man sich sicher, sollte man ihn mit einem Messer nahe am Boden abschneiden. Nach Hause transportiert sollte er in einem luftigen Behälter werden.

3. Die Zubereitung sollte umgehend erfolgen. Roh darf man auch Speisepilze nicht essen. Mindestens 15 Minuten bei mehr als 70 Grad kochen. Einmal aufwärmen schadet den Pilzen nicht. Bei Regen gesammelte Pilze verderben schneller. Auch wenn es munden würde: Auf den Alkohol sollte man bestenfalls verzichten. Manche Pilze sind in Verbindung mit Ethanol sogar giftig.

4. Pilze sind wichtiger Bestandteil des Waldes. Ob genießbar oder nicht, sie sollten auf keinen Fall beschädigt oder zerstört werden.

5. Im Notfall ist es wichtig, den Vergiftungsnotruf zu kennen. Er ist unter 01/40643430 zu erreichen. Tritt nach sechs bis 24 Stunden ein Kratzen oder ein Brennen im Hals oder Schwindel auf und ein Auftreiben des Bauches, ist die Vergiftung schwer und eine Einweisung ins Krankenhaus unumgänglich. Beim Knollenblätterpilz geht es um Minuten.