Pfarrer Wagner greift in seinem Kreuzzug gegen Yoga Diözese an

Von Erik Famler   06.März 2017

Reaktionär in Glaubensfragen, höflich im Umgang. Nachdem es um Gerhard Maria Wagner eine Zeitlang ruhig geworden ist, befindet sich der Pfarrer von Windischgarsten jetzt wieder auf dem Kreuzzug.

Wie berichtet, hat sich der erzkonservative Geistliche mit der Yoga-Lehre und ihren Vertretern angelegt. Diese sei "im Grund satanisch", schrieb Wagner im jüngsten Pfarrblatt. Beim gestrigen Sonntagsgottesdienst verlor Wagner kein Wort zum aktuellen Streitthema, das ihn erneut auf Konfrontationskurs mit der Diözese bringt. Im Gespräch, das die OÖNachrichten nach der heiligen Messe führten, machte der 63-Jährige seinem Unmut über die Diözese Luft. Ein Sprecher hatte Wagners Yoga-Verdammnis als dessen Privatmeinung bezeichnet, für die dieser die Verantwortung tragen müsse. "Ich verstehe die Diözese nicht. Wenn sie sich schon von mir distanziert, dann soll sie auch sagen, was der offizielle Weg der Kirche ist."

"Durch Yoga die Mitte verloren"

Aus theologischer Sicht sei Yoga eine gefährliche Entwicklung. "Wer Yoga praktiziert, geht auf Distanz zur Kirche", glaubt Wagner zu wissen. Die fernöstliche Lehre stehe für Selbsterlösung. Sie sei also nicht nur eine Turnübung, sondern verfolge ein Gedankengut. "Zu mir kamen Leute, die berichteten, dass sie durch Yoga ihre Mitte verloren haben", berichtet Wagner von Gesprächen mit Gläubigen.

Im Pfarrblatt bringt der Pfarrer seine Yoga-Aversion noch etwas deutlicher zum Ausdruck. Yoga-Jünger seien zu Egoisten geworden, die sich auf das eigene Leben und den eigenen Körper fixierten. "Oft entfernen sie sich von Freunden und entfremden sich von allem, was ihnen zuvor echte Freude geschenkt hatte", schreibt Wagner in seinem Beitrag "Yoga nur Körperübung?".

Wagner spricht mit lauter Stimme und predigt von der Kanzel. Der Teufel, das Böse und die Buße sind in Windischgarsten an diesem Sonntag allgegenwärtig. Das Kirchenvolk steht mehrheitlich hinter ihm: "Schreiben S’ positiv über ihn. Er tut viel Gutes", ersucht der Mesner. Während des Gottesdienstes leisten sechs Ministranten Assistenz. Mädchen als Messdiener lehnt der Pfarrer ab. Die Kollekte wird gemäß uralter Praxis noch mit Klingelbeuteln vollzogen. Die Hostie wird in den Mund gereicht.

Auf seine Kritik habe er viele positive Reaktionen bekommen: "Freilich gab es auch Leute, die mich beschimpften. Natürlich nur anonym." Die Yoga-Kurse im katholischen Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels hält Wagner für Geschäftemacherei: "Ich verstehe schon, die müssen ihr Haus erhalten. Dabei öffnet jede Yoga-Figur den Weg zu einem Hindu-Gott." Wagners ablehnende Haltung zur Yoga-Lehre ist nicht ganz neu. Bereits 2014 hatte er in einem Beitrag gegen die fernöstliche Lehre gewettert. Die Kritik fiel damals noch vergleichsweise harmlos aus.

Seit 29 Jahren ist Wagner Pfarrer in Windischgarsten. 2009 war er als Weihbischof der Diözese Linz nominiert, hatte aber auf die Übernahme des hohen Kirchenamts nach massiven Protesten verzichtet.

 

Wagner gegen die Feuerbestattung

Im aktuellen Pfarrblatt zieht Gerhard Maria Wagner nicht nur über Yoga her. In einem weiteren Beitrag wettert er heftig gegen die Feuerbestattung: „Dass sich heute auch Christen verbrennen lassen, liegt an einer theologischen Unkenntnis. Wenn der Verstorbene katholisch ist, lehne ich die Feuerbestattung massiv ab.“

Wagner argumentiert mit der leiblichen Auferweckung: „Zweifellos ist auch Christus nicht als Geist auferstanden, sondern mit seinem Körper.“ Das Tolerieren der Feuerbestattung werde die Glaubenskrise nicht überwinden: „Wo heute etwas verbrannt wird, ist letztlich nichts mehr da. Soll das beim Menschen anders sein?“, fragt Pfarrer Wagner.

 

Zahlreiche Aufreger

Der Pfarrer von Windischgarsten ist immer für eine Provokation gut. In dieser Hinsicht versteht er sich als Jünger des früheren Diözesanbischofs von St. Pölten, Kurt Krenn, dessen erzkonservative Ausrichtung er zu 100 Prozent teilt.

Mit seiner Weigerung, Ministrantinnen aufzunehmen, hat sich Wagner schon vor vielen Jahren unangenehm bemerkbar gemacht.

Vor zwei Jahren applaudierten viele seiner Mitstreiter, als Wagner ein Buch präsentierte. „Ganz katholisch“ ist eine eindringliche Warnung vor der Islamisierung Europas.

Sein Verhältnis zur Diözese ist angespannt. Über Bischof Manfred Scheuer hatte Wagner wenig Gutes zu sagen: „Ich entnehme den Medien, dass er der Wunschkandidat der Diözese ist. Mein Wunschkandidat ist er jedenfalls nicht, und die Bischofswahl ist auch kein Wunschkonzert.“

2009 rebellierten die Dekanatsleiter gegen die geplante Ernennung Wagners zum Linzer Weihbischof. Nach einer Krisensitzung im Bildungshaus Schloss Puchberg verzichtete der Windischgarstner Pfarrer auf die Bischofswürde.