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Luchsjunges tappte in eine "Fotofalle" im Nationalpark

Von Hannes Fehringer   06.November 2018

Ein Jägerehepaar aus Linz wurde wegen der Wilderei von zwei Luchsen rechtskräftig am Landesgericht Steyr verurteilt, zwei weitere Raubkatzen, "Freia" und "Cora", sind seit zwei Jahren in der Wildnis des Nationalparks Kalkalpen trotz Peilsendern um die Hälse verschollen und wahrscheinlich auch illegal abgeschossen worden. Das vom Nationalpark im Einklang mit dem Jagdverband betriebene Wiederansiedelungsprojekt der Raubkatzen mit den Pinselohren schien nach diesen Ausfällen für immer gescheitert. Bis sich am 10. Oktober ein Lichtschimmer auftat.

Ein Autofahrer hatte schon im August bei Oberlaussa (Gemeinde Weyer) eine Luchsin mit einem Jungen die Landesstraße auf dem Hengstpass überqueren gesehen und seine Sichtung den Nationalparkrangern gemeldet. Wildexperte Christian Fuxjäger montierte daraufhin in dem Gebiet weitere "Fotofallen" – Kameras, die mit einem Bewegungsmelder auslösen – bei Lichtungen und im Wald. Meistens befinden sich auf dem Computerchip Fotos von Rehen, Dachsen und Füchsen, die im Dunkeln geblitzt werden. Am 10. Oktober hielten die Kameras aber dann den Beweis fest, dass es nach vier Jahren endlich wieder Nachwuchs bei den Luchsen gibt. "Zuerst wurde das Muttertier geblitzt", sagt Fuxjäger, "eine Sekunde später löste das Junge dahinter die Videokamera aus." Die Fellzeichnung und die Zeitverzögerung schließen aus, dass es sich um ein und dasselbe Tier handelt.

Das Junge ist schon fast ausgewachsen, "es ist daher schon Mai, Juni zur Welt gekommen", sagt Fuxjäger, "das ist die übliche Wurfzeit bei den Luchsen." Auch dass er auf dem Foto als Muttertier die Luchsin "Luzi" erkannt hat, stimmt den Projektleiter optimistisch: "Der Nachwuchs stammt damit aus einer genetischen Linie, die eine Blutauffrischung bedeutet", sagt Fuxjäger.

Glücklich über den Nachwuchs bei den Luchsen ist auch Nationalparkdirektor Volkhard Maier: "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Chance, dass unser Luchseprojekt gelingt, lebt damit wieder, und es ist schön, dass sich die Tierart in der Wildnis wieder selber reproduziert."

Derzeit zählen die Ranger im Gebiet des Nationalparks Kalkalpen sechs Luchse, drei Kuder, wie die Männchen genannt werden, und drei Katzen. Das Wiederansiedelungsprojekt der Raubkatzen, die einst in den Wäldern heimisch waren, ist zwischen Wildbiologen, Naturschützern und Jägern abgesprochen, die in der Steuerungsgruppe "Luka" an einem Tisch sitzen. Die illegalen Abschüsse der Raubkatzen hat auch der OÖ. Landesjagdverband als nicht zu tolerierende Wilderei stets scharf verurteilt.

Dass weitere Luchse zur Bestandsstützung in freier Wildbahn in der Schweiz eingefangen und im Nationalpark freigelassen werden, ist laut Nationalparkdirektor Maier derzeit nicht vorgesehen: "Wir freuen uns, dass es die Natur beim Nachwuchs aus eigener Kraft schafft."

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