Nach Brandstiftung fürchten Flüchtlinge weitere Anschläge
SANKT MARTIN/MÜHLKREIS. Zehn Kilometer von der Brandruine in Altenfelden entfernt sind in St. Martin Asylwerber in eine baugleiche Unterkunft eingezogen.
Reshmi M. macht sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Familie. Eigentlich hatte die zweifache Mutter gehofft, diese Ängste nach der Flucht aus Afghanistan hinter sich lassen zu können. Aber seit sie weiß, dass nur wenige Kilometer von ihrer Unterkunft in St. Martin im Mühlkreis entfernt ein baugleiches Wohnhaus für Flüchtlinge in Altenfelden von Brandstiftern abgefackelt wurde, geht sie auch im oberen Mühlviertel mit einem mulmigen Gefühl zu Bett. "Sind wir hier wirklich sicher?", fragt die junge Mutter. Ihr diese Unsicherheit wieder zu nehmen, ist Aufgabe der Betreuer. Mario Mitterlehner koordiniert für das Rote Kreuz die Asylunterkünfte im Bezirk Rohrbach. Seit dem Brandanschlag in Altenfelden macht er sich Gedanken, wie die Unterkünfte gesichert werden könnten.
Kameras der Polizei
Bis vor wenigen Tagen wurde das Haus in St. Martin von der Kriminalpolizei mit Videokameras überwacht: "Als die Unterkunft noch unbewohnt war, wollten wir auf Nummer sicher gehen, dass nicht dasselbe passiert wie in Altenfelden", heißt es dazu aus der Landespolizeidirektion. Aber auch ohne die Kameras behält die Exekutive das Holzhaus weiterhin besonders im Auge. Mehrmals am Tag sieht eine Streife nach dem Rechten. Über zusätzliche Sicherungsmaßnahmen sprechen die Polizeioffiziere nicht gerne: "Wir wollen uns da nicht in die Karten schauen lassen."
Quartier-Koordinator Mitterlehner möchte potenzielle Straftäter mit Licht vertreiben. Fünf Bewegungsmelder sind rund um das Gebäude mit fünf Baustrahlern unterhalb des Daches verbunden. Werden die Melder in der Nacht ausgelöst, wird es rund um das Haus taghell. "Wunder wird das keine bewirken, aber wir wollten einfach etwas machen", sagt er.
Die Kinder merken nichts von den Sorgen ihrer Eltern.
Von der Sorge ihrer Eltern und den erhöhten Sicherheitsmaßnahmen rund um ihr neues Zuhause bekommen die Kinder der drei Familien, die inzwischen in Sankt Martin eingezogen sind, wenig mit. Sie interessieren sich viel mehr für den Tischtennistisch, den sie geschenkt bekommen haben. Das Klacken der Plastikbälle mischt sich mit Kinderlachen. Dass gerade ihre Unterkunft nun von Journalisten besucht wird, hinterfragen die Kleinen nicht. Sie freuen sich einfach über die neuen Gesichter. Berührungsängste kennen sie nicht. Auch ein bisschen Deutsch haben sie bereits gelernt: "Guten Tschüss", wünschen sie jedem, der das Haus betritt oder verlässt.
50 Freiwillige kümmern sich neben den Betreuern des Roten Kreuzes um die neuen Gemeindebürger in St. Martin. Ob Deutschkurs oder Arztbesuch, immer findet sich jemand, der die Flüchtlinge unterstützt.
Und diese Herzlichkeit vermag kein Brandstifter niederzubrennen.