Mönch mit 23: "Für meine Mutter war es schwer"
SCHLIERBACH. OÖN-Interview: Jakobus Neumeier wurde diese Woche im Zisterzienserstift Schlierbach aufgenommen.
Den Rest seines Daseins im Kloster verbringen: Vergangenen Dienstag, am Hochfest Mariä Himmelfahrt, hat Jakobus Neumeier diesen Schritt getan. Im Stift Schlierbach hat er die Feierliche Profess abgelegt und sein Leben dem Orden geweiht – im jugendlichen Alter von 23 Jahren: ein Frühberufener. Was ihn dazu bewogen hat, erklärt der in Scheibbs im Mostviertel geborene Zisterzienserpater im OÖN-Gespräch.
OÖNachrichten: Wie ist die Profess abgelaufen?
Pater Jakobus: Der Stiftschor brachte die C-Dur-Messe von Schubert zur Aufführung, ein Chor aus meinem Freundeskreis sang zu Keyboardbegleitung rhythmische Lieder. Abt Nikolaus hat die Eucharistiefeier geleitet. Nach dem Evangelium wurde ich aus den Reihen der Ordensbrüder herausgerufen und erbat die Aufnahme in den Orden. Nach der Predigt des Abtes wirft sich der "Kandidat" auf den Boden, es folgt das Segnungsgebet. Dann durfte ich die Kukulle, das bodenlange Übergewand, anziehen und habe die Urkunde mit dem ewigen Gelübde unterschrieben.
Wie lautet die Ordensregel?
Für uns gilt die Regel des heiligen Benedikt: Bete, arbeite und lies. Die Zisterzienser sind ja aus dem Benediktiner-Orden hervorgegangen. Der Tagesablauf ist klar strukturiert, im Zentrum steht das Gebet.
Gibt es im Konvent auch moderne soziale Medien?
Jeder Mitbruder hat einen Internet-Zugang, wir Jüngere auch einen PC. Nur Fernseher brauch’ ich keinen.
Sie studieren derzeit Theologie?
Im Herbst beginne ich das siebente Semester meines Magisterstudiums an der Päpstlichen Hochschule in Stift Heiligenkreuz.
Wurden Sie schon in Ihrer Familie religiös geprägt?
Ich bin in Wieselburg aufgewachsen, dort war mein Vater – er stammt aus Erding in Bayern – Diakon. Meine Mutter ist Lehrerin, beide sind sehr religiös. Ich bin mit ihnen immer in die Kirche mitgegangen, war auch Ministrant.
Wann ist der Gedanke, einem Orden beizutreten, gereift?
Ich habe die Höhere Technische Bundeslehranstalt St. Pölten absolviert, habe viel konstruiert – Kraftwerke, Turbinen, und hobbymäßig sogar Messer geschmiedet. Doch 2009 habe ich eine Franziskaner-Jugendwallfahrt nach Santiago de Compostela gemacht. Zwei Jahre später hat mich mein Firmpate auf eine Wallfahrt des Katholischen Jugendforums nach Altötting mitgenommen. Da habe ich gesehen, dass junge Menschen ihren Glauben leben. Ich habe dann viel gelesen, und allmählich ist der Gedanke gereift, dass das Ordensleben etwas für mich sein könnte.
Oder doch eine Familie gründen?
Natürlich habe ich auch das in Erwägung gezogen. Aber dann habe ich in mehreren Klöstern "Urlaub auf Zeit" gemacht, und schließlich bin ich in Schlierbach "hängen geblieben". Ein innerer Ruf hat mir gesagt: Das ist das Richtige.
Wie hat Ihre Familie reagiert?
Für die Mutter war es schwer, vor allem wegen der Vorstellung, dass sie von mir keine Enkel bekommen wird. Der Vater hat sich damit leichter getan. Manche Freunde haben sich von mir abgewandt. Aber die echten Freunde bleiben.
Was möchten Sie bewirken?
Ich sehe die innere Not der Menschen in unserer Wohlstandsgesellschaft. Materiell haben wir alles, aber seelisch sind viele verarmt. Deshalb möchte ich Ordenspriester werden, in die Seelsorge gehen, den Gauben weitergeben.
Was bedeutet "Gott" für Sie?
Der barmherzige Gott, der uns die Freiheit lässt. Freiheit meint nicht, dass ich alles machen kann, was ich möchte. Da wäre ich ja nur der Sklave meiner Wünsche. Sondern vielmehr: Hören, was gut für mich ist, also das, was Gott für mich will.
Und wo kann man ihn "finden"?
In der Größe seiner Schöpfung. Am Beginn der Welt kann es nicht einfach "knall" gemacht haben. Logischer ist es, an eine Macht zu glauben, die alles hervorgebracht hat.
Hintergrund
26 Mönche gehören derzeit dem Zisterzienserstift Schlierbach an. Der älteste ist 86, Pater Jakobus ist mit 23 Jahren der jüngste, zwei Mitbrüder sind nur ein Jahr älter. Die Größe des Konvents ist seit 2010 gleich geblieben „und damit auf dem Stand der Barockzeit, dem ja auch die Proportionen der Bausubstanz entsprechen“, sagt Abt Nikolaus Thiel.
Schlierbach ist das größte Zisterzienserstift Österreichs nach Heiligenkreuz. Die Abtei im Süden von Wien beherbergt die Päpstliche Hochschule und erlebt einen regelrechten Boom. 101 Mitbrüder gehören dort bereits dem Konvent an.
Vietnam ist weltweit das Hoffnungsgebiet des christlichen Ordensleben. Dort wurden seit dem Ende des kommunistischen Regimes schon 2200 christliche Klöster gegründet, allein die Zahl der Zisterziensermönche liegt bei 5000.
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Ohne Worte ...
es heißt ja nicht dass er sein leben lang dort bleiben MUSS ..
may be one day , ändert er seine Meinung ...FREIHEIT !
viele Menschen heiraten , schwören vor Gott eine lebenslange Treue bis der Tod uns scheidet ... und nach ein paar Jahren trennen sie sich ... na und ?
mir gefällt an diesen Leute dass sie sehr belesen sind .
Wer hat in jedem Augenblick hunderttausend Geheimnisse der Moschusdrüse über die Erde verstreut. Die Horizonte der Welt sind voller Duft, und wegen dir sind die Menschen der Welt voller Aufregung, es spiele die große Melodie - hört -
eine große Freiheit - ins Kloster zu gehen
-> die hiesigen Zwerge ahnen gar nicht, was Freiheit ist -> ich tue meine Pflicht - ich gehorche - sagen sie -> und finden das Leben nicht - sehen die schöne Welt nicht - die Quellen der wahren Lebenslust bleiben ihnen verschlossen
Nach meiner letzten Beziehung überlegte ich auch, ins Kloster zu gehen!!!
Spaß beiseite: Ohne Zölibat könnte ich es ja verstehen. Warum soll man auf eine Beziehung verzichten? Zumindest offiziell, tatsächlich hat doch dann irgendwann jeder Mönch, Priester irgendwann mal eine Beziehung, vielleicht auch noch Kinder!?!
Ich glaube auch an Gott, hat für mich aber nichts mit der Kirche zu tun! Allein schon wer sich mal das Vater unser bewusst macht. Da gehts immer nur um Schuld, Sünde... Sogar Kriege wurden im Namen der Kirche geführt. Warum sollten wir alle die größten Sünder sein? Solange ich niemanden umbringe, sollte jeder seine Handlungen mit seinem Gewissen vereinbaren können. Wenn ich die Frau meines Nachbarn begehre, bin ich ein großer Sünder? Oder meiner Freudin sage, sie ist nicht dick?!
Glauben ja, aber zu dieser Kirche ein klares NEIN!!!
Wenn ich zu meiner Freundin sage, sie ist nicht dick, bin ich dann ein großer Lügner?
hättest du geschwiegen wäre es deine verantwortung
# geh beichten -> deine freundin soll dich foltern -> eine ganz tafel milka schokolade schnabulieren und du schaust zu
Robert...
egal wos sogst
sog imma die woaheit ...
Ein vergeudetes Leben!
@honguito
für dich vielleicht schon - für andere die Erfüllung.
Daher ist deine Meldung ein vergeudetes Posting.
# die Freundin aufgeben - das schaffe ich nicht - vergeudet ist kein Leben
-> wir leben in einem freien Land und wenn einer guten Draht nach oben hat -> dort seine Lust und sein Glück findet -> alles halal
Ich bin zutiefst beeindruckt von den klugen, ja geradezu weisen Antworten dieses erst 23jährigen Mönchs. Vor allem imponiert mir sein Mut zu sagen, er halte es für logischer, dass die Schöpfung durch einen Akt Gottes als durch einen bloßen Knall entstanden sei. Aus nichts wird nichts, hat der Volksmund schon immer gewusst. Und der Volksmund formuliert fast immer quasi unwiderlegliche Einsichten des gesunden Menschenverstandes. Wenn also vor dem jetzigen All rein gar nichts existierte, dann muss man ja beinahe ein "sacrificium intellectus" erbringen, um glauben zu können, dass im Bruchteil einer Sekunde aus dem buchstäblichen Nichts das unvorstellbar riesige All (oder zumindest dessen Anfang) entstanden sein soll.
....aus dem Bruchteil einer Sekunde?
Weit gefehlt im Laufe unvorstellbarer Zeiträume. Und was man vom gesunden Menschenverstand zu halten hat, das ist ja auch hinlänglich bekannt. Da ist nix unwiderleglich, da ist nur das, was mit mit seinen 5 Sinnen wahrnehmen kann. Unsere Sinne haben immer nur die Aufgabe gehabt, zum Überleben beizutragen, aber nicht die Welt in ihren Tiefen zu erkennen.
Können Sie sich nicht vorstellen, dass der Gedankengang Gottes weiträumigerer ist, als jener des Kreationismus und deren Verfechter...?
Ich besuchte 1959/60 das Stiftsgymnasium Schlierbach P. Josef Kaufmann war als Jungpriester unser (sehr guter) Präfekt. Als Lehrer i.R. weiß ich heute, dass damals Steinzeitpädagogik (wie fast überall) betrieben wurde. Trotzdem erinnere ich mich gerne an diese Zeit. Sie hat mich positiv geprägt. Gerne komme ich gelegentlich als NÖer auf Besuch, so auch vor wenigen Wochen nach einem Besuch der Gartenschau Kremsmünster. Wieder positiv beeindruckt vom wunderschönen Kloster. Da ich am Rande weiß, dass das Kloster zumindest in letzter Zeit einige Probleme hatte (wie leider andere auch) hoffe ich, dass Abt Thiel jetzt wieder eine Phase des Beruhigung und des Aufschwungs einleiten und prägen wird. Gottes Segen ihm und meinem Landsmann Jakobus Neumeier.