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Linzer Mord nach 20 Jahren geklärt - Verdächtiger in Slowenien festgenommen

Von Gerhard Lukesch, Manuela Kaltenreiner und Robert Stammler, 27. Dezember 2012, 10:55 Uhr
„Heute hab’ ich Monika erzählt, dass sie ihn haben“
Franz Simmer besucht seit 20 Jahren jeden Sonntag das Grab seiner Tochter am Friedhof in Bad Goisern.

LINZ. Endgültig in Haft ist ein 44-jähriger Kroate wegen des Verdachtes des Mordes an der Linzer Kellnerin Monika Simmer (19) am 10. März 1992 im Linzer Spiellokal „Casino Treff“: Der Mann wurde jetzt in Slowenien aufgrund eines internationalen Haftbefehles festgenommen.

„Wir können noch nicht abschätzen, wann der Verdächtige nach Linz überstellt wird“, sagt Philip Christl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Linz. Staatsanwaltschaft und Polizei sind bereits extrem gespannt, wie sich der Mann, der zur Tatzeit 24 Jahre alt war, verantworten wird.

20 Jahre lang war er für die Ermittler der Linzer Polizei, die nie aufgaben, ein Phantom. Bereits im März 2012 hatten die OÖNachrichten exklusiv über eine neue heiße Spur in dem Fall berichtet. Anfang des Jahres hatte alles mit einem Fingerabdruck begonnen: Diese Spur, die von französischen Behörden in eine internationale Datenbank eingespeist worden war, ergab im Fall Monika Simmer einen Zufallstreffer, im Fachjargon „Cold Hit“ genannt.

Optimale Ermittlungsarbeit

Damit hatten die Ermittler eine neue Chance: Sie verfügten bis zu diesem Zeitpunkt zwar über eine gesicherte DNA-Spur des Täters und Fingerabdrücke, doch diese konnten niemandem zugeordnet werden. Mit dem Fingerabdruck war es möglich, Davor B. auszuforschen und seine DNA mit jener vom Tatort zu vergleichen. Die Analyse ergab einen hundertprozentigen Treffer.

Dass der „Cold Hit“, der zum Ziel geführt hatte, möglich wurde, ist der optimalen Spurensicherungsarbeit der Ermittler der Bundespolizeidirektion Linz zu verdanken: Im Jahr 1992 waren Beamte dieser Behörde noch für den Fall zuständig. Die technischen Möglichkeiten waren aber noch nicht so weit, feinste DNA-Spuren auszuwerten. Im Jahr 2009 gelang es, auf der (glücklicherweise noch vorhandenen) Kleidung des Opfers das genaue DNA-Profil des Verdächtigen zu ermitteln und damit die 1994 erstmals ausgewertete DNA-Spur zu komplettieren. Die Kleidung des Opfers war deshalb noch vorhanden, weil sie die Linzer Kriminaltechnikerin Friederike Blümelhuber 15 Jahre lang sorgfältig aufbewahrt hatte.

Kroate verlor bei Unfall Bein

Der Fall Monika Simmer hätte beinahe nicht mehr geklärt werden können: Davor B. war Jahre nach seinem Aufenthalt in Linz und Oberösterreich in einen schweren Autounfall verwickelt, ihm musste auch ein Bein amputiert werden. „Er hätte dabei sterben können, dann hätten wir die DNA nie gehabt“, sagen Ermittler.

Jetzt kann auch der 76-jährige Vater von Monika Simmer, Franz Simmer endlich Ruhe finden: „Ich war all die Jahre so zornig, dass der noch immer frei herumläuft und uns auslacht“, sagte Franz Simmer, unmittelbar nachdem der Verdächtige durch die DNA festgestanden war.

 

Slowenien muss binnen 30 Tagen über Auslieferung entscheiden

Dass die Polizei den wegen Mordverdachtes an der Linzer Kellnerin Monika Simmer gesuchten Kroaten Davor B. (44) nahe der slowenischen Stadt Ptuj (im Deutschen Pettau) festnehmen konnte, ist jahrelanger kriminalistischer Kleinarbeit, aber auch dem Zufall zu verdanken. Denn der Mann geriet ebendort in eine Personenkontrolle und konnte mithilfe des computergesteuerten „Schengener Informationssystems“ (SIS) als dringend Tatverdächtiger identifiziert werden. Wäre Davor B. nicht nach Slowenien gereist, sondern in seiner Heimat geblieben, wäre er vermutlich nicht festgenommen.

„Kroatien liefert grundsätzlich keine eigenen Staatsbürger an ausländische Staaten aus“, sagt der Linzer Staatsanwalt Philip Christl. Der Verdächtige sei bereits ins Gefängnis des Bezirksgerichts der Stadt Ptuj eingeliefert worden. Das slowenische Gericht habe nun 30 Tage Zeit, über den Auslieferungsantrag der Staatsanwaltschaft Linz zu entscheiden, sagt Christl. Die Linzer Anklagebehörde hatte den EU-weiten Haftbefehl heuer im Mai erwirkt. „Bei der Frage, ob ausgeliefert wird, spielen vor allem formale Kriterien eine Rolle“, sagt der Jurist. Die Prüfung könne zum Beispiel den Gesundheitszustand und die Haftfähigkeit des Verdächtigen betreffen. Genehmigt das slowenische Gericht die Auslieferung, könne der Verdächtige Rechtsmittel gegen diese Entscheidung beantragen, die die Überstellung nach Österreich vorerst aufschieben.

„Über das Rechtsmittel muss die slowenische Justiz aber neuerlich innerhalb von 30 Tagen entscheiden.“ Sei der Verdächtige in Österreich, werde die Staatsanwaltschaft die Verhängung der Untersuchungshaft wegen Mordverdachtes beantragen. Die Regeln für den europäischen Haftbefehl wurden in Österreich in den Jahren 2004 und 2005 eingeführt.

 

Chronologie:

1992:  Am 10. März 1992 wird Monika Simmer (19) im Lokal „Casino-Treff“ in Linz erstochen. Die Polizei findet mehrere Fingerabdrücke im Lokal, darunter auch einen blutigen Fingerabdruck des Täters in der Handtasche des Opfers. Diese Fingerabdruckspur kann zunächst niemandem zugeordnet werden.

1994: In der Rechtsmedizin München wird eine erste Grob-DNA des Täters aus der Blutspur in der Handtasche des Opfers ermittelt.

2009: Die Kriminalisten geben nicht auf und können durch neue Untersuchungsmethoden der Gerichtsmedizin die genaue DNA-Spur des Tatverdächtigen ermitteln.

2011: In Marseille (Frankreich) werden zufällig Fingerabdrücke des Tatverdächtigen von Linz nach einer Straftat sichergestellt.

2012: Anfang Mai ist klar: Die Fingerspur und die DNA des Mannes sind im Fall Simmer identisch. Es gibt sofort einen Haftbefehl gegen den Kroaten. Die OÖNachrichten berichten am 5. Mai exklusiv.

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