Mit Schärdingern lässt sich’s leben
SCHÄRDING. Er braucht nicht viel Schnickschnack. Ehe er in eine andere Gegend übersiedelt, nimmt es der Schärdinger in Kauf, jahrelang auszupendeln.
Die guten Jobs sind weit, weit weg zu finden und das Einkommensniveau entspricht dem Wasserstand des Inns nach drei hintereinanderfolgenden Jahrhundertsommern.
Dennoch: Herumzugranteln und zu sudern bringt die Schärdinger nicht weiter, das haben sie längst erkannt. Also arbeitet man fleißig, pendelt aus, begnügt sich eben mit den einfachen Dingen des Lebens und setzt auf Geselligkeit und Gastfreundlichkeit, was die Auswärtigen zu schätzen wissen.
Egal ob im Donautal, im Pramtal oder im Sauwald: Die Feste werden gefeiert, wie sie fallen, wer dabei ist, ist dabei. Wer nicht, geht auch nicht ab. Die bayerischen Nachbarn sind quasi immer und überall vertreten, sie brauchen ja nur kurz über den Inn oder die Donau zu hüpfen. Schließlich ist es noch gar nicht so lange her, gehörte Bayern noch dem Innviertel an – oder war es umgekehrt? Dass die Schärdinger von ihren Nachbarn mitgeprägt wurden, lässt sich alleine schon ob des bajuwarisch angehauchten Dialekts der Grenzschärdinger schwer abstreiten.
In Wien werden diese eher der blauweißen Lederhosen-Zunft zugeordnet, als den eigenen Landsleuten im Osten des Landes, was dem Schärdinger meistens gar nicht zuwider ist. Die Sympathiewerte zu den Bayern sind sogar so hoch, dass vor den Flimmerkisten eher für Bayern-München geschrien wird, als für Rapid und nahezu flächendeckend auf den Weingenuss verzichtet wird, um dem Bierkonsum zu frönen.
Einen Beweis liefert die Bezirkshauptstadt: Wo sonst in Österreich gibt es einen Ort mit zwei Brauereien, die lediglich durch eine Straße getrennt sind? Wer oder was den Namen Schärding in alle Welt hinausträgt: Schärdinger Milchprodukte, Landbier, der Baumkronenweg, Schriftsteller Friedrich Zauner, Jazzmusiker Paul Zauner, Olympiasiegerin Violetta Oblinger, Burgschauspieler und Ehrenbürger Heinz Reincke...