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Mauthausen: "Internationalität verbindet" mit 7.000 Besuchern

Von nachrichten.at/apa, 07. Mai 2017, 13:55 Uhr
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Bildergalerie Befreiungsfeier im KZ Mauthausen
Bild: Volker Weihbold

MAUTHAUSEN. Rund 7.000 Menschen aus aller Welt haben am Sonntag in Mauthausen der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers in Oberösterreich vor 72 Jahren gedacht.

 Die Veranstaltung, die europaweit größte ihrer Art, stand unter dem Motto "Internationalität verbindet". Erstmals gestalteten Jugendliche einen Empfang für Überlebende. Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, sagte, man habe das heurige Thema mit Bedacht gewählt. Nationale Perspektiven seien derzeit bestimmend. "Mit der Erhöhung der eigenen Wichtigkeit werden andere Positionen lächerlich gemacht", warnte er. Internationalität werde als Bedrohung nationaler Interessen gesehen. All den Zweiflern an der Idee Europa und Hetzern stellte er die NS-Opfer gegenüber, die internationale Solidarität "bewiesen haben in einer Situation, die wir nicht in der Lage sind uns vorzustellen".

"Wir wollen nach erlangter eigener Freiheit und nach Erkämpfung der Freiheit unserer Nationen die internationale Solidarität des Lagers in unserem Gedächtnis bewahren und daraus unsere Lehren ziehen", verkündeten die Überlebenden des KZ Mauthausen in ihrem Schwur am 16. Mai 1945. "Wir sind dem Mauthausen-Schwur verpflichtet", sagte Mernyi. Es gebe keine Problemstellungen und keine Herausforderungen, die ausschließlich auf nationaler Basis zu lösen wären. Jeder Art von "Nationalismus eine Absage zu erteilen und die Internationalität als obersten Leitgedanken zu verankern, das sind wir den Zehntausenden Opfern schuldig".

Video: 

90.000 Todesopfer

Insgesamt waren in Mauthausen und seinen Nebenlagern rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert, mindestens 90.000 davon starben. Aba Lewit, ein Überlebender, der sich Fragen der Journalisten stellte, gab der Jugend als Rat mit, zwischen den Zeilen zu lesen, "nicht reinfallen auf Lockungen". "Es ist komischerweise immer das Gleiche, die Menschen lernen nicht", sie würden Versprechungen glauben, dabei sei ein Populist nur ein besserer Faschist.

Das offizielle Österreich war durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Bundeskanzler Christian Kern (beide SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Innenminister Wolfgang Sobotka, Justizminister Wolfgang Brandstetter (alle ÖVP), Bildungsministerin Sonja Hammerschmid, Sozialminister Alois Stöger und Staatssekretärin Muna Duzdar (alle SPÖ) vertreten. Für das Land Oberösterreich kamen LH Thomas Stelzer (ÖVP), die Landesräte Birgit Gerstorfer (SPÖ) und Rudi Anschober (Grüne), Landtagspräsident Viktor Sigl und die dritte Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer.

Die nächste Generation

Wie schon im Vorjahr zogen die Delegationen der verschiedenen Opferverbände gemeinsam vom Appellplatz des Lagers aus. Anschließend richtete die Gedenkstätte gemeinsam mit Jugendlichen einen Empfang zum Thema "Wir sind die nächste Generation" zu Ehren aller Überlebenden aus. Daran nahmen auch der Bundespräsident und Vertreter der Regierung teil. "Es ist uns wichtig, dass Jugendliche verstehen, was hier passiert ist und was den Ort heute ausmacht", sagte Barbara Glück, die Leiterin der Gedenkstätte. Die 16- bis 17-Jährigen übermittelten ihre persönliche Antwort auf die Frage "Was hat das mit mir zu tun".

Van der Bellen: Nationalismus löst kein Problem

Die Spitzen der Republik haben am Sonntag anlässlich des Gedenkens an die Befreiung der Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen im Mai 1945 dem Nationalismus eine Absage erteilt und Werte wie Solidarität und Toleranz eingemahnt. "Wir müssen gemeinsam an einer Welt arbeiten, in der Menschenrechte, Freiheit und Respekt gewährleistet sind", meinte Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

"Mit Nationalismus, mit der Verletzung der Würde des Menschen, mit der Ablehnung gegenüber allem Fremden löst man kein einziges Problem. Man schafft neue", erklärte Van der Bellen in einer Aussendung des Mauthausen Komitees.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) betonte in der Aussendung, "das Gedenken ist uns Verpflichtung und Auftrag". Nationalismus, Chauvinismus und Rassismus, "die auch heute wieder ihre hässlichen Fratzen zeigen, müssen wir mit unseren stärksten Waffen entgegentreten", meinte Kern: "Der Solidarität, der Toleranz und der Zivilcourage, diese Werte stolz zu leben."

"Der Holocaust hat nicht in den Konzentrationslagern begonnen, sondern in der Mitte der Gesellschaft", mahnte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ). "Deshalb müssen wir dort die Widerstandskräfte stärken und für Hoffnung und Zuversicht sorgen, damit so etwas nie wieder passiert."

"Das Gedenken in Mauthausen ermahnt uns alljährlich an unsere Verantwortung, alles dafür zu tun, damit sich das dunkelste Kapitel unserer Geschichte nicht wiederholt", erklärte auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in einer Aussendung. "'Niemals wieder' muss unsere gemeinsame Devise sein." Man müsse wachsam bleiben und dafür brauche man auch eine aktive Erinnerungskultur.

"Österreich soll Erhaltung des Nebenlagers des KZs Mauthausen behindern"

Just am Tag vor der Gedenkfeier kritisierte die polnische Vize-Kulturministerin Magdalena Gawin laut der polnischen Nachrichtenagentur PAP, dass Österreich die Bemühungen Polens und der Einwohner von Gusen behindere, die Reste des ehemaligen Nebenlagers des Konzentrationslagers Mauthausen zu erhalten. Die Erinnerungsarbeit stoße auf einen "Mangel an gutem Willen seitens der österreichischen Behörden".

Nach polnischen Angaben wurden in Gusen zwischen 27.000 und 35.000 Polen ermordet. Polen setzt sich in Zusammenarbeit mit der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung für den Bau eines europäischen Bildungszentrums auf dem Gelände ein, um dort Konferenzen und Jugend-Begegnungen abzuhalten. Die österreichischen Behörden würden sich hingegen "seit Jahrzehnten" darauf berufen, dass das frühere Lager im privaten Eigentum stehe. "Wir haben diese These überprüft. Wir haben den Eigentümer kontaktiert, der sich sogleich bereit erklärt hat, das Grundstück zu verkaufen", sagte Gawin.

Das Innenministerium wies die Kritik aus Polen am Sonntag scharf zurück: Man sei über Gawins Aussagen "einigermaßen verwundert", zumal "seit längerem" Gespräche unter Einbeziehung Polens dazu liefen und die Kritik gerade zum Gedenktag erfolge, sagte Ministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck der APA. Es handle sich um "einseitige mediale Anwürfe wider besseren Wissens". Der Zeitpunkt der Kritik widerspreche dem "Geist der Gemeinsamkeit im Gedenken".

 

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