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Mit Pistole zehn Cent erbeutet? Freispruch für Lehrling

Von Gabriel Egger, 18. September 2018, 15:44 Uhr
foto: VOLKER WEIHBOLD Bild: VOLKER WEIHBOLD (APA/ROBERT JAEGER)

LINZ. Ein 18-jähriger Lehrling, der drei Jugendliche im März dieses Jahres mit einer geladenen Pistole bedroht und dabei zehn Cent erbeutet haben soll, wurde Dienstagnachmittag vor dem Landesgericht Linz freigesprochen.

"Schwerer Raub mag seltsam klingen, wenn man dann die Beute sieht", sagte der Staatsanwalt zu Beginn des Prozesses gegen einen 18-jährigen Lehrling. Doch die Vorwürfe wogen schwer: Der junge Mann aus Tschetschenien soll am 28. März dieses Jahres im Haidgattern Park im Linzer Stadtteil Neue Heimat drei Schüler mit einer Waffe bedroht und zur Herausgabe der Geldtaschen genötigt haben. Um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, habe er die Pistole durchgeladen. "Gebt's euer ganzes Geld her", habe er im Dialekt geschrien. Die Burschen, 14 und 15 Jahre alt, drückten ihm daraufhin zehn Cent in die Hand. Damit ergriff der Täter die Flucht. 

Unstimmigkeiten bei Zeugenaussagen

Die Burschen erstatteten zunächst keine Anzeige. Erst als die Mutter des 14-Jährigen davon erfuhr, schaltete sie die Polizei ein. Der 14-Jährige durchforstete auf der Suche nach einer Spur die soziale Plattform "Instagram" und entdeckte den Täter auf einem Bild. Oder glaubte ihn entdeckt zu haben. Denn beim Prozess gegen den 18-jährigen Schweißerlehrling gab er an, den Angeklagten auf dem Bild nicht wiederzuerkennen. Er sei sich aber sicher, dass es sich beim Täter um den im Gerichtssaal anwesenden Burschen handelt.  Das gaben auch die beiden 15-jährigen Schüler an. 

In ihren Aussagen verstrickten sich die Opfer aber in Widersprüche. Die Zeitangaben divergierten um sechs Stunden. "Es war bereits dunkel", sagte einer der Burschen, während ein anderer die Tat "gegen Mittag" einordnete.  Auch die Frage, ob der Täter hochdeutsch oder Dialekt gesprochen hat, wurde unterschiedlich beantwortet. Einer der Schüler gab bei der Polizei an, er habe den Täter "zuvor bereits mehrmals in Auwiesen gesehen", vor dem Richter sagte er, er habe den 18-Jährigen "noch nie in seinem Leben gesehen".

Schließlich platzte Richter Walter Eichinger der Kragen. "Dem Angeklagten drohen siebeneinhalb Jahre Häfn, und Sie erzählen hier irgendetwas", sagte er. Die Aussagen könne man "häckseln." 

 

Wasserdichtes Alibi

Die Aussagen der Entlastungszeugen - Familie und Kollegen des Angeklagten - stimmten hingegen untereinander und mit jenen des Beschuldigten im Wesentlichen überein. Demnach sei der vermeintliche Täter bis 16.30 Uhr in der Ausbildung gewesen, bevor er gemeinsam mit einem Freund per Straßenbahn nach Hause fuhr. Das bestätigte auch der Ausbildner. Eine Waffe wurde bei dem Burschen nicht gefunden. Der Angeklagte selbst sagte: "Ich lebe seit über 15 Jahren hier in Österreich und habe meine Zukunft aufgebaut", er würde das nicht für zehn Cent aufs Spiel setzen.

Der Staatsanwalt räumte in seinem Schlussplädoyer ein, dass es zwar Unstimmigkeiten in den Opferaussagen gegeben habe, aber Dinge wie Uhrzeit und Wetter seien den Jugendlichen eben "wurscht" gewesen. Aber alle drei hätten den Angeklagten in der Verhandlung wiedererkannt, betonte er. 

Die Verteidigung ging von einer Verwechslung aus. "Die jungen Burschen stehen unter Druck. Sie waren sich offensichtlich nicht sicher, ob sie überhaupt den richtigen Täter identifiziert haben. Bei der Polizei haben nicht alle den Angeklagten erkannt. Aber jetzt sitzt halt jemand hier und der ist dann der Schuldige", sagte der Verteidiger. 

Das Jugendschöffengericht sah das ähnlich: Der 18-jährige Lehrling wurde rechtskräftig freigesprochen. 

 

 

 

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5  Kommentare
5  Kommentare
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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 18.09.2018 22:07

Wahrscheinlich ist das ein Fall von "ich weiss wo du wohnst"!
Da klingen die Aussagen bei Gericht dann auf einmal ganz anders.
Und auch Richter wohnen mit ihren Familien irgendwo.
Da überlegt man dann schon, was man bei Gericht sagt.
Mag sein, dass ein anderer (Tschetschene) der Täter war, es bleibt auf jeden Fall ein bitterer Nachgeschmack für die Opfer und die Justiz, weil sich die Straftäter einmal mehr als Sieger fühlen können.

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 18.09.2018 17:06

Toll und wie gings dabeidem Angeklagten?

Kriegt der für das Gemurkse eine Entschädigung?

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 18.09.2018 19:20

Das „Gemurkse“ hat in diesem Fall nicht ein wildgewordenen Regionalpolitiker aus blindem Ausländerhass veranstaltet.

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Sommergewitter (1.104 Kommentare)
am 18.09.2018 21:11

Vielleicht aber eine Erziehungsperson, die halt gern einen dialektsprechenden Ausländer überführt haben wollte?

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 18.09.2018 22:09

Reine Spekulation.
Und so bleiben die Rechte der Opfer?
Darüber schreibt hier niemand.
Typisch.

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