„Natürlich suchen wir Tibor Foco weiter wegen Mordverdachtes“
LINZ. Tibor Foco ist der bisher am längsten gesuchte Mordverdächtige in Österreich seit 1945. Seit dem Jahr 2000 gibt es eine rechtskräftige Anklage gegen den Mann, nachdem noch immer gefahndet wird.
Tibor Foco war am 27. April 1995 nach neun Jahren Haft vor einer Vorlesung an der Linzer Johannes-Kepler-Universität seinem Bewacher einfach davongelaufen. Foco hatte die Möglichkeit erhalten, während der Haft, in der er sich seit 1986 befand, Jus zu studieren. Am Fluchttag war er nicht gefesselt – er hatte schon lange das Vertrauen seines Bewachers.
Die Flucht von Tibor Foco war Monate geplant: Zwei Mobiltelefone wurden in seine Zelle in Krems-Stein geschmuggelt. Nahe der Linzer Uni stand ein Motorrad des Typs „Kawasaki Ninja“ in einer Garage bereit. Zu dieser gab es mehrere Schlüssel, wovon einer bei Foco in Stein noch vor der Flucht gefunden worden war.
20 Monate ermittelte die Polizei, dann war klar: Foco hatte insgesamt acht Helfer. Vier Frauen und vier Männer wurden 1997 im Landesgericht Linz zu bedingten Freiheitsstrafen zwischen drei und acht Monaten sowie teilweise auch zu Geldstrafen verurteilt.
Foco hatte insgesamt vier Fluchttermine, der erste klappte bereits. Er hatte an alles gedacht: So suchte er sogar eine Garage auf einem Hügel aus, um die Maschine, sollte die Batterie nach einem halben Jahr Stehzeit streiken, anlaufen lassen zu können.
Während der Flucht ändert sich für Foco die Situation: Weil der angebliche Mittäter im Mord an Elfriede Hochgatter am 29. August 1996 mit 5:3 Stimmen in einem neuen Prozess am Landesgericht Linz freigesprochen wird, erhält Tibor Foco damit 1997 ein neues Verfahren. Am 27. Juni 2000 bringt die Staatsanwaltschaft Linz eine neue Anklage gegen Tibor Foco wegen des Verdachtes des Mordes ein: „Natürlich suchen wir ihn noch immer“, sagen Zielfahnder des Bundeskriminalamtes.