Oberösterreicherin des Tages:Gar nicht auf den Mund gefallen

Von Von Christina Tropper   11.Juni 2010

Wenn die 19-jährige Azra Mehanic mit ihrer Mutter über Ausgehzeiten oder Taschengeld diskutiert, dann hat die Frau Mama schlechte Karten: Denn Azra ist nicht auf den Mund gefallen, deswegen hat die Schülerin der Fachschule Baumgartenberg nun auch den Bundesredewettbewerb gewonnen. Ziel des Turniers: Eine eigene Meinung haben und mit Argumenten untermauern. Azra hat sich dabei gegen 80 Konkurrenten aus ganz Österreich mit großer Klappe durchgesetzt, ihr Thema im Bereich klassischer Rede: „Wo finde ich Heimat?“

Dass Heimat kein Gefühl ist das von alleine kommt, an dem man arbeiten muss, weiß Azra aus eigener Erfahrung: Als die junge Frau geboren wurde, galt Bosnien als ihre Heimat, im Alter von nicht einmal drei Jahren flüchtete Familie Mehanic nach Oberösterreich. „Wir sind 1993 tagelang zu Fuß durch die Wälder Sloweniens marschiert“, sagt die 19-Jährige, die obwohl sie gerade noch ihrer Abschlussprüfung entgegenfiebert, mehr als reif wirkt.

Dass sie überzeugen kann, hat die junge Frau auch bei der Aufnahmeprüfung in die Fachhochschule für Soziales in Linz bewiesen. „Auch wenn Sprache für mich sehr wichtig ist, um meine Gedanken zu ordnen, habe ich mich gegen ein Germanistik-Studium entschieden. Ich will später einmal mit Menschen arbeiten.“

Und was ist nun Heimat für die 19-Jährige? „Ich glaube, jeder Mensch hat einen anderen Weg, um Heimat zu finden, doch ich weiß, dass Heimat nicht nur ein Geschenk ist, welches wir annehmen dürfen. Nein, wir müssen es annehmen, denn ein Mensch ohne Heimat, ist ein armer Mensch.“