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Karl von Vogelsang

Von Roman Sandgruber, 15. September 2018, 00:04 Uhr

Der historische Zufall will es, dass die zwei geistigen Ahnherren und Ideengeber der beiden immer noch größten Parteien Österreichs heuer ihren 200-jährigen Geburtstag verzeichnen: Karl Marx (1818–1883) und Karl von Vogelsang (1818–1890).

Der eine wurde in den Medien und in der Sozialdemokratie groß gefeiert, der andere wurde von seiner Partei, den Christlichsozialen, in auffälliger Weise vergessen. Ist die ÖVP noch christlichsozial, wurde Bundeskanzler Kurz beim diesjährigen ORF-Sommerinterview gefragt. Seine Antwort war zu erwarten und nicht überraschend. Aber an den Begründer der christlichen Soziallehre in Österreich, den Freiherrn Karl von Vogelsang, haben weder er noch sonst ein Spitzenfunktionär erinnert, obwohl die Parteiakademie der ÖVP auf das Vogelsangheim zurückgeht, dort auch das Karl-von-Vogelsang-Institut seinen Sitz hat und nicht zuletzt Bundesminister Gernot Blümel seine Diplomarbeit über diesen großen Sozialreformer verfasst hat: Es gab keine offizielle Erinnerungsfeier an der Parteiakademie, kein Symposion, nicht einmal eine schlichte Aussendung des Parteiobmanns oder des Generalsekretärs. Nur ein verdienstvoller, aber recht kurzer Artikel des Geschäftsführers des "Karl-von-Vogelsang-Instituts zur Erforschung der Geschichte der christlichen Demokratie in Österreich", Helmut Wohnout, in der nicht gerade auflagenstarken "Furche" stopfte die Lücke.

Zumindest wurde Vogelsangs Grabstätte am Pfarrfriedhof Penzing, die sich bis vor kurzem in einem recht desolaten Zustand befand, auf Initiative des Österreichischen Cartellverbands und mit privaten Spenden renoviert. Der Linzer Altbischof Maximilian Aichern, ein geborener Penzinger und immer noch Sozialsprecher der österreichischen Bischöfe, hatte sich nach Wien begeben, um die renovierte Gruft im Rahmen einer kleinen Andacht zu segnen. Helmut Wohnout hielt eine Ansprache. Kein Spitzenpolitiker war anwesend.

Der im protestantischen Milieu aufgewachsene Vogelsang, der unter dem Einfluss des Mainzer Bischofs und Sozialreformers Wilhelm von Ketteler zum katholischen Glauben konvertiert und nach Österreich ausgewandert war, wurde hier mit seiner "Monatsschrift für christliche Sozialreform" und seinen Sozialreportagen zum Begründer der christlich-sozialen Reformbewegung. Eine ganze Reihe von bis heute wirksamen und aktuell wieder in Diskussion geratenen Sozialgesetzen wurden unter seinem Einfluss beschlossen: die Gewerbeinspektoren (1883), der Elfstunden-Maximalarbeitstag (1885) und schließlich die verpflichtende Arbeiter-Unfall- und die Arbeiter-Krankenversicherung (1887/1889). Aus den von ihm organisierten "Entenabenden", einer Diskussionsrunde für Sozialreformer, ging 1893 die Christlichsoziale Partei hervor, deren Gründung er durch einen Verkehrsunfall nicht mehr erlebte.

 

Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. 

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