Neues Plädoyer für die „Nur-Hausfrau“

Von Barbara Rohrhofer   14.September 2013

„Es macht mich wütend, und ich bin es leid, dass Hunderttausende Frauen, die zu Hause ihre Kinder großziehen, mit dem Vorwurf bedrängt werden, sie seien unterdrückt, unglücklich oder gar unemanzipiert. Ich will mit meinem Buch alle Mütter ermutigen, die gerne nur Mütter sind“, schreibt Birgit Kelle, vierfache Mutter und Journalistin aus Deutschland, in ihrem „Aufschrei gegen den Gleichheitswahn zwischen Mann und Frau“.

Sie analysiert auf 220 Seiten aus ihrer ganz persönlichen Sicht locker, flockig und frech die Lage der Hausfrauen und kommt zum Schluss: „Ich will mich einfach nicht dafür rechtfertigen müssen, weil ich darauf beharre, meine Kinder selbst großzuziehen, anstatt sie in einer staatlichen Betreuung abzugeben.“

„Ich will so leben wie ich will!“

Immer wieder wehrt sich Birgit Kelle gegen die pauschalen Diffamierungen, dass Frauen zu Hause nichts wert seien. „Eine Beleidigung, die salonfähig geworden ist.“ Die 38-Jährige fordert vehement das Recht jeder Frau ein, so zu leben, wie es sie glücklich macht – und ist mit ihrem „Hausfrauenbuch“ auf dem besten Weg in die Bestsellerlisten. „Hausfrauen“, so kritisiert Kelle, „haben bei uns keine echte Lobby. Der gängige Feminismus à la Alice Schwarzer bis hin zu Simone de Beauvoir hat gerade die Mütter auf der Strecke gelassen.“

Doch wer ist die Frau, die sich für alle Hausfrauen und Mütter derart auf die Schiene schmeißt? Gleich vorweg: Sie ist sicherlich keine „Nur-Hausfrau“. Sie ist Kolumnistin beim Meinungsportal „The European“, schreibt für viele deutsche Zeitungen und ist obendrein Vorsitzende von zahlreichen Verbänden. Zudem ist sie verheiratet, katholisch und hat vier Kinder.

Als der „Fall Brüderle“ in ganz Deutschland zu einer Sexismus-Debatte führte (Anmerkung der Red: Der FDP-Politiker Brüderle soll einer Journalistin zu nahe gekommen sein), ergriff Brigit Kelle das Wort. Ihr provokanter Artikel: „Dann mach doch die Bluse zu“ löste eine Welle von Zustimmung, aber auch eine öffentliche Kontroverse aus. „Jede blöde Anmache und jeder jämmerlich missglückte oder vielleicht nett gemeinte Anmachversuch, jedes männliche Pfeifen vom Baugerüst und jeder dumme Spruch waren plötzlich Sexismus“, schrieb sie – und ihr Artikel wurde in sozialen Netzwerken über 170.000 Mal geteilt. Kelle stellte auch klar: „Sexismus existiert. Sehr viel davon ist gegen Frauen gerichtet. Diesen Frauen muss geholfen werden.“

In ihrem Buch richtet sich Kelle zudem gegen die „Diktatur des Feminismus“, gegen den „Genderwahn“ und die „Quoten-Zwangsbeglückung“ – und erntet Applaus von Gleichgesinnten. Das Ergebnis all ihrer Überlegungen: „Auch 2013 nähern wir uns in der Geschlechterfrage nicht an. Wir sitzen immer noch ratlos zwischen den Stühlen. Männer sind anders, Frauen auch. Selbst mehrere Jahrzehnte Gender-Mainstreaming können an dieser Binsenweisheit nichts ändern.“

Birgit Kelle: „Dann mach doch die Bluse zu“, adeo-Verlag, 18,50 Euro.

 

Lage in Oberösterreich

72% der Frauen im Erwerbsalter hierzulande sind berufstätig, davon ein hoher Prozentsatz Teilzeit.

1,52 Kinder hat – statistisch gesehen – jede Oberösterreicherin. Das erste Baby bekommt sie im Durchschnitt mit 28,5 Jahren. Familie hat für die Oberösterreicher einen hohen Stellenwert, wie auch Jugendstudien immer wieder beweisen.

Hausfrau: Wenn der Partner gut verdient, wären sogar 55 Prozent der jungen Frauen (14 bis 24 Jahre) bereit, nur Hausfrau zu sein – das besagte eine Studie aus dem Jahr 2011. Wunschvorstellungen relativieren sich mit dem Alter, wie die jüngste Studie der Zeitschrift „Brigitte“ zeigt. Bereits die 21 bis 34 Jahre alten Frauen haben den Wunsch, auch als Mutter wieder arbeiten zu gehen und finanziell auf eigenen Beinen zu stehen.