Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Linzer Kanonen für den Krieg: „Macht es unter der Tuchent“

06. November 2010, 00:04 Uhr
Linzer Kanonen für den Krieg „Macht es unter der Tuchent“
23. 12. 1990 Noricum-Prozess am Landesgericht Linz Bild: OÖN

LINZ. Vor 25 Jahren flog der Noricum-Skandal – illegale Kanonenlieferungen der voest an die Kriegsparteien Iran und Irak – auf. Zeitzeugen und Beteiligte des damaligen Strafprozesses wagten einen Blick in die Vergangenheit.

Der Schwurgerichtssaal im Gebäude des Linzer Landesgerichts war vorgestern Abend genauso bis auf den letzten Platz gefüllt wie vor 20 Jahren, als der Noricum-Prozess ebendort über die Bühne ging. Der Verein SOS Menschenrechte und die Volkshochschule Linz hatten zu einer Diskussionsrunde unter dem Motto „Rekonstruktion eines Politskandals – Ein Vergleich mit heute“ geladen.

Überraschend wagte sich noch ein gar nicht geladener Gast aufs Podium: der damals angeklagte Waffenhändler Peter Unterweger lieferte sehr direkte Einblicke in die damaligen Geschehnisse. „Auch wenn der Strafakt damals 300.000 Seiten hatte, die Sache war simpel“, sagte Unterweger. Die voest habe 1982 eine Lizenz zur Waffenproduktion gekauft. „Dann kam die Entscheidung, in der Steiermark statt Straßenwalzen Kanonenrohre zu produzieren.“

Die Deals mit den Kriegsparteien Iran und Irak wurden indirekt abgewickelt: über Libyen und Jordanien. „Ich war damals in der Villa von Bruno Kreisky“, erzählte Unterweger. „Er sagte: Macht es über ein Drittland, macht es unter der Tuchent.“

„Wir haben nur Geschäfte gemacht“, verteidigte sich Unterweger. Das wollte Grünen-Mandatar Peter Pilz – er war im Noricum-Untersuchungsausschuss aktiv – so nicht stehen lassen: „Es waren kriminelle Geschäfte, und das muss Ihnen bewusst gewesen sein.“

„Für mich war es skurril, dass sich ein Staat eine Waffenproduktion hält und sich dann verbietet, diese zu verkaufen“, erinnerte sich der stellvertretende OÖN-Chefredakteur Dietmar Mascher. Er war damals Gerichtsreporter.

„Kollektiver Alzheimer“

„Wir Betriebsräte haben das alles abgelehnt, aber es ging auch um Solidarität mit den Kollegen in der Steiermark. Das waren ihre Arbeitsplätze“, blickte der frühere voest-Zentralbetriebsratschef Franz Ruhaltinger zurück. Damals war die verstaatlichte Industrie in der Krise, die Stahlbranche kämpfte mit sinkenden Preisen. Wie viel wusste die Belegschaftsvertretung von den Machenschaften des Managements? „Offiziell ist nicht informiert worden.“

„Da ist kollektiver Alzheimer ausgebrochen. Alle wussten, was in Linz, Liezen und Hirtenberg passierte“, konterte Unterweger. „Ich habe mich auf diesen Großprozess ein Jahr lang vorbereitet, das war mein berufliches Highlight“, sagte der pensionierte Richter Karl Makovksy. (staro)

mehr aus Oberösterreich

Oberösterreichs Lebensmittelaufsicht: "2023 war das Jahr der Kakerlaken"

Neue Masernfälle in Oberösterreich

140 Stellungnahmen zu strengerem Hundehaltegesetz in Oberösterreich

Eine tote Person bei Kellerbrand in Enns

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

4  Kommentare
4  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
mitreden (28.669 Kommentare)
am 06.11.2010 19:07

eine ahnung. er saß nur im vorstand und kassierte.

lädt ...
melden
antworten
eulenauge (19.448 Kommentare)
am 06.11.2010 19:46

Na sowas! Und ich dachte immer, er sei in seiner Funktion als ZBRO als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat gesessen.

lädt ...
melden
antworten
boris (1.939 Kommentare)
am 06.11.2010 20:02

Ja das ist korrekt er war im Aufsichtsrat.
Aber daß er als ZBRO und AR keine Ahnung gehabt hat, wie er es darstellte und er natürlich dagegen gewesen wäre, weil er ja als Junge den Krieg erlebt habe und natürlich das viele Leid hätte verhindern wollen, das durch Kanonen angerichtet wird, wenn er das nur gewußt hätte, daß nimmt ihm wohl nicht mal ein dreijähriges Kind ab. Er hätte ja nur einmal nach Liezen zu fahren brauchen mit seinem Dienstwagen mit Chauffeur oder den dortigen BR-Kollegen fragen brauchen (Anruf hätte genügt) und er wäre informiert gewesen. Und wenn er tatsächlich keine Ahnung hatte (wie er es selber darstellte) so fragt man sich, mit welcher Berechtigung er ZBRO und Abgeordneter war? Das ganz gleiche Verhalten der Genossen (im Aufsichtsrat) war im Falle BAWAG zu beobachten. Sie haben von nichts gewußt und auch dem Elstner "nichts" dreingeredet.

lädt ...
melden
antworten
boris (1.939 Kommentare)
am 06.11.2010 19:48

So einen jämmerlich und peinlichen Auftritt wie den von Ruhaltinger hätte ich mir nie vorstellen können (ich war bei der Veranstaltung). Seine einzige Aussage, bei der aber vom Vorsitzenden nicht nachgehakt wurde, war -wie er sagte- "die Kleinen sperrt man ein, die Großen läßt man laufen" wen er denn meine, daß die Großen waren (Kreisky oder auch er selber..?), die damals die VOEST ja erst dazu brachten, in solch "lukrative" Geschäfte wie den Waffenhandel und die Ölspekulation zu "gehen", indem Kreisy Apfalter verbot, den aufgeblähten Personalstand zu reduzieren. Und die (unausgesprochene) Parallelität zur BAWAG war, daß auch hier die Gewerkschaftsbonzen es ihr verunmöglichte, mit normalen Geschäften über die Runden zu kommen, indem sie verlangten, kein Personal zu reduzieren, den Genossen gute Spar- und niedrige Kreditzinsen zu gewähren (aber sonst eh nix). Ein Unternehmer geht eben erst dann ins Casino, wenn er mit dem Rücken zu Wand steht und meint, sich damit "sanieren" zu können.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen