Künstliche Intelligenz: Linzer Uni rüstet auf

Von Markus Staudinger   15.Februar 2018

Wie sieht die Fabrik der Zukunft aus, wie lässt sich die Produktion mit intelligenten Maschinen optimieren – und welche Auswirkungen hat das auf Unternehmen, die Arbeitswelt und andere Bereiche der Gesellschaft?

Diese Fragen sollen an der Linzer Kepler-Uni künftig federführend im Open Innovation Center des Linz Institute of Technology (LIT) behandelt werden. Herzstück des neuen Gebäudes wird die einzige universitäre Pilot-Forschungsfabrik Österreichs sein.

Neue Professoren

Der Spatenstich erfolgt im April. Schon jetzt aber rüstet die Kepler-Uni inhaltlich und personell auf. Heute Abend wird die jüngste Verpflichtung der Kepler-Uni vorgestellt: Martina Mara, derzeit Forscherin am Ars Electronica Futurelab und OÖN-Kolumnistin, wird als Professorin für Roboterpsychologie an die JKU berufen.

Sie ist nicht die einzige Berufung, die das Open Innovation Center des Linz Institute of Technology (LIT) an der Kepler-Uni zu einem der führenden Institute für Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 im deutschsprachigen Raum machen soll. Vom Forschungsinstitut fortiss der TU München kommt als Professor für "Cyberphysical Systems" der gebürtige Welser Alois Zoitl.

Seine Arbeit im Austausch mit den neuen Kollegen einbringen wird im Open Innovation Center auch Sepp Hochreiter, Vorstand des Instituts für Bioinformatik an der JKU und weltweit gefragter Pionier für Künstliche Intelligenz (KI). Gemeinsam mit den Professoren Gerhard Widmer und Armin Biere bildet er die Speerspitze der KI-Forschung in Linz.

Dazu kommt René Mayrhofer, vom Silicon Valley umworbener Experte für IT-Sicherheit, der nach einem Sabbatical bei Google im kommenden Studienjahr wieder als Leiter des Instituts für Netzwerksicherheit an die JKU zurückkehren wird. Demnächst ausgeschrieben wird auch ein Lehrstuhl für "Digitale Soziologie". Zudem soll ein Lehrstuhl für "Digitales Recht" eingerichtet werden, der eng mit der Rechtswissenschaftlichen Fakultät zusammenarbeiten soll.

"Können wir besser als andere"

"Wir wollen Technologie so breit wie möglich denken", sagt JKU-Rektor Meinhard Lukas. "Uns nicht allein auf das technisch Machbare konzentrieren, sondern auch die gesellschaftlichen Implikationen mitdenken. Ich denke, das können wir besser als reine Technische Universitäten oder Fachhochschulen."

Was nicht heißt, dass das Machbare zu kurz kommt: Die LIT-Factory wird eine Pilotfabrik, ebenfalls im selben Gebäude am Westrand des Campus untergebracht, in der intelligente Produktion untersucht wird: Wie kann man intelligente Fertigungsroboter und -maschinen untereinander kommunizieren lassen, wie tauschen sie sich aus, optimieren von sich aus den Produktionsprozess?

Fertiggestellt werden soll das neue Gebäude bis Mitte 2019. Unterstützt wird die JKU dabei von der oberösterreichischen Industrie, dem Land Oberösterreich, der Stadt Linz und dem Bund.

 

Veranstaltung heute Abend

Heute Abend eröffnet die Linzer Kepler-Uni die neue „Faculty Lounge“ im 2. Stock des Uni-Centers. Bei diesem Anlass wird auch Martina Mara als neue Professorin vorgestellt.

Zur Eröffnung hat sich die JKU ein besonderes Gesprächsformat einfallen lassen: Unter dem Titel „Politik will es wissen“ richtet Landeshauptmann Thomas Stelzer Fragen an die JKU-Experten Martina Mara und Gerhard Widmer. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr, Get-Together ab 18 Uhr. Um Anmeldung wird gebeten: www.jku.at/vas

 

Sie gehören zu den führenden Köpfen des LIT

Mit seiner Abteilung für Bioinformatik ins LIT-Open Innovation Center einziehen wird auch Sepp
Hochreiter.
Der gebürtige Bayer ist einer der Pioniere für Künstliche Intelligenz (KI). Er hat in den 90er-Jahren das LSTM-Netz (Long Short-Term Memory) entwickelt, das Maschinen ein Gedächtnis ermöglicht und etwa Grundlage für die Sprachsteuerung von Google oder Alexa ist.

Zur Spitze der KI-Forschung zählen auch der Informatiker Gerhard Widmer, Professor für Computational Perception, der 2009 mit dem höchsten Wissenschaftspreis Österreichs, dem Wittgenstein-Preis, ausgezeichnet worden ist. Sowie der Informatiker Armin Biere, Leiter des Instituts für Formale Modelle und Verifikation.

René Mayrhofer leitet das Institut für Netzwerk-Sicherheit an der JKU. Im Vorjahr versuchte Google den Spitzenforscher abzuwerben. Der JKU gelang es, ihn zum Bleiben zu bewegen. Vereinbart wurde, dass sich Mayrhofer ein Jahr karenzieren lässt, um Erfahrungen bei Google machen zu können, dann aber an die JKU zurückkehrt.