Pater Arno: "Ich hätte auch gern geheiratet"

Von Florian Michlmair   07.Dezember 2017

Seit September betreut Pater Arno Jungreithmair vom Benediktinerstift Kremsmünster nicht nur die Pfarren Sattledt und Kremsmünster, sondern auch jene in Rohr. Mit den OÖNachrichten spricht der 61-Jährige, der sich auch in der reformfreudigen Pfarrer-Initiative engagiert, über den Zölibat und die Situation der Katholischen Kirche in Österreich.

 

OÖN: Pater Arno, wie haben Sie sich als Pfarrer in Rohr eingelebt?

Pater Arno: Grundsätzlich gut, ich fühle mich auch sehr wohl. Mir ist es besonders wichtig, die in dieser Pfarrgemeinde Aktiven kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Ich würde das gerne intensiver machen, leider fehlt mir dazu oft die Zeit.

Wie gelingt es, neben der Pfarre in Rohr auch jene in Kremsmünster und Sattledt unter einen Hut zu bringen?

Das ist oft nicht einfach, manche Termine muss man absagen, weil es zeitlich nicht geht. Ich halte grundsätzlich nichts von so einer Akkumulation und bin eigentlich auch dagegen, dass man als Pfarrer so viele Pfarren betreuen muss.

Sie haben nach der Matura im Stiftsgymnasium Kremsmünster in Salzburg Theologie studiert. Wollten Sie immer schon Pfarrer werden?

Naja, Pfarrer an sich wollte ich nicht sofort werden. Aber der Beruf des Pfarrseelsorgers hat mich schon früh begeistert. Es herrschte damals einfach ein großer Aufbruchsgeist in der Kirche. Wir haben in der fünften Klasse eine eigene Jugendvesper initiiert, auch das bis heute in Kirchen verwendete Liederbuch "Lob" entstand in unserer Klasse.

Ihr Lebensmotto lautet "Erneuert euren Geist und Sinn". Würden Sie das auch der Katholischen Kirche raten?

Ich denke, dass sich jeder Christ weiterentwickeln soll. Aber die momentane Sprache der Kirche geht total am Leben der Menschen vorbei, da brauche ich mir nur das Messbuch anzuschauen. Ein großes Problem ist auch, dass wir kein junges Personal haben.

Erreicht die Kirche den Großteil der jungen Menschen nicht mehr?

Das stimmt. Auch weil es so gut wie keine oder wenige Kapläne gibt. Man hat die Frage des Alters nicht im Blick. Einzig die Religionslehrer in den Schulen sehe ich hier als Möglichkeit, junge Menschen mit dem Thema in Kontakt zu bringen.

Ist der Zölibat zeitgemäß?

Nein, überhaupt nicht. Man verzichtet dadurch auf so viele Talente, weil man Menschen durch das Priesteramt und den Zölibat stark einengt. Ich hätte auch gerne geheiratet und eine Familie gehabt, das ist aber leider nicht möglich. Man sollte auch Frauen als Priester oder Pfarrerinnen zulassen.

Viele Menschen haben aus Empörung über die Missbrauchsskandale die Kirche verlassen. Kremsmünster war ein Hauptschauplatz. Können Sie jene Menschen verstehen?

Natürlich, besonders wenn sie Opfer waren. Die vielen, die sich angehängt haben, verstehe ich nur bedingt. Man muss differenzieren. Wenn ein Polizist einen Fehler macht, ist nicht die ganze Polizei schlecht. So sehe ich das hier auch.

Betreibt das Stift gutes Krisenmanagement?

Ich denke, unser Abt hat gut reagiert. Ich selber habe als Schüler schon von der Gewalt damals gewusst, von den Übergriffen aber nicht. Man könnte hinsichtlich der Aufarbeitung sicher noch die eine oder andere Sache überlegen.

Begeisterung und Liebe zum Pfarrerberuf sind bei Ihnen spürbar. Welche Momente sind am schönsten?

Mir gefällt es immer sehr gut, mit den Menschen ihre persönlichen Höhepunkte zu feiern, also Taufen oder Hochzeiten. Oder auch, wenn man jemandem helfen konnte. Ich finde aber auch die Zeit, in der ich bei Gott bin, sehr schön, also die Gebetszeit bei uns im Kloster.