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"Linz zu einem Zentrum der modernen Pathologie machen"

Von Ulrike Griessl   25.November 2015

"Für mich ist die Pathologie der interessanteste Fachbereich der Medizin überhaupt", sagt Primar Farid Moinfar. Der Arzt leitet seit 18 Monaten das Institut für Klinische Pathologie bei den Barmherzigen Schwestern in Linz und plant, dieses in den kommenden Jahren zu einem international renommierten Zentrum moderner Pathologie auszubauen. Erst kürzlich trafen Fachärzte aus der ganzen Welt auf Einladung Moinfars in Linz zusammen.

Derartige Kongresse veranstalten zu können, ist dem begeisterten Pathologen eine besondere Freude. "Denn dabei bietet sich die Gelegenheit für die Besten dieses Fachs, gemeinsam an schwierigen Fällen zu arbeiten und Lösungen zu finden, die unter Umständen Leben retten können", erläutert Moinfar mit leuchtenden Augen.

Kinderarzt oder Pathologe?

Zweifel an seiner Berufswahl hatte der gebürtige Iraner nie wirklich. "Ich habe nur während meines Studiums kurz überlegt, ob ich lieber Kinderarzt, Dermatologe oder Pathologe werden sollte, aber nach einem Praktikum wusste ich genau, dass die Pathologie das richtige Fach für mich war", erzählt der 53-Jährige. Und bis heute bereue er diese Entscheidung nicht: "Ich bin einfach Pathologe aus Leidenschaft, käme ich noch einmal zur Welt, würde ich wieder denselben Beruf ergreifen."

Moinfar liebt die Abwechslung in seiner Arbeit, bei der er seinen Forschergeist ausleben und zudem immer wieder Menschenleben retten kann. "Die Arbeit eines Pathologen ist extrem verantwortungsvoll, denn von seiner Diagnose hängt ab, welche Therapie für den Patienten die richtige ist. Besonders bei Schnellschnittuntersuchungen von Gewebeproben während einer Operation sind Exaktheit und Entscheidungsfreude gefragt", sagt der Primar. Aber genau diese Herausforderung begeistere ihn.

Nur eine Sache stört Moinfar, wenn es um seinen Beruf geht: "Leider glauben noch immer viele, Pathologen seien Eigenbrötler, die in dunklen Räumen Leichen sezieren und mit Lebenden wenig anzufangen wissen." Dieses falsche Berufsbild rühre von schlechten amerikanischen Kriminalserien her. Dabei habe der Beruf heute mit Leichenbeschau wenig zu tun. "Obduktionen machen fünf Prozent unserer Arbeit aus", stellt Moinfar klar. Der Hauptteil der Arbeit bestehe aus mikroskopischen Untersuchungen von Gewebeproben. "Zum Beispiel eruieren wir den Aufbau und die Eigenschaften von Tumoren, um den behandelnden Ärzten wichtige Informationen für weitere Therapien zu geben", erläutert der Pathologe.

Dass er die Patienten, für die er Diagnosen stellt, so gut wie nie persönlich kennenlernt, betrachtet der Pathologe ambivalent: "Einerseits ist es schade, andererseits kann ich dadurch Fälle aus der Distanz sachlich und professionell beurteilen." Denn die Tatsache, dass man sich täglich mit der Analyse von Gewebeproben beschäftigt, die für Patienten unter Umständen lebensbedrohliche Diagnosen bringen könnte, lasse ihn nicht kalt. "Natürlich setzt man sich dadurch mit Krankheit und Tod intensiver auseinander als vielleicht andere Menschen", sagt Moinfar. Er habe großen Respekt vor dem Tod und versuche deshalb, möglichst gesund zu leben: "Ich ernähre mich bewusst, sportle so oft es geht und lege Wert auf gute Beziehungen in der Familie, aber auch im Beruf."

 

Karriere und Beruf

Farid Moinfar (53) ist gebürtiger Iraner. Er studierte in Wien und Graz Medizin. Nach seiner Ausbildung zum Facharzt für Pathologie in Graz ging Moinfar für einen dreijährigen Forschungsaufenthalt nach Washington DC. Zurück in Österreich, habilitierte er sich im Fach Pathologie. Seit Mai 2014 leitet Moinfar das Institut für klinische Pathologie und Prosektur der Barmherzigen Schwestern in Linz. Zuvor leitete er unter anderem die Einheit für Mammapathologie im LKH Graz.

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