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Mord in Steyr: Hier wohnte der Tatverdächtige Saber A.

12. Dezember 2018, 08:30 Uhr
"Wir werden Michelles Familie auch unsere Hilfe anbieten"
In diesem Zimmer wohnte Saber A.

STEYR. Im Maradonna, dem von der Volkshilfe betriebenen Wohnhaus für unbegleitete minderjährige Jugendliche, ist es still geworden.

An der Wand hängt ein Foto von Michelle F., der ermordeten 16-Jährigen. Verstreut auf dem Boden und dem kleinen Couchtisch liegen Zeitschriften, Karteikarten, Liebesbriefe. Mittendrin ein kleiner Teddy. Das Zimmer im ersten Stock des Flüchtlingsheimes in Steyr-Münichholz ist unaufgeräumt. Die Polizei hat vorgestern alles durchsucht. Es ist das Zimmer von Saber A., Michelles 17-jährigem Freund aus Afghanistan. Er wird verdächtigt, ihr Mörder zu sein.

"Wir werden Michelles Familie auch unsere Hilfe anbieten"
An der Wand eine Zeichnung von Michelle

An der Wand eine Zeichnung von Michelle

Im Maradonna, dem von der Volkshilfe betriebenen Wohnhaus für unbegleitete minderjährige Jugendliche, ist es still geworden. Der Mord lastet schwer auf den Mauern, ist überall im Haus zu spüren. Saber A. wird das Zimmer mit Blick auf Spielplatz, Kindergarten und Volksschule wohl nie mehr betreten. 18 Jugendliche – 13 aus Afghanistan, zwei Syrer, je einer aus Pakistan, Somalia, dem Irak und Nigeria – müssen hier aber weiterhin leben. Ein Krisenteam betreut die Asylwerber und ihre Betreuer.

Am Höhepunkt der Flüchtlingskrise wurden von der Volkshilfe bis zu 60 Minderjährige in damals zwei Quartieren in Steyr betreut. Derzeit gibt es nur noch dieses eine Heim für maximal 32 Bewohner, das seit 2004 besteht.

"Hier handelt es sich um eine Vorzeige-Unterkunft, gegen die es zu Beginn natürlich auch Proteste gegeben hat, die mittlerweile aber ein Teil des Münichholz geworden ist", sagt Michael Schodermayr, Sozial-Stadtrat in Steyr und Vorsitzender der Volkshilfe Oberösterreich. Diese Tat nun mache aber alle Anstrengungen für besseres Zusammenleben auf einen Streich zunichte.

"Wir werden Michelles Familie auch unsere Hilfe anbieten"
Im Volkshilfe-Wohnhaus Maradonna leben 18 Jugendliche.

Im Volkshilfe-Wohnhaus Maradonna leben 18 Jugendliche.

"Hier sind Jugendliche untergebracht, die teils jahrelang ohne Familie auf der Flucht waren. Wir versuchen, sie mit einem Spezialistenteam aufzufangen, sie in die Gesellschaft einzugliedern. Jetzt gerade erleben sie ein neues Trauma", sagt Schodermayr, "dennoch dürfen wir eines nicht aus den Augen verlieren: Opfer ist Michelle, ein junges Mädchen aus Steyr. Und ihre Familie." Diese grausame Tat dürfe durch nichts relativiert werden.

Für die Volkshilfe gelte es nun, die Dinge offen auf den Tisch zu legen, zu analysieren, ob Fehler gemacht wurden und was es zu verbessern gäbe. Man werde auch die Hetze aushalten, die aktuell in den sozialen Medien über die Flüchtlinge hereinbricht. Ein Teil dieser emotionalen Woge sei verständlich und erklärbar. Die Kluft dürfe aber nicht größer werden. "Und wir werden zu gegebener Zeit an Michelles Familie herantreten und ihr unsere Hilfe anbieten."

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