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Öffentliche Schule in Gmunden will Schüler-Impfungen stoppen

Von Erik Famler   08.Februar 2012

Das Lehrerkollegium des Sonderpädagogischen Zentrums Gmunden (Nikolaus-Lenau-Schule) will nicht länger verpflichtet werden, bei Schulimpfungen zu assistieren. Hinter der Entscheidung seiner Lehrer, die im Übrigen einstimmig getroffen wurde, steht auch Direktor Walter Mayrhofer: „Es ist nicht einzusehen, wieso Lehrer die Kinder zu den Impfungen treiben müssen. Nach meiner Auffassung ist Impfen eine Privatangelegenheit“, sagt Mayrhofer.

Schulimpfungen sind Ländersache. In Oberösterreich wird die Immunisierung fast nur von den Amtsärzten vorgenommen. Seit Abschaffung der Impfpflicht in den 1980er-Jahren findet die Immunisierung nur noch auf freiwilliger Basis statt: „Zwar gibt es immer mehr impfkritische Eltern, die sehr genau hinterfragen, ob denn die eine oder andere Vorsorge notwendig ist.

Die Zahl der Impfverweigerer ist mit zehn Prozent aber im Wesentlichen gleich geblieben“, sagt Eva Magnet, zuständige Amtsärztin in der Abteilung Gesundheit des Landes Oberösterreich. Es sei nicht nachvollziehbar, sagt Magnet, dass den Nebenwirkungen, die selten auftreten, mehr Beachtung geschenkt werde, als den Krankheiten selbst. Schulimpfungen seien sinnvoll, da sie eine hohe Durchimpfungsrate garantierten. Impf-Skeptikern wolle man mit besserer Aufklärung begegnen.

Bedenken rund um offene Haftungsfragen, die auch im Sonderpädagogischen Zentrum in Gmunden eine Rolle spielten, sind laut Magnet unberechtigt: „Schulen stellen nur den Raum zur Verfügung. Das Haftungsthema trifft allein die impfende Institution oder den Arzt.“

Trotz Gegenwind will SPZ-Leiter Mayrhofer nicht lockerlassen: „Wir werden diese Frage im nächsten Schulforum diskutieren und am Ende darüber abstimmen. Ich schätze aber, dass die Elternvertreter auf der Seite der Lehrer stehen.“

Die Zahl der Kinder, die an der Nikolaus-Lenau-Schule geimpft werden, sei laut Mayrhofer vergleichsweise gering: „Das heißt nicht, dass unsere Schüler ohne Immunisierung auskommen. Die Eltern erläutern diese Fragen mit den niedergelassenen Ärzten. Dort gehört dieses Thema auch hin“, sagt Mayrhofer.

 

Waldorfschule: Keine Impfungen

Waldorfschulen betrachten die Schulmedizin und damit auch das Angebot von Serienimpfungen an Schulen traditionell skeptisch. Laut Andre Starlinger, dem Sprecher der Linzer Waldorfschule, wird in der Privatschule keine Schülerimpfung angeboten: „Es gibt allerdings klare Empfehlungen des Schularztes an die Eltern. Generell wehre ich mich gegen den Begriff Impfverweigerer, zumal in Österreich keine Impfpflicht besteht.“ Der Jurist verweist auch auf offene Haftungsfragen, sollte es durch Nebenwirkungen beim Impfen zu Zwischenfällen kommen.

 

Fünf Fragen an Maria Metzler

Die Linzer Medizinerin vertritt in der Ärztekammer als ehrenamtliche Referentin die oberösterreichischen Schulärzte.

OÖN: Wie erklären Sie sich die zunehmende Skepsis in der Bevölkerung gegen das Impfen?
Metzler: Da gilt es zu unterscheiden. Bestimmte Impfungen wie Diphterie und Tetanus stehen nahezu außer Streit. Ich stelle aber fest, dass die Zahl der nicht geimpften Kinder zunimmt. Früher war es ein Kind pro Schulklasse, heute sind es bereits zwei bis drei Kinder.
OÖN: In einer Gmundner Schule wird über die Abschaffung der Serienimpfung diskutiert. In anderen Schulen gibt es angeblich ähnliche Bestrebungen.
Metzler: Mir ist dazu nichts bekannt. Serienimpfungen sind vielleicht nicht jedermanns Sache, weil die Kinder oft ängstlich in der Reihe stehen, was manche Eltern ablehnen. Die Immunisierung bleibt dann den Haus- und Kinderärzten vorbehalten. Die Kinder nicht zu impfen, ist aber aus meiner Sicht bedenklich.
OÖN: Gegen welche Impfungen gibt es die größten Vorbehalte?
Metzler: Zurückhaltend sind die Leute bei Masern, Röteln und FSME. Trotzdem sind etwa 85 Prozent der Bevölkerung gegen diese Krankheiten geimpft, was im internationalen Vergleich sehr hoch ist.


 

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