Nationalpark-Luchs verzweifelt gesucht

Von Alfons Krieglsteiner   04.Februar 2014

Elf Mal tappte Luchsmännchen "Juro" zwischen Juli und Dezember 2012 in eine der 25 Fotofallen im Nationalpark Kalkalpen. Nach zahlreichen weiteren Sichtungen ist er aber seit Anfang Juni 2013 wie vom Erdboden verschluckt. Auch der Peilsender, mit dem der aus dem Schweizer Jura "eingebürgerte" Wildfang vor seiner Freilassung im Reichraminger Hintergebirge Ende 2011 versehen wurde, scheint seit acht Monaten den Geist aufgegeben zu haben.

"Ich glaube nicht, dass Juro aus dem Nationalpark abgewandert ist", sagt der für das Luchsprojekt zuständige Wildbiologe Christian Fuxjäger (45). "Das wäre untypisch in einem Revier, das er seit eineinhalb Jahren besetzt hat und in dem es zwei Weibchen für ihn gibt." Bleibt nur die Alternative: "Entweder ist er eines natürlichen Todes gestorben, etwa infolge einer Verletzung – oder er ist abgeschossen worden. Illegal." Die Folge: Kein ausgewachsener Kuder (= Luchsmännchen) weit und breit im 20.856 Hektar großen Nationalpark. Und das ausgerechnet jetzt, wo bald wieder die Ranzzeit beginnt. Bis Ende März dauert sie. Da wäre "Juro" gefragt, denn die beiden Luchsweibchen "Kora" und "Freia" sind im besten Alter, um erneut Junge zur Welt zu bringen.

Sieben Jungluchse haben sie seit 2012 geboren. Die möglichen Väter machen sich rar: Neben "Juro" gelten auch sein Vorgänger "Klaus" und der aus einem Tierpark entwichene "Pankraz" als verschollen. Genauso wie zwei der drei Jungluchse vom Vorjahr.

Ein Nachfolger für "Juro"?

"Sollte Juro nicht mehr auftauchen, werden wir bei der nächsten Sitzung des Luchsarbeitskreises am 11. Februar fordern, dass wir ein neues Männchen holen – zur Blutauffrischung diesmal aus den Karpaten", sagt Fuxjäger. Dem 2008 gegründeten Arbeitskreis gehören Nationalparkverwaltung, Landesjagdverband, WWF, Naturschutzbund, Bundesforste und Wildtierexperten an.

Ein Nachfolger für Juro? "Diese Pläne halten wir für verfrüht", sagt Christopher Böck, der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes. Erst einmal müsse geklärt werden, was mit ihm tatsächlich passiert sei: "Bis das feststeht, haben wir gegen eine ‚Nachbesetzung’ des Reviers unsere Vorbehalte."