Nächste Extrarunde: Westring verzögert sich wieder einmal

Von Markus Staudinger   11.Juli 2018

Es ist der bisher größte Einzelauftrag, den die staatseigene Autobahngesellschaft Asfinag je ausgeschrieben hat: Mit 145 Millionen Euro rechneten die Asfinag-Straßenbauer für den Bau der Westring-Brücke sowie deren Tunnelanbindung an die Rohrbacher (B127) und Eferdinger Bundesstraße (B129) auf der jeweiligen Seite der Donau.

Sieben Firmengruppen legten nach einer EU-weiten Ausschreibung dafür insgesamt zwölf Angebote – jedes davon umfasste Tausende Seiten. Dutzende Juristen und Ingenieure der Asfinag prüften die Angebote fast drei Monate lang.

Am Ende erteilte die Asfinag einem Bestbieter den Zuschlag: Mit 133 Millionen Euro liegt dieser Anbieter – nach Informationen der OÖNachrichten handelt es sich um ein Konsortium aus österreichischen und italienischen Partnern – nicht nur preislich am günstigsten. Er bietet auch eine Bauzeitverkürzung an.

Montagabend lief die Stillhaltefrist aus, binnen derer unterlegene Mitbewerber Beschwerde gegen die Vergabe einlegen konnten – einer machte davon Gebrauch.

Asfinag-Projektleiter Martin Pöcheim bestätigt den OÖNachrichten, dass binnen der Stillhaltefrist eine Beschwerde gegen die Vergabe eingebracht wurde. "Jetzt ist das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) am Zug, ein Nachprüfungsverfahren wurde eröffnet."

Was heißt das für den für Herbst geplanten Start der Hauptbauarbeiten? "Wir wollten damit am 15. Oktober beginnen", sagt Pöcheim. "Jetzt wird sich das aus heutiger Sicht um zwei bis drei Monate verzögern. Wir hoffen trotzdem, heuer noch mit einzelnen Baumaßnahmen zu beginnen."

Das BVwG hat für die Beschwerde eine Entscheidungsfrist von sechs Wochen. Angesichts der komplexen Materie ist aber offen, ob diese sechs Wochen ausreichen. An sich sei eine Beschwerde gegen eine Auftragsvergabe nichts Ungewöhnliches, sagt Asfinag-Manager Pöcheim. Angesichts der Verzögerungen, die das Projekt Westring bereits seit Jahren begleiten, wäre es aber schön gewesen, schon loslegen zu können.

Vorbereitungsarbeiten stocken

"Ohne Beschwerde hätten wir dieser Tage den Auftrag fix vergeben." Die Baufirma hätte die drei Monate bis Mitte Oktober genutzt, um die Baustelle vorzubereiten und die Bauabläufe detailliert festzulegen. Das stocke jetzt angesichts der gerichtsanhängigen Beschwerde, sagt Pöcheim.

Ob die nun verlorenen Monate im Bauverlauf hereingeholt werden können, sei schwer zu sagen. Bisher war geplant, dass die Brücke bis Ende 2020 stehen soll und die ersten Privatfahrzeuge 2023 über die Donau fahren sollen (Details siehe Kasten). Über eines zeigt sich Pöcheim aber gewiss: "Wir haben sowohl qualitativ als auch quantitativ den Bestbieter gewählt."

 

Der Westring-Zeitplan

Winter 2018/19: Eigentlich hätte mit dem Bau der Westring-Brücke im Oktober begonnen werden sollen. Durch den nunmehrigen Vergabe-Einspruch verzögert sich das nach Asfinag-Schätzungen um zwei bis drei Monate.

Ende 2020: Zu diesem Zeitpunkt sollte nach ursprünglichem Zeitplan die vierte Donaubrücke stehen. Für den Verkehr freigegeben wird sie dann aber noch länger nicht. Denn was im Herbst 2020 noch fehlen wird, sind die Anbindungen an die B127 und die B129. Weil es sich um Auf- und Abfahrten handelt, die nördlich wie südlich der Donau in den Berg geschlagen werden müssen, wird das zumindest weitere zwei Jahre in Anspruch nehmen.

2023 – die ersten Privatfahrzeuge fahren über die Brücke: Die Westring-Brücke samt ihren Zufahrten soll – mit je zwei Fahrspuren in jede Richtung – fertig sein. Für den allgemeinen Verkehr freigegeben werden allerdings vorerst nur zwei Fahrspuren (je eine pro Richtung). Denn das Projekt Westring geht in Phase zwei: den Bau des Freinbergtunnels. Für die Bauarbeiten (darunter der Abtransport der Gesteinsmassen) wird noch bis Ende 2028 eine Brückenhälfte reserviert sein.

2028/29: In diesen Jahren soll auch der Freinbergtunnel fertig sein (inklusive des Bahnhofsknotens und des unterirdischen Abschnitts im Bereich der Waldeggstraße).

2031/32: 2029 beginnt die Phase 3 des Westringbaus mit der Brücke über die Westbahn inklusive des Lückenschlusses zur A7. Ende 2031/Anfang 2032 sollten alle Arbeiten abgeschlossen sein.

 

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