KZ-Gedenkstätte Mauthausen wird 2016 Bundesanstalt

Von Alfons Krieglsteiner   01.Juni 2015

Ein neuer Gesetzesentwurf sieht vor, dass die KZ-Gedenkstätte Mauthausen 2016 aus einer Abteilung des Innenministeriums in eine Bundesanstalt umgewandelt wird. Noch heuer soll der Entwurf vom Ministerrat und im Parlament beschlossen werden. Eine einfache Mehrheit der 183 Abgeordneten genügt. Als Bundesanstalt erfolgt die Finanzierung der Gedenkstätte weiterhin durch die Republik Österreich. Das Geld für neue pädagogische Projekte kann ab kommendem Jahr durch Spenden und Lukrierung von Drittmitteln aufgetrieben werden – etwa durch Vermittlungsprogramme und wissenschaftliche Arbeiten, die verkauft werden sollen.

In den vergangenen drei Jahren seien die Besucherzahlen gestiegen, sagt Barbara Glück vom Innenministerium, die seit Dezember 2005 die Gedenkstätte leitet – von 166.000 auf zuletzt 180.000. Die Hälfte davon kommen aus dem Ausland. Glück führt den positiven Trend auf die seit 2013 angebotenen neuen Ausstellungen zurück, durch die sich das Informationsangebot entscheidend verbessert habe: "Das hat sich herumgesprochen!" Für das heurige Jubiläumsjahr erwartet sie einen weiteren Besucheranstieg.

Durch die Umwandlung in eine Bundesanstalt würden die Aufgaben der Gedenkstätte endlich gesetzlich verankert, sagt Glück. Alle großen Vermittlungseinrichtungen Österreichs seien in den vergangenen Jahren aus dem Innenministerium ausgegliedert worden, etwa die Bundesmuseen: "Mauthausen soll jetzt ‘nachziehen’ und eine unabhängige Institution werden." Dann würden auch EU-geförderte, wissenschaftliche Projekte möglich werden, wie sie in Gedenkstätten anderer Länder bereits gang und gäbe seien.

In dem Gesetzesentwurf ist von einem Kuratorium als wirtschaftlichem Prüforgan die Rede, das von mehreren Ministerien für fünf Jahre bestellt wird. Hinzu kommen je ein Vertreter des nationalen und internationalen Mauthausen-Komitees. Der in Fachkreisen schon seit den 1990er-Jahren erhobenen Forderung, die Gedenkstätte zu einer internationalen Stiftung zu machen, kann Glück nichts abgewinnen. Dagegen spreche etwa, "dass dazu ein großes Stiftungsvermögen eingebracht werden müsste".

Sie verweist auf das neue pädagogische Konzept, das sich mittlerweile als erfolgreich erwiesen habe. Seit 2009 basiert es nicht mehr auf Zivildienern, die die Besucher auf den Rundgängen begleiten, sondern auf einem geschulten Team von 60 meist nebenberuflich tätigen Vermittlern, die mehrmals im Monat Führungen zu verschiedenen Themen übernehmen. Am 19. Juni beginnt ein neuer, bis März 2016 dauernder Ausbildungslehrgang, bei dem 40 weitere Vermittler eingeschult werden, darunter viele mit Migrationshintergrund. Zivildiener werden laut Glück weiter in der pädagogischen Abteilung, der Verwaltung und in der Museumsaufsicht eingesetzt.

Angestrebt wird die intensive Vernetzung mit den mehr als 40 Außenlager-Erinnerungsorten. Man habe eine Außenlager-Initiative gestartet, deren Ziel die Zusammenarbeit mit den lokalen Initiativen etwa in Melk, Gusen, Ebensee, Redl-Zipf und Loiblpass sei.

"Der Fokus wird weiterhin verstärkt auf der Internationalität der Gedenkstätte liegen", betont Glück mit Verweis auf entsprechende Kooperationsabkommen. Auch die Audio-Guides, die es jahrelang nur auf Deutsch und Englisch gab, sollen künftig eine größere Bandbreite an angebotenen Sprachen bieten: "Im Juni sind wir im Tonstudio, um die Texte ins Italienische zu übertragen", berichtet Glück. Denn die Italiener machen den größten Anteil der ausländischen Besucher aus. Weitere neun Sprachen sind nach dem Muster der bereits bestehenden Info-Folder geplant.