Menschen: Die „linke Emanze“ in der VP

07.März 2009

Diese Frau hat Ecken und Kanten und lässt sich nicht in eine Schublade stecken: Die Linzer Universitätsprofessorin Irene Dyk-Ploss (61) gilt seit Jahrzehnten als eine der engagiertesten Sozialwissenschafterinnen und Vorkämpferinnen im Bereich der Frauen- und Sozialpolitik. Mit seinen progressiven Ansichten dürfte das bekennende VP-Mitglied selbst eingefleischte Parteigänger von SP und Grünen noch links überholen. An ihrer Bürotür klebt ein Pickerl mit der Aufschrift „linke Emanze“. Mit Leidenschaft echauffiert sie sich über soziale Ungerechtigkeiten zwischen Mann und Frau, während sie das „Binnen-I“ und die geschlechterneutrale Schreibweise brüsk als „Blödsinn“ ablehnt. Taten für Kinderschutzzentren, bei pro mente oder dem Hilfswerk sind der gebürtigen Goiserin lieber als „Floskeln“.

Den morgigen Weltfrauentag werde sie „mit Wehmut“ begehen, sagt Dyk-Ploss im OÖN-Gespräch. Schließlich wird sie sich mit dem Ende des kommenden Sommersemesters von der Kepler-Uni in den Ruhestand verabschieden. „Durch meine Emeritierung wird der Frauen-Anteil an den ordentlichen Universitätsprofessoren um mehrere Prozentpunkte sinken“, sagt Dyk-Ploss, die nach ihrer Scheidung von Reinhard Dyk, dem ehemaligen Linzer Vize-Bürgermeister, ein zweites Mal geheiratet hat. An den Universitäten ist die viel zitierte „gläserne Decke“, die das Ende für Frauenkarrieren bedeutet, leicht durch Zahlen belegbar: Dyk-Ploss ist aktuell eine von 13 Uni-Professorinnen an der Linzer Uni, denen 101 männliche Kollegen gegenüberstehen. Bei der Zahl der Studienanfänger und Absolventen haben Frauen die Männer aber längst überholt.

Durchsetzungskraft in Männerwelten ist eine Stärke der Forscherin. Und beinahe hätte sie auch eine weitere erobern können: die Politik. Ex-Landeshauptmann Josef Ratzenböck entdeckte das junge Talent, das von 1979 bis 1986 für die VP im Landtag saß. Sie ist aber nicht die brave Parteisoldatin, sondern der Stachel im Fleisch der schwarzen Machthaber.

Im Jahr 1987 wird der ausgewiesenen Fachfrau für Sozialpolitik das Gesundheitsministerium angeboten. „Ich lehnte ab, wollte nicht mit meiner damals 13 Jahre alten Tochter nach Wien gehen“, sagt Dyk-Ploss. Das Nein zum Ministeramt nahm man ihr in der Partei übel.

Welche politische Kraft kann sich derzeit mit gutem Gewissen die Frauen-Kompetenz auf ihre Fahnen heften? „Was Forderungen angeht: die Grünen. Was die Umsetzung betrifft: gar keine Partei“, sagt die Querdenkerin.