Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Kunstvolle Steine ehren die Toten

Von Von Alexander Ritzinger, 31. Oktober 2009, 00:04 Uhr
Kunstvolle Steine ehren die Toten
Bild: Weihbold

Langsam, aber sicher entwickelt sich eine neue Grabmalkultur auf unseren Friedhöfen. Der Trend geht weg von überdimensionalen Namenschildern hin zu individuellen Grabzeichen.

Diese Entwicklung ist letztlich auch eine Bestätigung für das Engagement von Norbert Kienesberger. Der 41-jährige Schlüßlberger Steinmetz ist Landesinnungsmeister seiner Branche und seit Jahren eifrig darum bemüht, den Wert der höchstpersönlichen Note eines Grabmales zu betonen. Dieser Zugang sollte genau genommen selbstverständlich sein, ist es aber nicht. Denn noch immer werden reichlich industriell angefertigte Gräber aus asiatischer Produktion in Oberösterreich aufgestellt.

Im Gegensatz dazu fördert Kienesberger die Kunstfertigkeit der oberösterreichischen Steinmetze, im Sommer war er Initiator und Mitglied einer Jury, die bei der Schallerbacher Landesgartenschau „Botanica“ den Österreichischen Grabmalpreis vergab. Den Sieg holte sich ein heimischer Betrieb, nämlich der von Rudolf Wienerroither aus Frankenburg.

Das kommt nicht von ungefähr. Kienesberger sagt: „Bei Sitzungen in der Bundesinnung sind die Beiträge aus Oberösterreich genauso umfangreich, wie jene aus allen anderen Bundesländern zusammen.“

Kreativität kommt also wieder in Mode, das unterstrichen die auf der „Botanica“ ausgestellten Arbeiten. Eine davon hat Kienesberger gemeinsam mit dem Gallspacher Bildhauer Erwin Burgstaller angefertigt. Die beeindruckt nicht nur durch ihre außergewöhnliche Formgebung, sondern auch durch die Oberflächenbeschaffenheit.

Der Steinmetz erklärt: „Unten ist der Stein grob anzugreifen, je weiter die Hand nach oben streicht, umso weicher, ja fast samtig, fühlt er sich an.“

Die Faszination, die der Stein auf den Schlüßlberger ausübt, wäre in den 1970er Jahren kaum denkbar gewesen. „Damals hätte der Chef keinen Meißel angegriffen. Überhaupt wurden die meist polierten Grabsteine vor allem maschinell hergestellt“, erinnert sich Kienesberger.

Das war naturgemäß fatal für die Branche, die bald sehr viele Betriebe verlieren sollte. Denn wenn schon Maschinen-Steine, dann gleich jene aus Asien, die billig importiert werden können. Allerdings nur in finanzieller Hinsicht. Denn teuer zu stehen kommt der Verzicht auf die Kreation eigenständiger regionaler Kulturdenkmäler, der Verzicht auf Identität.

Das ist auch deshalb besonders bedauerlich, weil durch die Verwendung von seelenloser Massenware die Betonung der Individualität der Verstorbenen verlorengeht.

Aber wenn wir schon von den finanziellen Kosten sprechen: Die aus heimischen Gesteinssorten hergestellten Unikate sind oft günstiger als importierte Standardware.

Kienesberger, der den Betrieb in dritter Generation mit seinem 39-jährigen Bruder Werner führt, kann auch auf diesen Vorteil bauen. Rotbunter Kalkstein wird aus dem eigenen Steinbruch am Schwarzensee in der Nähe von St. Wolfgang gewonnen.

Immer mehr Kunden wissen das zu schätzen und wollen mit den Grabsteinen einen Bezug zum verstorbenen Angehörigen herstellen, weil sie bereits von bestimmten Vorstellungen inspiriert sind.

In Einklang mit den Friedhofsordnungen ist ein engagierter Steinmetz dann dazu aufgerufen, sowohl sein künstlerisches Gefühl, als auch seine handwerklichen Fähigkeiten entsprechend spielen zu lassen. In ausführlichen Gesprächen wird zunächst eine freihändig gezeichnete Skizze entwickelt, daraus entsteht dann ein Modell für ein Grab, das im Idealfall nicht nur einen Ort der Trauer, sondern auch einen der Hoffnung repräsentiert.

Meist wird ein Grabstein erst dann bestellt, wenn der Todesfall bereits eingetreten ist. Die Ausnahmen von der Regel sind selten, oft werden in diesen Fällen repräsentative Familiengräber gewünscht.

Wie wird Norbert Kienesbergers Grab einmal aussehen?

„Das weiß ich noch nicht. Es wird mir jedenfalls großen Spaß machen, meinen Grabstein von eigener Hand selbst zu schlagen. Hoffentlich übersehe ich den letztmöglichen Zeitpunkt dafür nicht!“

Bildergalerie: Friedhöfe: Orte der Erinnerung

Friedhöfe: Orte der Erinnerung
(Foto: Weihbold) Bild 1/18
Galerie ansehen

 

mehr aus Oberösterreich

Phantombildzeichnerin: "In Stresssituationen prägt man sich Gesichter ganz anders ein"

Tierärzte: Studienplätze sollen reserviert werden

Mutprobe oder nur verfahren? Immer wieder fahren Autos durch Linzer Straßenbahntunnel

Auto von Zug erfasst: Todesopfer bei Unfall in Schalchen

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen