Landflucht – und kein Ende: Statistiker rechnen mit weiterer Abwanderung
WIEN/LINZ. Die Städte sind die Nutznießer des Wachstums. Vor allem abgelegenen Gemeinden kommen immer mehr Bewohner abhanden. Manchen Gemeinden gelingt die Trendumkehr.
Die Einwohnerzahl in Österreich nähert sich der Neun-Millionen-Marke. Laut den gestern veröffentlichten Bevölkerungsprognosen der Statistik Austria werden im Jahr 2022 neun Millionen Menschen in Österreich leben. Die Statistiker haben errechnet, dass bis zum Jahr 2080 die Gesamtbevölkerung in Österreich um rund 13 Prozent auf zehn Millionen Einwohner ansteigen wird. Dieses Wachstum ist jedoch bei weitem nicht gleichmäßig verteilt. Wien (+20,8 Prozent) und die umliegenden Bundesländer Niederösterreich (+20,3 Prozent) und das Burgenland (+17,8 Prozent) verzeichnen ein deutlich stärkeres Wachstum als die restlichen Bundesländer.
Die Einwohnerzahl in Oberösterreich wird bis zum Jahr 2080 um 10,6 Prozent auf rund 1,63 Millionen anwachsen. Das gilt aber nicht für das ganze Land. Während die Bevölkerungszahl in den Ballungsräumen ansteigen wird, werden vor allem abgelegene Gemeinden weiterhin um jeden Bürger kämpfen müssen, wenn sie nicht schrumpfen möchten. Fehlende Jobs, mangelnde Infrastruktur, kaum Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen: Viele Gemeinden in Oberösterreich kämpfen mit der Landflucht. Die Rechercheplattform Addendum hat erhoben, welche Orte in den vergangenen Jahren besonders betroffen waren.
Die Gemeinde Schwarzenberg am Böhmerwald im nördlichen Mühlviertel in unmittelbarer Nähe zur tschechischen Grenze ist ein Beispiel. Seit 2003 ist die Einwohnerzahl von 699 auf aktuell 566 zurückgegangen (–19 Prozent). Keine andere Gemeinde in Oberösterreich hat einen größeren Anteil ihrer Bewohner eingebüßt. Bürgermeister Michael Leitner (VP) sieht einen Grund für den Rückgang in der Raumordnung: "Es gibt viele, die bei uns bauen möchten. Neue Baugründe zu widmen, ist aber schwierig." – Hier weiterlesen.
Auch die Tourismusgemeinde Hallstatt hat mit Rückgängen zu kämpfen. Seit 1971 hat die Gemeinde 41 Prozent ihrer Bevölkerung verloren. Bürgermeister Alexander Scheutz (SP) bleibt dennoch optimistisch: "Was die Statistik verschweigt, ist die Tatsache, dass inzwischen wieder mehr junge Leute in Hallstatt leben", sagt er mit Verweis auf das Internat der HTL, in dem rund 225 Schüler leben, die jedoch nicht in der Statistik auftauchen würden – Hier lesen Sie mehr.
Eschenau im Norden von Grieskirchen ist eine der wenigen Gemeinden, in denen die Trendumkehr offenbar geglückt ist. Acht Prozent ihrer Bewohner hat sie in den vergangenen 15 Jahren verloren. "Von Jänner 2017 bis Jänner 2018 haben wir ein Bevölkerungsplus von 33 Einwohnern gehabt. Wir arbeiten am ständigen Ausbau unserer Infrastruktur", sagt Bürgermeister Hannes Humer (VP) – Mehr dazu hier. (hip)
Aus den Regionen:
Innviertel: Drei von zehn der am stärksten vom Bevölkerungsrückgang betroffenen Gemeinden in Oberösterreich liegen im Bezirk Schärding – Zum Bericht
Mühlviertel: Schwarzenberg im Böhmerwald hat seit dem Jahr 2003 19 Prozent seiner Einwohner verloren, in Liebenau waren es zwölf Prozent – Hier lesen Sie mehr
Salzkammergut: Hallstatt nimmt bei der Landflucht den Spitzenplatz ein. 1971 lebten noch 1310 Menschen im Ort, heute sind es 778 – Hier weiter lesen.
Kirchdorf, Steyr: In den Ennstaler Abwanderungsgemeinden und im Bezirk Kirchdorf gelang die Schubumkehr – Zum Bericht
Grieskirchen: Eschenau hat acht Prozent der Einwohner verloren, im Vorjahr gab es aber ein Plus von 33 – Hier weiter lesen
Kommt glaube ich daher, dass Neuzugänge in Österreich NUR in den Ballungsräumen zuziehen.
Kein/altes Auto = vor der Firma wohnen = auch billigste, überaltete Wohngebiete.
Der Ur-Österreicher, also zugewandert bis kurz nach Ungarnkrise*, an sich stirbt ja aus, so um 1% pro Jahr.
*Allgemeiner Punkt von dem weg von der Statistik von "mit Migrationshintergrund" gesprochen wird.
Gemeinden die wirklich zulegen sind allermeist dem Speckgürtel von Ballungsräumen zuzurechnen.
Ausgenommen kleine Ballungsräume die es schaffen Gewerbegebiete auszubauen und dadurch Ausländer anzusiedeln.
Rüstdorf verlor Einwohner und Desselbrunn wuchs. Somit lag es am BGM dass die beiden Schwarzen Gemeinden so unterschiedliche Ergebnisse einfuhren
Da wird die Landflucht beklagt, aber weder Ideen dagegen aufgezeigt noch deren gute Seiten. Zersiedelung, Pendlerstaus und leblose Schlafdörfer ohne Infrastruktur sind nämlich keine tragbare Zukunftsperspektive.
Völlig verzerrte Berichterstattung! Der Artikel prangert eine vermeintliche Landflucht an. Weiter unten steht im Kleingedruckten "818 Gemeinden - mehr als jede dritte - haben seit 2003 Einwohner verloren.". Daraus folgt, dass zwei Drittel der Gemeinden konstant bleiben oder wachsen- mit all den negativen Folgen: Täglich werden in Österreich 16 ha Grünland vernichtet, Zersiedelung, Zuwanderung, Zunahme des Verkehrs, Abgase, Staus, Straßen satt Grünland, … . Der Artikel ist unausgewogen und trägt dadurch zur Verschlechterung der Situation bei.
D`Accord !
Das Foto beweist nur, dass die Klischees vom Landleben auch vor den Redaktionen nicht halt machen. Die Landsleute in Österreich tragen alle Dirndl und Lederhosen, wie man es sich in der Piefkesaga vorstellt.
Wenn soviel Landflucht besteht, wieso wird dann bei uns im Dorf ein Haus nach dem anderen gebaut? Und wieso findet man hier schwer leere Wohnungen? Ich finde hier wird einfach zusehr dramatisiert.
Und wenn man der Meinung ist das zu viele vom Land verschwinden (wo auch immer) bauts halt die Infrastruktur aus. holt euch kleine Firmen (Startups z.B.) ins Dorf/Gemeinde.
Ja klar. Weil gerade typische Startup-ITler sich nichts grandioseres vorstellen können, am Land ohne jegliche Infrastruktur (technisch und sozial) zu versumpfen.
Das ist ja gerade das Problem, dass die Leute von der Stadt glauben, dass es am Land nichts gibt. Tatsache ist meist eine andere.
Was gibts denn? Vor allem für diese Zielgruppe?
Günstige Mitarbeiter gibt es zum Beispiel, die das tägliche Pendeln in die Stadt sparen wollen.
Günstige Mitarbeiter?!
Genau das ist ein GRUND für die Landflucht, in der Stadt ist ein 1000er im Monat mehr drinnen. weils am Land heißt "da sparst dir ja das Pendeln"
20km sind für mich auch kein Pendeln.
Wird in unserem überbesiedeltem Miniland nur sooo weit empfunden.
Ich hab mein haus. Job in Linz. Fahre mit meiner Frau gemeinsam zur Arbeit und zurück. Internet haben wir eine 300mbit Leitung für wenig geld. Das einzige woran es uns mangelt sind Nachbarn. Dafür kennt sich hier jeder und jeder hilft den anderen. Ich finde am Land geht's einem besser als in der Stadt.
Mitleid.
Die neuen Häuser gehören fast alle der örtlichen Raiba und die Bewohner der Häuser MÜSSEN 2 Autos haben = erhebliche Zusatzkosten.
Dafür müssen sich die stolzen Haubesitzer überlegen ob sich beim Wirt noch ein Paar Frankfurter ausgehen.
Super Perspektive !
Landflucht hat klare und kaum aufhaltbare Ursachen, aber bitte nicht mit dem fehlenden schnellen Internet argumentieren.
Wo ist das Problem ?
Letztlich kostet uns die Zersiedelung in den Landgemeinden ein Vermögen, Stromversorgung, Internet, Wasserversorgung, Wasserentsorgung, Winterdienst, Müllentsorgung etc. wegen einzelner Häuser, das berappen alles die Steuerzahler.
Landflucht ist langfristig ein SEGEN für das Land !!
Welche Landgemeinden?
Was wir in unserem Ministaat unter abgelegen verstehen, ist in der BRD ein normaler Vorort... so wie ich 20km Fahrstrecke auch nicht als Pendel sehe.
Das entspricht grade mal vom Pöstlingberg runter nach Linz-Süd...
Immerhin weiss man bei den dünn besiedelten Gemeinden um ihre Wasser-Reserven.
Bei den zunehmend versiegelten Gemeinden wird wohl langfristig ein Mangel an Lebenssaft entstehen, wenn die ihr Hirn nur zum Konsum benützen.
Die Ölquellen kannst auch nicht beliebig ausquetschen, wenn Angebot u. Nachfrage nicht kompatibel sind ...
Das mit dem Wasser ist so eine Sache, während man am Land nahezu überall Ortswasserleitungen hat und die Gemeinedbürger zur Kasse gebeten werden und das nicht zu knapp, weil ja das Wasser nicht nur vom Berg rinnt, sondern womöglich auch verschmutzt sein könnte, wird das auch noch mit entsprechenden Entkeimungsanlagen behandelt. Im Vorstädtischen Bereich gräbt einfach ein jeder ein Loch und trinkt daraus das überschüssige Wasser aus den Bergen ohne Entkeimung und vor allem Gratis! Kommt man nun auf die Idee und möchte Wasser in den Bergen abfüllen, haben sie entsprechenden Widerstand von jenen die das Wasser aus dem Loch trinken!
Flucht vor fpoe Politikern hcs et al. S. T.