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Nicht nur „beten und arbeiten“: Stift Engelszell wird jetzt auch bierselig

Von Alfons Krieglsteiner, 12. März 2012, 00:04 Uhr
Vom Leben der Mönche in Askese und Schweigen
Stift Engelszell, Heimat der Trappisten Bild: OON

Engelhartszell. „Ora et labora“, das heißt: „Bete und arbeite“. Dieser Grundregel des vom hl. Benedikt proklamierten mönchischen Lebens folgen auch die Trappisten in Stift Engelszell. Seit 7. Februar 2012 kommt aber noch ein dritter Aspekt hinzu: „Bete, arbeite – und braue Bier.“

Denn 2011 hatte Österreichs einziges Trappistenkloster beschlossen, eine eigene Brauerei zu errichten. Die Anlage läuft, die ersten Sude befinden sich schon in den hauseigenen Tanks. Kommendes Wochenende wird der Gärprozess beendet sein. Dann hat das erste Trappistenbier im deutschsprachigen Raum die Genussreife erreicht.

Die OÖNachrichten waren bei der „Vorverkostung“ dabei. Er ist noch nicht ganz ausgegoren, der göttliche Gerstensaft. Aber er inspiriert, schon nach wenigen Zügen. Die Rede wird frisch und witzig, das „bockige“ Bier stürmt und drängt, die Worte auch, als würden sie das obskure Wallen und Sieden, dem die Flüssigkeit in dem High-Tech-Laboratorium unterzogen wird, in sich aufnehmen. Hier herrscht wahre Bierseligkeit.

Geschmack nach Bananen

Angetan mit dem schwarzen Skapulier über dem weißen Habit, den Ledergürtel um die Hüften, betrachtet Abt Marianus Hauseder, der Brauherr, sein Glas Helles mit allen Anzeichen der Vorfreude. Schon der erste Schluck („irgendwie bananenartig“) ist ein Labsal für die Geschmackspapillen. Da kann Richard Hackl, ehrenamtlicher Wirtschaftsberater von Stift Engelszell, nur zustimmen.

Braumeister Peter Krammer von der Brauerei Hofstetten in St. Martin im Mühlkreis ist für den reibungslosen Ablauf des Brauvorgangs im Stift Engelszell zuständig. Er wagt sich an die dunkle Variante, die bis zu 10 Prozent Alkohol aufweist. „Leichter Lakritzenton, erwärmt den Gaumen“, lautet sein spontanes Urteil.

Helles Licht scheint herein ins Brauhaus, in dem früher die stiftseigene Hackschnitzelheizung untergebracht war. Starr, glatt, metallisch-blau glänzen die tonnenförmigen, bis zur Decke reichenden Kessel und das blanke Geländer, das hinauf zu den Maischbottichen führt und zum Nebenraum mit dem Gerstenmalzlager. Im Bauch der Metallbehälter vermischen sich die Ingredienzen drei Stunden lang.

Auf und ab steigen sie in dem Sud, werden gequetscht, sekretiert, dann in den Läuterbottich gepumpt. Die Würze läuft ab in die Würzpfanne, wo sie eine Stunde bei gut hundert Grad gekocht wird, unter Zugabe von Hopfen-Pellets aus rein Mühlviertler Produktion.

Ein, zwei Jahre Lagerzeit

Nach dem Abkühlen geht es weiter in die Gärtanks einen Stock tiefer, in denen die obergärige Hefe ihre Arbeit verrichtet. Eine Woche dauert ein Gärvorgang, bis zu drei Mal wird er wiederholt, dann hat sich die Resthefe abgesetzt. Fertig ist das Gebräu, „der Rolls Royce unter den Bieren“, wie es Peter Krammer ausdrückt. Genießen soll man es „wie Portwein“, zum Lagern soll man ihm ein, zwei Jahre Zeit lassen, dann entfalten sich die Aromen am besten. Gesüßt wird das nicht pasteurisierte Doppelbockbier mit Honig.

Viele warten schon darauf. In Österreich soll der Absatz über die Bierregion Innviertel und das „Mühlviertler Bierviertel“ erfolgen, auch im Klosterladen ist es ab Mai zu haben. Da wird es dem traditionellen Klosterlikör Konkurrenz machen.

400.000 Euro hat das Stift ins neue Brauhaus investiert, in fünf Jahren sollten sich die Ausgaben amortisiert haben. Ein Großteil wird in Containern abgefüllt auf den US-Markt kommen. Da wartet auf den Abt ein großer Auftritt: Er soll das Trappistenbier in Manhattan vorstellen: „Dabei habe ich eigentlich Flugangst.“

Vom Leben der Mönche in Askese und Schweigen

Gegründet im 17. Jahrhundert als Reformzweig der Zisterzienser, ist der Trappistenorden bekannt für seine Abgeschiedenheit, die mönchische Zucht und die harte körperliche Arbeit. Askese wird vor allem in Form des Schweigens geübt. „Wir reden nur leise miteinander“, sagt der Engelszeller Abt Marianus Hauseder. Ins Reich der Märchen verweist er aber die oft vertretene Ansicht, die Trappisten würden in Särgen schlafen: „Wir schlafen in ganz normalen Betten.“

Stellvertretendes Gebet für die Menschen betrachten die Trappisten als Hauptaufgabe. Außerhalb der strengen Klausur nehmen sie in der Regel keine Seelsorge wahr. Sechs Chorgebetszeiten bestimmen den Tagesablauf, die erste beginnt schon um vier Uhr früh, die letzte um 19.30 Uhr. Danach ziehen sich die Mönche zurück, Fernsehen ist weitgehend tabu. Zwischen den Gebetszeiten wird drei bis sechs Stunden täglich gearbeitet.

Stift Engelszell wurde 1293 vom Passauer Bischof Bernhard von Prambach gegründet und ursprünglich vom Zisterzienserorden besiedelt. Das Tochterkloster von Stift Wilhering wurde 1786 von Kaiser Joseph II. aufgehoben. 1925 kamen Trappisten, die aus der elsässischen Abtei Oelenberg vertrieben worden waren, hierher, die bis 1929 eine eigene Brauerei betrieben. 1931 wurde Engelszell zur Abtei erhoben. Derzeit leben hier fünf Ordensbrüder.

Sommelier-Weltmeister kommt zur Endverkostung

15 Hektoliter Bier werden bei einem Brauvorgang in Engelszell hergestellt, pro Jahr werden es 2000 Hektoliter sein. Zwei Brautage pro Woche sind geplant. Erhältlich ist das Bier in Engelszell im Klosterladen und im Online-Shop. Die neue Brauanlage wurde von der Würzburger Firma „Mini-Brau-Technik“ installiert.

Der Bier-Test Der Weltmeister kommt ins Stift: Der Verkostung im Juni werden nicht nur die Vertreter der Internationalen Trappisten Organisation beiwohnen, um sich von der Qualität des neuen Gottestrankes zu überzeugen und das VIT-Logo zu genehmigen, sondern auch der Weltmeister der Bier-Sommeliers, Karl Schiffner aus Aigen/Mühlkreis.

12 Dollar wird ein Vierertragerl vom Engelszeller Trappistenbier in den USA kosten. Ab Mai erfolgt in der Brauerei von Stift Schlägl die Abfüllung in 0,3-Liter-Flaschen mit dem Etikett der Internationalen Trappisten Organisation.
 

 

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